74. Es gilt, als Anbetung die ehrwürdigen Hadîthe des Gesandten Allahs, Friede sei mit ihm, zu lesen. Wer sie liest, wird dafür belohnt. Es ist mustahabb, beliebt und gern gesehen, beim Lesen von ehrwürdigen Hadîthen, dass man die Gebetswaschung vornimmt, saubere Kleider anzieht, schöne Düfte aufträgt, das ehrwürdige Hadîth-Buch höher platziert, nicht für Leute, die dazukommen, aufsteht und dass die Zuhörenden nicht untereinander reden. Wer regelmäßig ehrwürdige Hadîthe liest, dessen Gesicht wird voller Licht, glänzend und schön. Dies sind auch die Verhaltensregeln, die man beim Lesen des edlen Quran beachtet.
75. Als die Zeit des Todes des Gesandten Allahs, Friede sei mit ihm, kam, kam Dschibrîl, Friede sei mit ihm, zu ihm und sagte, dass Allah, der Erhabene, Seinen Salam, Seinen Frieden schicke. Dschibrîl, Friede sei mit ihm, sagte, dass er nun sterben würde. Er brachte ihm frohe Botschaften für ihn und für seine Gemeinde.
76. Um seine gesegnete Seele zu holen, kam Azrâîl, Friede sei mit ihm, in der Gestalt eines Menschen zu ihm und bat um Erlaubnis, eintreten zu dürfen.
77. Die Erde, in der er begraben ist, ist besser als jeder andere Ort, besser als die Kâ‘ba [und besser als die Gärten des Paradieses].
78. Er ist in seinem Grab auf eine Weise, die wir nicht begreifen können, lebendig. Er rezitiert den edlen Qur‘ân in seinem Grab und verrichtet dort Salât. Auch alle anderen Propheten, Friede sei mit ihnen allen, sind in diesem Zustand.
79. Überall auf der Welt gibt es Engel, die, wenn die Muslime die Segenswünsche für den Gesandten Allahs, Friede sei mit ihm, sprechen, zu seinem Grab eilen und ihm davon berichten. Sein Grab wird täglich von tausenden von Engeln besucht.
80. Die Taten und Anbetungen seiner Gemeinde werden ihm jeden Morgen und jeden Abend gezeigt. Er sieht auch jene, die diese verrichten. Für die, die Übertretungen begehen, bittet er um Vergebung.
81. Sein Grab zu besuchen ist auch für Frauen, mustahabb, beliebt und gern gesehen. Andere Gräber dürfen sie nur zu Zeiten besuchen, wenn es dort nicht geschäftig ist.
82. So wie zu seinen Lebzeiten erfüllt Allah, der Erhabene, auch nach seinem Tod die Bitten jener, die ihn zum Mittel für ihre Bittgebete machen [Tawassul] – seines Ansehens und seiner Ehre wegen. Ein Bauer kam zu seinem Grab und sprach: „O mein Herr! Du hast geboten, Diener freizusetzen. Dieser ist Dein Prophet, und ich bin Dein Diener. Setze mich beim Ansehen Deines Propheten vom Feuer der Hölle frei.“ Eine Stimme erklang zu ihm, die sagte: „O Mein Diener! Warum wünschtest du nur für dich allein die Freisetzung? Warum wünschtest du nicht, dass alle Meine Diener freigesetzt werden. Gehe nun deines Weges! Ich habe dich freigesetzt.“ Ein berühmter Walî, Freund Allahs, Khâtimu‘l-Asam, möge Allah mit ihm barmherzig sein, [Khâtim al-Asam al-Balkhî starb 237 n. H [852 n. Chr.].] stand neben dem Grab des Gesandten Allah und sprach: „O mein Herr! Ich habe das Grab Deines Propheten besucht, lasse mich nicht mit leeren Händen zurückkehren.“ Er hörte eine Stimme, die sagte: „O Mein Diener! Ich nehme deinen Besuch bei Meinem Geliebten an. Ich vergebe dir und denen, die dich begleiten.“
Imam Ahmed al-Kastalânî, möge Allah mit ihm barmherzig sein, sagte: „Ich litt einige Jahre an einer Krankheit, und die Ärzte konnten kein Mittel dagegen finden. Eines Nachts in Mekka flehte ich lange zum Gesandten Allahs, Friede sei mit ihm. In derselben Nacht sah ich jemanden in meinem Traum. Er hielt einen Zettel in der Hand und ich las darauf: ‚Hier steht mit Erlaubnis des Gesandten Allahs, Friede sei mit ihm, die Medizin für die Krankheit von Ahmed al-Kastalânî geschrieben.‘“ Als ich aufwachte, war keine Spur mehr von meiner Krankheit geblieben.“
