Imam Rabbânî, möge Allah sein Geheimnis segnen, sagt in seinem 304. Brief aus dem 1. Band seines „Maktûbât“:
Nach dem Hamd für Allah, den Erhabenen, und Salawât für unseren Propheten, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken, spreche ich Bittgebete darum, dass ihr das ewige Glück erlangt. In vielen Versen verkündet Allah, der Erhabene, dass die Mu’minûn, die rechtschaffen handeln, in die Dschanna eingehen werden. Was aber sind diese „A’mâlus-sâliha“ (rechtschaffene Taten)? Meint dies alle guten Taten oder einige von ihnen? Wenn damit alle möglichen guten Taten gemeint wären, dann wäre niemand dazu in der Lage. Wenn damit einige der guten Taten gemeint sind, welche sind sie dann? Schließlich verkündete Allah, der Erhabene, in Seiner Güte, dass mit rechtschaffenen Taten die fünf Pfeiler des Islam gemeint sind. Wenn jemand diese fünf Pfeiler des Islam gebührend und fehlerfrei durchführt, dann besteht starke Hoffnung, dass diese Person vom Dschahannam errettet wird. Denn diese Taten sind in ihrem Grunde rechtschaffene Taten und bewahren den Menschen vor Sünden und davor, Schlechtes zu tun. Denn es heißt im edlen Koran in Vers 45 der Sure „al-Ankabût“ sinngemäß: ‚Die korrekt verrichtete Salât bewahrt den Menschen davor, schmutzige, hässliche Sachen zu tun.‘ Wenn es jemandem vergönnt ist, die fünf Pfeiler des Islam zu erfüllen, dann hat er damit für alle Gaben gedankt. Denn Allah, der Erhabene, verkündet in Vers 146 der Sure „an-Nisâ“ sinngemäß: ‚Wenn ihr Iman habt und dankbar seid, werde Ich euch nicht strafen.‘ Also muss man mit Leib und Seele versuchen, die fünf Pfeiler des Islam zu erfüllen.
Der wichtigste dieser fünf Pfeiler ist die Salât, denn sie ist die Säule des Islam. Man muss versuchen, die Salât so zu verrichten, dass man nicht mal einen ihrer Âdâb auslässt. Wenn die Salât vollständig und korrekt verrichtet wird, ist damit das grundsätzliche und wichtigste Fundament des Islam gelegt. Dann hat man das feste Seil ergriffen, das vor dem Dschahannam rettet. Möge Allah, der Erhabene, uns allen gönnen, die Salât korrekt zu verrichten!
Das Sprechen des Takbîr zu Beginn der Salât bedeutet, dass man bestätigt, dass Allah, der Erhabene, nicht auf die Anbetung der Geschöpfe angewiesen ist, dass Er in keinerlei Hinsicht bedürftig ist und dass die Salât der Menschen Ihm keinen Nutzen verschafft. Die Takbîre in der Salât selbst zeigen, dass wir nicht würdig und nicht in der Lage sind, Allah, den Erhabenen, so anzubeten, wie es Ihm gebührt. Da in den Tasbîhât, die in der Rukû’ gemacht werden, auch diese Bedeutung steckt, wurde nach der Rukû’ kein Takbîr angeordnet. Aber ein Takbîr wurde nach jeder Sadschda angeordnet, denn die Sadschda ist der Gipfel der Tawâdu’ (Demut) und Erniedrigung und wenn man dies tut, denkt man, man hätte die Ibâda gebührend, vollständig durchgeführt. Um sich vor einem solchen Gedanken zu schützen, wurde angeordnet, d.h. es ist Sunna, dass man, wenn man sich zur Sadschda begibt und wieder aufrichtet, Takbîr spricht und dass man in den Tasbîhât in der Sadschda ‚A’lâ‘ sagt.
Da die Salât die Mi’râdsch des Mu’min ist, wurde angeordnet, zum Ende der Salât jene Worte zu sprechen, mit denen unser Meister, der Prophet, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken, in der Nacht der Mi’râdsch beehrt wurde und die als ‚Tahiyyât‘ bekannt sind. Sodann sollte der Betende die Salât zu seiner Mi’râdsch machen und das Äußerste der Nähe zu Allah, dem Erhabenen, in seiner Salât suchen.
Unser Prophet, Friede sei mit ihm, sagte sinngemäß: ‚Während er die Salât verrichtet, ist der Mensch seinem Herrn am nächsten.‘ Wenn jemand die Salât verrichtet, dann spricht er mit seinem Herrn, fleht Ihn an und erkennt Seine Größe und, dass alles andere als Er nichts und nichtig ist. Da aus diesen Gründen in der Salât Zustände der Angst, des Erschauerns und des Erschreckens eintreten können, wurde angeordnet, dass man die Salât mit dem zweimaligen ‚Salâm-Gruß‘ beendet, damit der Betende Trost und Ruhe findet.
Unser Prophet, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken, gebot in einem ehrwürdigen Hadith sinngemäß das Sprechen von: „33 Mal ‚Tasbîh‘, 33 Mal ‚Tahmîd‘, 33 Mal ‚Takbîr‘ und ein Mal ‚Tahlîl‘ nach dem Fard-Gebet“. Der Grund ist, dass mit dem ‚Tasbîh‘ Mängel in der Salât ausgeglichen werden. Man drückt damit auch aus, dass man nicht in der Lage war, eine gebührende, vollkommene Ibâda zu verrichten. Mit dem ‚Tahmîd‘ drückt man aus, dass die Ehre, die Salât verrichtet zu haben, mit der Hilfe Allahs, des Erhabenen, und Seinem Bestimmen erlangt wurde und man bedankt sich für dieses große Geschenk mit ‚Hamd‘. Mit dem ‚Takbîr‘ drückt man aus, dass es niemanden außer Ihm gibt, der der Anbetung würdig ist.
Wenn dann die Mängel einer Salât, die alle ihre Bedingungen und Âdâb möglichst erfüllend verrichtet wurde, ausgeglichen sind, man dafür gedankt hat, dass einem die Salât ermöglicht wurde und ausgedrückt hat, dass sonst niemand das Recht hat, angebetet zu werden und dies mit dem Spruch des Tawhîd (Kalimatut-Tawhîd) beendet, während man es rein und aufrichtig im Qalb bestätigt, mag es sein, dass eine solche Salât angenommen wird. Dann zählt ein solcher Betender zu denen, die die Salât wirklich verrichtet haben und errettet werden. O mein Herr! Lasse uns zu Ehren des höchsten aller Propheten, Friede sei mit ihm und mit ihnen allen, von jenen glücklichen Dienern sein, die die Salât wirklich verrichten und errettet werden! Âmîn.“