DER LEBENSLAUF VON
HUSSEJN HILMI BIN SAÎD EFFENDI,
DEM SCHÜLER VON SEJJID ABDULHAKÎM ARWÂSÎ
An einem schönen Morgen am 8.3.1911 (1329) wurde er, im Hause Nummer 1, in der Straße Wezirtekke-Schifâ Yokuschu im Stadtviertel Servi in der Kreisstadt Eyyüb Sultan in Istanbul geboren. Sein Vater Said Effendi und sein Großvater Ibrahim Pehlivan stammen aus dem Dorf Tepova, in der Bezirkstadt Lofdscha der Stadt Plewne in Bulgarien, seine Mutter Aischa Hanım und ihr Großvater Hussejn Aga stammen auch aus Lofça. Said Effendi wanderte beim Krieg 1893 (1295) gegen die Russen nach Istanbul aus, ließ sich in der Straße Wezirtekke in Eyyüb Sultan nieder und heiratete. Wegen der Notlage, die der Krieg und die Auswanderung verursachten, konnte er keine Schule besuchen und wurde Beamter für Gewichtskontrolle in der Stadtgemeinde. Er leistete diesen Dienst über vierzig Jahre. Indem er in den großen Moscheen in Istanbul an den Unterhaltungen der berühmten Gelehrten ununterbrochen teilgenommen hat, vertiefte er sich in den religiösen Kenntnissen. Er war sehr meisterhaft, Probleme bezüglich der vier Rechenarten zu lösen, die ihm sein Dienst bereitete, sodass man ihn deswegen bewunderte.
Hussejn Hilmi Effendi besuchte ab seinem fünften Lebensjahr die Michri Schah Sultan Schule, die zwischen dem Bostan genannten Schiffanlegeplatz und der Moschee Eyyüb Sultan liegt. Dort lernte er in zwei Jahren den ganzen heiligen Koran auswendig. In seinem siebten Lebensjahr besuchte er die Hautschule “Reşadiye Numune Mektebi” an der Türbe von Sultan Reschad Han. Neben dieser Ausbildung schickte ihn sein Vater zu den Schulen für Religion “Hakim Kutbuddin,” “Kalenderhane” und “Ebussü’ûd”. Er gab sich eine große Mühe für gute Erziehung seines Sohnes. Hussejn Hilmi Effendi beendete die Grundschule 1925 mit dem bestem Prädikat. Die Lobschreibungen, die ihm in der Grundschule für jedes Fach verliehen wurden, bilden ein großes Album. Nach dem Abschluss der Grundschule, bestand er die Aufnahmeprüfung des Militärgymnasiums Halıcıoglu auch mit bestem Prädikat. Diese Schule wurde in demselben Jahr von Konya nach Istanbul versetzt. Kurz nach seiner Einschulung wurde er in die zweite Klasse übergeführt, die er auch als bester Schüler beendete. Die Lobschreibungen, die ihm jedes Jahr überreicht wurden, öffneten ihm nach dem Abschluß, im Jahre 1929, die Türen der militärischenedizinischen Fakultät.
Während er das Gymnasium besuchte, ließ ihn sein Geometrielehrer in jeder Stunde den Unterricht wiederholen. Seine Freunde gestanden ihm: “Wenn du den Unterricht erläuterst, verstehen wir ihn besser.”
Eines Tages bewies er in der zweiten Klasse die Theorie: “Damit die Projektion eines rechten Winkels rechtwinklig wird, muß eine Seite dessen zu der Ebene parallel sei und es genügt.” Währenddessen machte er eine unervartete Unterbrechung. Daraufhin wollte ihm sein Lehrer (Hauptmann) Fuat Beg helfen. Aber er sprach: “Herr Lehrer, es gelingt mir nicht, diesen Teil zu verstehen. Ich verstehe schon, was Sie erklärt haben, aber zwei Beweise stehen im Gegensatz zueinander. Fuat Beg stellte die Frage diesmal dem Zweiten der Klasse. Dieser antwortete: “Nein, Herr Lehrer. Hilmi Effendi wird sich geirrt haben. Im Buch steht es auch so, wie Sie es erklärt haben.”, während er sich über Position seines Gegners freute. Als Hilmi Effendi darauf beharrte, es nicht verstanden zu haben, schickte er ihn zu seinem Platz und tröstete ihn mit folgenden Worten:
“Hilmi Effendi. Irren ist menschlich. Vielleicht bist du zu müde, weil du heute viel gearbeitet hast. Sei nicht besorgt!” In der darrauf folgenden Nacht, als alle im Schlaf waren, kam der Nachtwächter und weckte Hussejn Hilmi Effendi auf, und teilte mit: “Steh auf! Der Geometrielehrer will dich sprechen. Er ist jetzt im Lehrerzimmer.” Hilmi Effendi stand auf und zog sich an. In der Mitternacht trat er erstaunt ins Lehrerzimmer ein. Fuad Beg: “Mein Sohn! Als ich zu Haus ankam, dachte ich darüber nach: “Hilmi Effendi wiederholte bis jetzt mit Leichtigkeit jeden Unterricht, der neu als Aufgabe gegeben wurde. Er löste auch die komplizierten mathematischen Probleme. Es muss doch einen Grund dafür geben, wenn er heute gesagt hat, dass diese zwei Hypothesen der Geometrie im Gegensatz zueinander stehen. Ich prüfte lange Zeit dieses Thema. Ich habe es festgestellt, Hilmi Effendi hat recht. Der französische Professor Hadamar hat es falsch geschrieben. Dazu hat Ahmet Nazmi Beg, der Geometrielehrer vom Gymnasium in Izmir, es noch falsch übertragen, weil er diesen Fehler nicht bemerkt hat. Auch ich habe dieses Thema jahrelang falsch unterrichtet. Mein Sohn, du hast doch recht. Ich bin stolz darauf, daß ich einen Schüler wie dich habe. Ich bin gekommen, damit du ruhig schlafen kannst und es dich freut. Ich konnte bis morgen nicht dulden.” Er küsste Hilmi Effendi die Stirn und verließ das Zimmer.