Kastalânî erzählte auch: „Ein Mädchen litt an Epilepsie. Ich flehte viel zum Gesandten Allahs, Friede sei mit ihm, dass sie Heilung finde. In meinem Traum brachte mir jemand den Dschinn, der für die Krankheit dieses Mädchens verantwortlich war, und sagte, dass der Gesandte Allahs, Friede sei mit ihm, ihn mir geschickt hatte. Ich zürnte mit dem Dschinn und schimpfte mit ihm. Er schwor, dem Mädchen nicht mehr weh zu tun, und dann wachte ich auf. Bald darauf erhielt ich die Nachricht, dass das Mädchen von der Epilepsie geheilt war.“
83. Der erste, der aus dem Grab aufstehen wird, ist der Prophet, Friede sei mit ihm. Er wird mit Gewändern des Paradieses bekleidet sein. Er wird auf dem Buraq zum Platz der Versammlung reiten. In seiner Hand wird der „Livâ-ul-hamd“ „Banner des Lobes“, sein. Die Propheten und alle Menschen werden unter diesem Banner stehen. Nach tausend Jahren Warten auf den Beginn des Gerichts werden sie Bedrängnis fühlen. Sie werden sodann zuerst zu Âdam, dann zu Nûh, Ibrâhîm, Mûsâ und Îsâ, Friede sei mit ihnen allen, gehen und sie bitten, dass sie Fürsprache einlegen, damit das Gericht beginnen möge. Doch jeder von ihnen wird seine besondere Entschuldigung vortragen, warum sie nicht Fürbitte, Schafâ‘a, einlegen können. Dann werden die Menschen zum Gesandten Allahs, Friede sei mit ihm, kommen und ihn anflehen. Er wird sich vor Allah, dem Erhabenen, in Sadschda niederwerfen, Bittgebete machen, und seine Fürsprache wird angenommen werden. Es wird zuerst über seine Gemeinde Gericht gehalten, sie werden als Erste die Sirât, die Brücke, über das Feuer überqueren und sie werden als Erste in das Paradies einziehen. Sie werden jeden Ort, zu dem sie gehen, in Licht eintauchen. Wenn Fâtima, möge Allah mit ihr zufrieden sein, über die Sirât geht, wird gerufen werden: „Mögen alle die Augen verschließen! Es ist die Tochter Muhammeds, Friede sei mit ihm!“
84. Er wird an fünf Orten Fürsprache einlegen.
Die erste ist die Fürsprache, die „Maqâmu‘l-Mahmûd“ genannt wird und die die Menschen von der Pein des Wartens am Platz der Versammlung befreien wird.
Die zweite ist die Fürsprache, durch die viele Menschen in das Paradies geschickt werden, ohne dass Gericht über sie abgehalten wird.
Die dritte Fürsprache ist jene, die die Gläubigen, die viele Sünden haben, aus der Hölle holen wird.
Die vierte Fürsprache ist jene, die für die Leute gemacht wird, deren gute und schlechte Taten genau gleich sind und die an dem „A‘râf“ genannten Ort warten, damit sie in das Paradies einziehen.
Die fünfte Fürsprache ist für die Leute des Paradieses, damit ihr Rang erhöht werde. 70.000 Leute, die durch Fürsprache vor dem Gericht bewahrt werden, werden ihrerseits für je 70.000 Leute Fürsprache einlegen und auch diese werden, ohne dass über sie Gericht gehalten wird, in das Paradies einziehen.
85. In einer ehrwürdigen Hadîth Qudsî heißt es: „Wärst du nicht, hätte Ich die Welten nicht erschaffen.“
86. Der Ort des Gesandten, Friede sei mit ihm, im Paradies lautet „Wasîla“. Dieser ist der höchste Ort im Paradies. Die Wurzel des „Sidratu‘l-Muntahâ“, von dem ein Ast zu jedem Bewohner des Paradieses herabreichen wird, befindet sich dort. All Segen und Gaben des Paradieses werden über diese Äste kommen.
O du Zâhid! Öffne die Augen, schaue auf die Wüste und ziehe daraus Lehre! Schau dir diese Himmel genannte Kuppel ohne Pfeiler an, und ziehe daraus Lehre! Wenn du die Macht des Allergrößten zu sehen wünschst, dann schaue dir die Welt jeden Morgen in der Zeit vor dem Anbruch des Morgens an, und ziehe daraus Lehre!
Selbst wenn du ein Sultan bist – bei deinem Totengebet wird nur gesagt: „Für eine Person.“ Gehe und schaue dir den Toten auf der Bahre an, und ziehe daraus Lehre! Am Ende hat man nur das Leichentuch als Mitbringsel, gleich ob Reicher oder Armer. Wer also stolz ist aufgrund weltlicher Güter – ist er etwas anderes als ein Verrückter?