Hilmi Effendi konnte jeden Ramadan im Schuljahr fasten und verrichtete jedes Gebet. Während er die letzte Klasse besuchte, blieb er der einzige, der das Gebet verrichtete. Denn einige Lehrer, die auf die Feinde des Islam hereingefallen sind, oder sich vielleicht auch verkauft haben, prägten den Schülern Unglaube und Feindschaft gegen unsere Vorfahren ein, sie logen, verleumdeten und behaupteten dennoch, dass, sie damit Naturwissenschaften lehrten. Adem Nezihî, der Geologielehrer, Sabri, der Physiklehrer, Dschemil Sena, der Philosophielehrer und Galip aus Bagdad, der Geschichtslehrer und Major, gingen bei diesen schädlichen Einprägungen sehr weit. Deshalb hatte er keinen Klassenkamerad mehr, der betete. Aber er fiel auf diese Lehrer nicht herein. Er arbeitete mehr als die anderen für ihre Fächer und bekam die besten Noten und die meisten Lobschreiben.
Während seinem letzen Schuljahr im Militärgymnasium, starb sein Vater, Saîd Effendi. Die Schüler des militärischen Gymnasiums, seine Lehrer und Offiziere nahmen am Leichenzug teil. Die Bewohner von Eyyüb waren über die Menschenmenge, die sich dem Leichenzug anschloßen, erstaunt.
Hilmi Effendi war in den Jahren, in denen er in der naturwissenschaftlichen Fakultät im prächtigen Schloss von Zeynep Walide Sultan in der Nähe von Bayazid-Platz studierte, sehr traurig. Bei einem Freitagsgebet in der Moschee Bayazid gab es nur eine Reihe Anbeter. Und diese waren nur alte Leute. Er machte sich Sorgen, einerseits weil einige Jahre später kein Moslem mehr dasein würden, andererseits untersuchte er den Grund dafür, aber es gelang ihm nicht, eine Antwort zu finden. Er war in Hoffnungslosigkeit. Er hatte zudem niemand, mit dem er sein Leid teilen und von dem er lernen konnte.
Eines Tages ging er nach dem Unterricht zur Verrichtung des Mittagsgebets in die Bayezid Moschee. Nach dem Gebet sah er jemanden auf der linken Seite der Moschee predigen. Er setzte sich nieder und hörte zu. Der Prediger erklärte die sechs Grundsätze des Glaubens mit Hilfe eines kleinen Buches in seiner Hand. Was er erzählte, war ihm alles bekannt. Trotzdem ging er nicht mit dem Gedanken, dass der Prediger denken könnte, die Predigt hätte ihm nicht gut gefallen. Die Zuhörer waren sowieso drei oder fünf alte Herren. Die Predigt endete bald. Er zeigte den Anwesenden auf die Büchlein, die vor ihm lagen, und sagte: “Jeder braucht diese kleinen Bücher. Ich verkaufe sie. Kauft doch von diesen.” Man konnte an seinem Aussehen erkennen, dass er sehr arm war. Niemand kaufte eins. Hilmi Effendi hatte Mitleid mit dem Prediger. Er fragte ihn nach dem Preis des Buches, er wollte eins kaufen und einem Jungen schenken. Auf die Antwort “fünfundzwanzig Kurusch” (Pfennig) kaufte er es nicht. Denn er hatte keine 25 Kurusch. Damals war das Geld vom großen Wert. Das Gehalt des Vorbeters war 17 Türkische Lira, der des Leutnants 61 TL. Er hatte es nicht von einem Geistlichen erwartet, ein solches Buch mit dem Preis über 5 Kurusch zu verkaufen. Er dachte: Man sollte dieses Buch um ALLAHs des Erhabenen willen kostenlos geben. Zum Erhalt des Lebensunterhalts sollte es höchstens 5 Kurusch kosten und war mit diesem Prediger nicht zufrieden. Er stand auf und ging auf die andere Seite. Dort war es voll besetzt. Ein alter Mann saß in der Mitte, las aus einem Buch vor und erklärte. Er kam mühsam an ihm heran, setzte sich hinter ihn und hörte ihm zu. Es ging darum, wie man die Gräber der Heiligen besuchen sollte. Dieses Thema war ihm unbekannt und interessierte ihn sehr. Dazwischen fing man an, das Nachmittagsgebet zu verrichten. Der Prediger klappte das Buch zu und reichte es Hussejn Hilmi in die Hand mit den Worten: “Dieses Buch schenke ich diesem jungen Herrn um ALLAHs, des Erhabenen, willen.” Er stand dann auf und begann mit dem Gebet. Während Hilmi Effendi dem Prediger zuhörte, dachte er immer noch an den vorigen Prediger und wiederholte in sich das Prinzip, daß ein Geistlicher, ein geliebter Diener ALLAHs, des Erhabenen, religiöse Bücher kostenlos geben sollte. Und das Wichtigste war, dass dieser ihn nicht gesehen hatte. Und woher wusste er denn, dass ein “kleiner” Herr hinter ihm saß? Nachdem er dieses Buch in die Hand genommen hatte, verrichtete er das Gebet in einem leeren Raum. Dann schaute er auf das Buch. Auf dem Deckel standen der Titel Râbıta-ı scherîfe (geistige Verbundenheit) und sein Verfasser Abdulhakim.
Er fragte einem Man neben ihm, wer der Prediger war und erfuhr, dass der Herr, der ihm das Buch gegeben hatte, Abdulhakim war und jeden Freitag in der Moschee Eyyüb Sultan predigte. Daraufhin ging er sofort in das Gebäude namens Bekir Aga Bölügü (in der Nähe vom Bayazid Turm), wo er bis Freitag ungeduldig wartete. Damals war der Freitag der allgemeine Ruhetag. Er suchte in der großen Moschee den Prediger, fand ihn aber nicht. Er fragte nach ihm. Ihm wurde geantwortet. “Er ist in der anderen Moschee als Vorbeter verpflichtet. Nachdem er das Gebet verrichtet hatte, ging er dorthin und wartete eine Weile draußen im Hof. Er konnte nicht weiter warten und ging hinaus. Da sah er ihn an einer Buchhandlung sitzen. Hilmi Effendi kam ihm von hinten heran und sah ihn freundlich und liebevoll an. Der Buchverkäufer redete Abdulhakim Effendi an: Mein Herr, bleib nicht stehen, setz dich doch auf diesen Stuh!” Der Stuhl war mit Schnee bedeckt. In dem Moment, wo Abdulhakim Effendi sich hinsetzen wollte, erhob sich Hilmi Effendi plötzlich und sagte: “Halten Sie ein Moment! Setzen sie sich nicht!” Und dann machte er den Stuhl mit seinem Taschentuch sauber. Auf den Stuhl legte er seinen militärischen Mantel und sagte: “Bitte, setzen Sie sich!” Daraufhin richtete er sich nach dem Jungen und sah ihn an. Sein gesegnetes Gesicht war Achtung und Ehrfurcht erweckend. Seine schwarzen Augenbrauen und Augen und sein runder Bart waren sehr schön, und sehr lieb. Er sagte ihm: “Nähme deinen Mantel!” und setzte sich dann auf den Stuhl. Darüber wurde Hilmi Effendi traurig. Aber dann sagte er: “Lege den Mantel auf mich!” Hilmi Effendi freute sich über diesen Befehl. Während die Moslems aus der Moschee herauskamen, trat er in die Moschee in seinen kleinen Raum ein, wo er predigte. Er setzte sich auf einen hohe Kissen auf dem Boden und fing an aus seinem Buch, der auf dem Lesepult lag vorzulesen und zu erläutern. Hussejn Hilmi Effendi saß ganz vorne, gegenüber ihm und hörte ihm aufmerksam zu. Es gefiel ihm, Kenntnisse über Materie und Religion zu erwerben, über die er schon lange verfügen wollte und wovon er noch nichts gehört hatte. Er war gleich einem Armen, der ein vergrabenen Schatz fand und gleich einem Durstigen, der etwas Kühles trank. Er wandte seinen Blick von Abdulhakim Effendi nicht ab, machte sich daran, sein liebenswürdiges, lichtwolles Gesicht anzuschauen, und die wertvollen, von ihm erteilten Kenntnissen wie Brillanten aufzunehmen. Er war derart ausser sich, dass er seine irdischen Angelegenheiten und seine Fakultät vergaß. Er hatte das Gefühl, als liefe in seinem Herzen etwas herum, als würde sein Herz mit etwas Süßem gereinigt. Schon mit seiner ersten Unterhaltung, mit seinen ersten Worten war er begeistert und erreichte wohl schon in der ersten Unterhaltung den mystischen Rang “Fenâ”, zu dessen Erlangung man sich lange Jahre kasteien musste. Leider verging eine Stunde schnell und die Unterhaltung war schon zu Ende. Diese eine Stunde kam ihm wie ein Moment vor. Es war ihm, als würde er von einem süßen, herrlichen Traum aufgeweckt, er steckte sein Notizbuch in die Jackentsache und nahm seinen Platz vor der Tür, um hinauszugehen. Während er sich die Schuhriemen schnürte, flüsterte ihm einer ins Ohr: “Kleiner Herr! Du hast mir gut gefallen. Unser Haus liegt bei dem Friedhof. Komm zu uns, dann unterhalten wir uns!” Der Herr, der dieses schöne, wirksame Wort sagte, war Abdulhâkim Effendi. In dieser Nacht sah er folgenden Traum: “Es war ein wolkenloser, glänzender Himmel, der mit einem Zaun, aus Moscheenkuppeln umgeben war. Dort ging ein Herr mit leuchtendem Gesicht. Als er aufmerksam in die Höhe aufschaute, merkte er, dass dieser Herr Abdulhakim Effendi war.” Mit Freude erwachte er vom Traum. Einige Tage später erlebte er im Traum, daß einer am Kopfteil des Sarkophags von Halid (Eyyüb al- Ansâri), möge Allah mit ihm zufrieden sein, saß, dessen Gesicht wie der Mond glänzte. Eine Menge Menschen standen in der Reihe, damit sie diesen Herrn die Hand küssen konnten. Hilmi Effendi schloß sich ihnen an. Während er ihm die Hand küsste, erwachte er vom Traum. Jeden Freitag besuchte Hilmi Effendi. Abdulhakim Effendi, der in dieser Zeit in Fatih wohnte. Manchmal kam er vor dem Morgensgebet und ging nach dem Nachtsgebet unwillig fort. Bei diesen Unterhaltungen vergaß er alles. Es kam ihm vor, als ob er alles zum ersten Mal sehen würde. Beim Essen, bei rituellen Gebeten, bei Pausen oder beim Ausgehen war er immer mit Abdulhakim Effendi zusammen. Er achtete immer auf seine Handlung, sein Benehmen und hörte immer auf ihn. Er bemühte sich darum, keine Zeit zu vergeuden. Freitags und in den Freizeiten ging er immer zu ihm, verpasste niemals seine Predigten in den Moscheen. Abdulhakim Effendi ließ ihn zuerst türkische Werke, einige Monate später, arabische Sprachbücher Morphologie und Syntax vorlesen. Danach ließ er ihn die Bücher Amsila, Awâmil, Infinitive von Simâ’î, Diwan-ı Mewlânâ Hâlid (Sammlung von Mewlânâ Hâlid), Kaside von Amâli, das Logik-Buch ‘Isâgüdschi’ auswendig lernen. Es verging kein Tag, an dem kein Doppelvers, keine Verszeile oder kein arabischer oder persischer Satz geschrieben oder erklärt wurde. Alles Geschriebene wurde auch auswendig gelernt.
Die erste Aufgabe, die Arbeit von Hussejn Hilmi Effendi, die er von Abdulhakim Effendi bekam war, einige Zeilen des Buches über Vorherbestimmung und Schicksal von Imam al-Begâwi vom Arabischen ins Türkische zu übertragen. Als Hussejn Hilmi, der die Übersetzung in der Nacht zu Hause machte, diese am nächsten Tag seinem Meister vorlegte, sagte dieser ihm: “Sehr gut, du hast es richtig übersetzt. Es hat mir gut gefallen.” Diese erste Übertragung steht im vierten Abschnitt des zweiten Kapitels des Buches “Seadet-i Ebediyye” (Endless Bliss).
Hussejn Hilmi Effendi wurde als bester Schüler von der zweiten Klasse der medizinischen Fakultät versetzt. Es war die Zeit, die Arbeit über Kadaver zu leisten, da er das Testat über Knochen bestanden hatte. In derselben Woche ging er nach Eyyüb und im Garten saßen sein Meister und er gemeinsam. Da fragte sein Meister: “Was studierst du in der Hochschule?” Auf die Antwort von Hussejn Hilmi sagte er: “Werde nicht Arzt, wechsle auf Pharmazeutik um. Das ist doch besser.” Daraufhin antwortete er: “Ich bin der Beste in der Klasse. Dies wird mir nicht genehmigt.” Sein Lehrer: “Stell vorerst einen Antrag, ALLAH, der Erhabene, ermöglicht es hoffentlich.”
Infolge der Anträge und des amtlichen Briefwechsels wurde Hussejn Hilmi Effendi auf die pharmazeutische Fakultät in die zweite Klasse aufgenommen. Aber es war in der Mitte des Schuljahrs, die meisten Themen der einzelnen Fächer waren schon durchgenommen und auch wurde ihm mitgeteilt, dass er einige Fächer der ersten Klasse nachholen musste. Einige Monate später wurde er in die dritte Klasse als der Beste versetzt. Er beendete die pharmazeutische Fakultät und später das ein jährige Praktikum im Militär-Hospital “Gülhane” als der Beste. Danach wurde er zuerst als Leutnant zum Lehrer für das Internat der militärisch-medizinischen Fakultät ernannt. Während des Studiums in der pharmazeutischen Fakultät war er im Auftrag von Abdulhakim Effendi auf die in Paris erscheinende Zeitung “Le Matin” abonniert und dadurch machte er im Französischen gute Fortschritte. Während er den Beruf als Internatslehrer ausübte, begann er das Studium an der chemischen Fakultät, diesmal auch im Auftrag von Abdulhakim Effendi. Er hörte von Mises, Hochmathematiker, von Prager, Professor für Mechanik, von Dember, Physiker und von Goss, Professor für technische Chemie. Ausserdem arbeitete er mit Arnd, dem Professor für Chemie, zusammen. Er gewann dabei sein Lob. Bei Arnd leistete er sechs Monate lang eine wissenschaftliche Untersuchung, brachte die synthetische Herstellung des Stoffs “Phenylcian-nitromethanmethyl esther” fertig und setzte die Formel fest. Diese Forschung erschien im Heft der naturwissenschaftlichen Fakultät und unter dem Stichwort “H. Hilmi Ischık” des chemischen Buches “Zentral Blatt”, Ausgabe Nummer 2519, Deutschland 1937. H. Hilmi Ischık erhielt Ende 1936 das Zeugnis mit der Nummer 1/1 zum Diplomingenieur für Chemie.
In demselben Jahr stand in der täglichen Presse, dass er als der Beste und einzige Chemie-Ingenieur seines Landes die Fakultät absolviert hatte. Infolge seiner Erfolge wurde er in die militärische Chemieabteilung versetzt und zum Chemiker für giftige Gase in der Vorstadt Mamak, Ankara, ernannt. Er leistete diese Aufgabe elf Jahre lang. Zu gleicher Zeit arbeitete er mit Merzbacher, dem Generaldirektor der Fabrik “Auer”, mit Goldstein, dem Doktor für Chemie und mit Neuman, dem Spezialisten für Optik, wissenschaftlich. Er lernte bei ihnen auch Deutsch. Er wurde dann Spezialist für Kriegsgase. In diesem Bereich leistete er erfolgreichen Dienst. Ein Beispiel dafür: Die Engländer verkauften während dem Zweiten Weltkrieg Polen hunderttausend Volksmasken. Während die Masken durch die Dardanellen befördert wurden, nahm das Deutsche Reich Polen ein. Daraufhin wollten die Engländer sie der Türkei verkaufen. Der Hauptmann Hussejn Hilmi Ischık untersuchte alles. Nach der Überprüfung kam er darauf, dass die Maskenfilter den giftigen Nebel durchlassen und stellte ein wissenschaftliches Attest darüber aus. Er bewertete sie mit “unbrauchbar, untauglich.” Das Türkische Verteidigungsministerium und der englische Botschafter glaubten ihm nicht und gerieten in Aufregung. Man redete überall davon, wie das, was von Engländern hergestellt worden war, defekt sein konnte. Aufgrund dieser Einwände fand er die Störung der Gasmasken heraus und stellte ein anderes Attest aus: “Das Material kann als Flickzeug gebraucht werden.” Die Engländer konnten somit ihr Geld bekommen.
Hussejn Hilmi Ischık fuhr bei jeder Gelegenheit nach Istanbul. Aber wenn er nur schwer dazu kommen konnte, schrieb er seinem Meister einen Brief und erfreute ihn. Abdulhakim Effendi schrieb in einem seiner Antworten: “Lieber Hilmi. Ich danke ALLAH, dem Erhabenen, für Ihr seelisches Wohlbefinden, worauf Ihr Brief hinweist. Dass Sie Sedat andauernd aus Awamil lesen lassen, gefällt mir gut. Das heißt, es ist nicht ohne Grund, dass Sie von den Städten entfernt sind. Auch für euch beide ist das vorteilhaft. Ich grüße Sie, ihre Mutter und Ihre Geschwister und bete auch für Sie. Schreiben sie mir mir ab und zu. Erzählen sie mir bitte Ihren Zustand ausführlich. Schreiben Sie mir besonders nach der Inspektion!” In einem anderen Brief heißt es: “Sehr geliebter Hilmi und Sedat! Ich habe Ihren netten Brief bekommen. Er hat mir dazu Anlass gegeben, dass ich ALLAH, den Erhabenen, lobpries und Ihm gedankt habe… Er hat also das Buch Awamil sehr gut übersetzt. Das heißt, er hat es gut verstanden. Hilmi kann daraus Nutzen ziehen. Sedat auch. Es gibt für Awamil einen Kommentar und auch eine Auslegung. Beides werde ich Ihnen bei Gelegenheit zusenden. Diese Kenntnisse sind für Syntax genug. Somit sind Sie dann sowohl Chemie-Ingenieur als auch Ingenieur für Morphologie und Syntax. Die anderen Ingenieuere verlieren an Bedeutung, wenn sich deren Anzahl vergrößert. Dagegen ist dieser Ingenieurberuf geschätzt und gesucht weil sich ihre Anzahl immer mehr vermindert. Also, Sie sind da, damit Sie diese erhabenen Gnaden genießen. Ich grüße Sie beide und bete zu ALLAH, dem Erhabenen, für sie. In einem anderen Brief von ihm steht: “Hilmi, mit Ihrem Brief bin ich sehr zufrieden und sehr erfreut. Mein Wunsch ist, dass Ihr Glaube in kurzer Zeit stärker wird. Die Tabletten, die Sie hergestellt haben, nutzen mir sehr viel. Wenn es Ihnen leicht fällt, stellen Sie ein bisschen mehr für mich her und schicken sie mir.” In wieder einem anderen Brief:
“Alejkum selâm. Es ist nicht erforderlich, während der Rezitation des edlen Koran zu grüßen. Jedoch ist es nötig, währenddessen den Gruß eines anderen zu erwidern. Es wären zu empfehlen, die Rezitation des edlen Koran zu unterbrechen und den Gruß zu erwidern und dann wieder die Rezitation des edlen Koran zu beginnen. Denn die Rezitation des edlen Koran ist erforderlich, den Gruß zu erwidern ist nötig. Ein nötiges Gebet darf nicht aufgrund der Durchführung eines erforderlichen Gebetes versäumt oder verschoben werden. Tragen Sie es bitte so vor, wie Sie es vorher gelernt und erfahren haben. Denn was mit diesem “Recht” gemeint wird, bedeutet, Respekt zu haben. Das Wort “Bi haqq-ı Muhammed”, Friede sei mit Ihm, bedeutet “um Muhammeds willen”. Der Autor des Buches Mewkufat ist davon überzeugt, daß das Wort “Haqq” “Haqq-ı Scher’i” (Recht nach Religion) oder “Haqq-i aqlı” (logisches Recht) bedeutet. Wenn es so beabsichtigt wurde, dann ist es so. Von Anfang an wird dieses Gebet mit dieser Bedeutung rezitiert, die wir eben erklärt haben. Doch ALLAH, der Erhabene, benötigt nichts und niemanden. Bi-Haqq bedeutet hier etwas anderes. Vielleicht hat es der Übersetzer falsch verstanden. Auf ihre vierte Frage: Mein Lieber. Sieh da! Alle haben denselben Kummer wie Sie und leiden unter dieser Pein. Wenn das nicht so wäre, würde man einen anderen Kummer fühlen. Bräuche ALLAHs, des Erhabenen, geschehen auf dieser Weise. Ein arabischer Vers lautet:
Kullu man talqau yaschku dechrahu,
Ya layta scha’rihadhihi’d-dunyâ liman?
(Sinngemäß: Wen man trifft, der klagt über sein Leid und beklagt sich über seinem Zustand und seiner Zeit. Wenn ich doch wüsste, wem diese weltlichen Güter gehören. Du hast es doch am besten!)
Ein anderer Brief lautet: “Hilmi, Ich danke Ihnen für Ihren Brief. Ich danke ALLAH, dem Erhabenen, dass es Ihnen gut geht. Sie sollten wissen, dass es für Sie eine Wohltat, eine Gnade von ALLAH, dem Erhabenen, ist, dass Sie das Buch Mektubat (von Imam-ı Rabbânî, Ahmed al-Fâruqî as-Sirhindi), das Ihnen bei Ihrer Religion und auch bei irdischen Dingen nutzt und das in der Religion “Islam” einmalig, lesen.
Diese Briefe, die von Istanbul nach Mamak in Ankara geschickt worden sind, werden von H. Hilmi unter den sogenannten “Yadigâr Mektublar” (Erinnerungsbriefen) aufbewahrt.
Während Hussejn Hilmi Ischık in Mamak war, strengte er sich an, die türkischen Übersetzungen der Mektubat in drei Bänden, die Imâm-ı Rabbânî und sein Sohn Muhammed Ma’sum einzeln verfasst hatten, durch mehrmaliges Lesen zu verstehen, und schrieb aus diesen Büchern eine Zusammenfassung in alphabetischer Reihenfolge. Diesen Auszug mit 3846 Stichwörtern las er nach seiner Ankunft in Istanbul Sejjid Abdulhakim Effendi vor. Abdulhakim Effendi hörte ihm einige Stunden lang aufmerksam zu und war mit allem zufrieden. Er sagte: “Das Ganze bildet ein Buch. Benenne es ‘Unbewertete Schriften!’ ” Als er Hussejn Hilmi ganz verblüfft sah, sprach er: “Hast du es nicht verstanden? Kann man denn den Wert dieser Schriften festlegen?” Die Auszüge, die aus dem ersten Band herausgeschrieben sind, befinden sich in dem letzten Teil des Buches “Übersetzung von Mektubat” und wurde alphabetisch als Verzeichnis beigefügt.
Im Jahre 1359 (1940) entschloß sich Hilmi Ischık zu heiraten und teilte diese Absicht seinem Lehrer Abdulhakim Effendi mit:
Hussejn Hilmi: “Herr Lehrer, ich habe die Absicht zu heiraten. Was würden Sie dazu sagen?”
Sein Lehrer: “Wen willst du heiraten?”
H. Hilmi: “Ich wünschte, Sie würden es bestimmen.” Sein Lehrer: “Bist du dazu entschlossen?”
H. Hilmi: “Ja, Herr Lehrer.”
Sein Lehrer: “Die Tochter von Ziya Beg ist für dich sehr geeignet.”
Hilmi Ischık wollte seine Aufregung und Neugier beseitigen, bevor er nach Ankara zurückkehrte. Daraufhin ließ Abdulhakim Effendi Ziya Beg kommen, sprach mit ihm lange Zeit darüber und das Versprechen erfolgte. Nach einer Woche kam Hilmi Ischık nach Istanbul zurück. Ihm steckte sein Lehrer mit gesegneten Händen den Verlobungsring an. Nach den amtlichen und offiziellen Formalitäten vollzog sein Lehrer nach den Rechtsschulen Schâf’î und Hanîfî die islâmische Trauung. Zwei Monate später die wurde Hochzeit gefeiert. Beim Hochzeitsessen ließ er Hussejn Hilmi neben sich setzen. Nach dem Nachtgebet betete er für die neue Ehe. Als Hilmi Ischık mit seiner Frau seinen Lehrer besuchte, zeigte dieser der Frau von Hilmi Ischık sein Wohlwollen mit folgenden Worten: “Du bist sowohl meine Tochter, als auch meine Schwiegertochter.”
An einem Tag im Herbst von 1362 [1943] saß Hussejn Hilmi zu Hause in Hamamönü in der Stadt Ankara. Währenddessen kam der Anwalt Newzad Ischık, Sohn von Hern Faruk Beg, und sagte: “Mein Bruder Hilmi! Unser Herr wartet in unserem Haus auf dich.” Hussejn Hilmi: “Du machst wohl Spaß? Er wird wohl jetzt in Istanbul sein. Wie ist es möglich, dass er jetzt hier ist?” Newzad Ischık schwor darauf und Sie kamen zusammen ins Haus von Faruk Beg in Hadschi Bayram. Hussejn Hilmi Ischık erfuhr dort, daß die Polizisten das Haus von Abdulhakim Effendi in Eyyüb durchsucht hatten und ihn nach Izmir brachten. Nachdem man sich mehrmals an die Behörden gewandt hatte, bekam man endlich die Erlaubnis, dass Abdulhakim Effendi im Hause von Faruk Beg, seinem Neffen in Ankara, unter Polizeikontrolle lebten durfte. Abdulhakim Effendi war sehr schwach und sehr erschöpft vor Angst und Müdigkeit.
Er sagte Hussejn Hilmi: “Besuche mich jeden Tag!” Hilmi Ischık führte ihn jeden Abend selbst ins Schlafzimmer. Dort deckte er ihn zu und rezitierte die Koransuren Felâk (Das Morgengrauen) und Nâs (Die Menschen) neben ihm, blies dies auf ihn und verließ das Zimmer. Tagsüber saßen die Besucher auf den Stühlen. Abdulhakim Effendi ließ Hilmi Ischık jedesmal auf die Bettkante setzen und sprach ihm leise zu. Während Abdulhakim Effendi in Baglum beigesetzt wurde, trat Hilmi Ischık im Auftrag von seinem Sohn Ahmed Mekki Effendi ins Grab und erfüllte die religiösen Pflichten für ihn. Ahmed Mekki Effendi sagte wieder: “Mein Vater liebte Hilmi sehr. Er erkennt ihn an seiner Stimme. Darum soll Hilmi das rituelle Vorsprechen vortragen.” So erhielt er auch den Auftrag, diese ehrenvolle Aufgabe zu erfüllen. Nach einigen Jahren ließ Hussejn Hilmi einen Marmorstein mit der zugehöriger Schrift an die Kopfseite des Grabmals stellen. Er ließ auch das heilige Grabmal von Abdulfettah Effendi, das von Muhammed Emin Tokadî (beide sind große Heilige von Istanbul) und von Tscherkes Hasan Beg in Istanbul reparieren. Er sprach 1389 (1969) für Behice Mean Sultan, die Frau von Abdulhamid Han, dem Zweiten, ihrem Testament gemäß das Totengebet und ließ für Sie eine Grabmal im Friedhof “Yachja Effendi” bauen.
Hussejn Hilmi Ischık wurde 1947 im Militärgymnasium von Istanbul zum Chemielehrer ernannt. Dort und auch später in der Militärgymnasien Kuleli (in Istanbul) und Erzincan gab er lange Jahre Chemieunterricht und so wurde er Lehrer von hunderten von Offizieren. Schließlich wurde er während der Revolution von 1960 pensioniert. Von da an übte er im Gymnasium “Wefa”, in der Istanbuler Religionsschule (Imam-Hatip Okulu), in den Berufschulen Cagaloglu und Bakırköy den Lehrberuf für Mathematik und Chemie weiter aus und bildete währenddessen zahlreiche gläubige junge Menschen aus. Im Jahre 1962 kaufte er die Zentralapotheke in Yeschilköy und leistete für sein Volk als Besitzer und Direktor lange Jahre den Gesundheitsdienst. Während er im Kuleli Militärgymnasium als Chemielehrer tätig war, studierte er die Naturwissenschaften und Mathematik Überlieferungen und Religionswissenschaften in bezug auf Rechtsund Hadithwissenschaft und Wissenschaft für Koranauslegung beim dem ehrwürdigen Herrn Ahmed Mekkî Effendi, dem Gelehrten von Üsküdar, später von Kadıköy in Istanbul, legte in diesen Fächern eine erfolgreiche Abschlußprüfung ab und bekam 1373 (1953) das Zeugnis für absolute Autorität für religiöse Angelegenheiten. Im Jahre 1391 (1971) machte er im Herbst eine Reise zum Orient und besuchte die Städte Delhi, Diobend, Sirhind und dann Karatschi und als er die Grabmäler von St. Sena-ullah und der Frau von Madhhar-ı Dschân-ı Dschânan abgerissen und ruiniert sah, wurde er sehr traurig und ließ Sie für fünfhundert Dollar restaurieren. So wurden die Grabmäler gut aufbewahrt.
Im Jahre 1956 gab er das Buch Seadet-i Ebedijje [Seine englische Ausgabe Endless Bliss, in fünf Bände] heraus, 1967 gründete er den Verlag “Ischık” und 1396 (1976) die Stiftung “Ihlâs”. Er schickte auch über hundert Büchern, die er auf Türkisch, Deutsch, Französisch, Englisch und durch Offsetverfahren auf Arabisch und Persisch herausgab, in alle Länder der Welt und bekam dafür Tausende von Gratulationen und Schätzungsbriefe. Auch wurden einige Bücher von ihm in territorialen Sprachen in Asien und Afrika übersetzt. Er sagte immer, er habe keine Begabung, keine Fähigkeit und keine Kompetenz, und all diese Dienste entstanden nur durch geistige Hilfe und geistige Herrschaft von Sejjid Abdülhakim Effendi über ihn und durch den Segen der durch seinen Respekt zu den Gelehrten des Islam ihm beschert wird.
Hussejn Hilmi Effendi wiederholte mehrmals, er könne nirgends und auf nirgend etwas so eine Lust empfinden, wie auf die Vorlesung und Worte von Sejjid Abdülhakim Effendi. Und die nützlichste und freudigste Zeit für ihn sei nun die Zeit, wo er sich an die Zeiten, die er mit seinem Lehrer Abdülhakim Effendi verbrachte, erinnere. Er sagte, dass er eine starke Sehnsucht nach ihm habe und ihn sehr vermisse, immer wenn er sich an die damalige Zeiten erinnert und rezitiert er folgenden Vers:
“Si-hidjr-i dositan, chun schud darûn-i sine djan-i men, Firaq-i ham-nischînân socht, maghz-i istachan-i men.”
[Weil ich weit entfernt bin von meinem Geliebten Weint meine Seele bitterlich in meinem Herzen.]
Hussejn Hilmi Ischık las bei jeder seiner Vorlesung einen Auszug aus den Büchern der islamischen Gelehrten vor, überlieferte von den Worten von Imam-ı Rabbânî oder von Abdulhakim Arwasî, Friede sei mit ihnen, und die Tränen stürzten ihm dabei aus den Augen. Er sagte immer; “Kelâm-ı kibâr, kibâr-i Kelâmest.” Das bedeutet: “Die Worte der Großen sind die Großen der Worte.” Er überlieferte häufig von Abdülhakim Effendi:
“Warum bist du erstaunt, wenn du jemand, der nur Unfug zu treiben pflegt, üble Taten begehen siehst? Erwartest du denn von ihm etwas Gutes? Ich bin auch gerade darüber erstaunt. Er ist ein “Scharr-i machs” (die Quelle des glatten Übels). Es ist gar nicht verblüffend, wenn ein Böser etwas Böses tut. Du solltest erst dann erstaunt sein, wenn er etwas Gutes täte. Denk doch daran, wie er etwas Gutes hat tun können.”
Abdulhakim Effendi sagte, wenn man von den islamischen Gelehrten sprach:
“Wahre Menschen waren eigentlich nur sie. In Vergleich zu ihnen haben wir gar keinen Wert. Auch wenn wir anwesend sind, werden wir nicht in acht genommen. Und wenn wir abwesend sind, wird nicht nach uns gefragt.”
“Wenn man die Derwischanstalten nicht abgeschafft hätten, würden hier noch einige Heilige herangebildet worden sein.”
“Ich konnte den Moslems nicht recht dienen.”
“Ich hatte keine Möglichkeit, den Moslems und dem Islam meinen Dienst zu leisten.”
“Wenn ich fremde Sprachen gekonnt hätte, hätte ich für den Islam einen großen Dienst leisten können.”
“Die größten Feinde des Islam sind die dem Islam feindlich gesinnten Briten. Sie bemühen sich darum mit ihrer ganzen Armee, mit ihrer Flotte, mit Gold, dessen sie ihre Kolonieländer beraubt haben, kurz gesagt, mit allen Kräften ihres Reiches den Islam zu vernichten. Jedoch ist der Schaden, den die Engländer dem Islam durch ihre riesigen Kräfte angetan haben, im Vergleich zu dem von Schemseddin Günaltay, dem Feind des Islam, etwas geringer.”
“ Es ist leicht zu verstehen, dass eine Person mit empfindlichem Herzen aus einem funkelnagelneuen Nachttopf für Kinder nicht essen kann. Sie ekelt sich, wenn sie sich auch einmal erinnert, wozu dieser Nachtopf dient. Die Dinge zu benutzen, die zum Zeichen für den Unglauben geworden sind, gleicht diesem Beispiel. Der Gläubige und Fromme kann ähnliche Sachen nie benutzen, auch wenn man sie lobt und preist.”
“Nicht jeder kann das Werk “Mektubat” (Briefe) von Imam-ı Rabbani verstehen. Mektubat gleicht weder “den Schriften von Hafız-ı Schirâzı noch denen von Chamse. Wir lesen es nicht zum Verstehen, sondern zum Segnen vor.”
“Das Gebet verrichten bedeutet, sich zu ALLAH, dem Erhabenen, zu richten. Denjenigen, die das Gebet gemäß den Vorschriften der Religion verrichtet haben, wird die Weisheit geben und sie werden mit verborgenen Wissen ausgestattet. Dieses Wissen hat zweiundsiebzig verschiedene Stufen. Die erste und niedrigste Stufe ist, die Anzahl der Blätter auf der Welt zu wissen und die Frommen von den Rebellen zu unterscheiden. Diese Menschen verrichten auch in ihren Gräbern das Gebet. Dieses Gebet besteht nicht aus rituellem Aufrechtstehen und ritueller Neigung, sondern daraus, sich nach ALLAH, dem Erhabenen, zu richten.”
Das Testament, das Hussejn Hilmi Ischık am 1. Tag des Monats Redscheb-ül-ferd 1394 (21. Juli 1974) geschrieben hat, lautet:
Die Menschen teilen sich in acht Gruppen ein:
1. Der rechtschaffene Moslem: Er ist der Gläubige. Er hat den sunnitischen Glauben und wird “Sunnit-Moslem” genannt. Er folgt einer der vier rechten Rechtsschulen (Hanefî, Schâfi’î, Mâlikî, oder Hanbelî). Dadurch ist jede Handlung von ihm dem Religionsgesetz entsprechend. Seine Anbetungen verrichtet er gemäß den Vorschriften seiner Rechtsschule. Demgemäß hält er sich von Verboten fern und er begeht auch keine. Wenn er dabei einen Fehler gemacht hat, schwört er seinen Sünden regelgemäß ab. Bevor er seine Kinder zur Grundschule schickt, schickt er sie zur Ausbildung bei einem frommen Vorbeter oder einem Koranlehrer. Er bemüht sich darum, dass sie den heiligen Koran vortragen können, die Koransuren zum rituellen Gebet auswendig lernen und die grundlegenden Kenntnisse der Religion, die als Religionsbuch bezeichnet werden, sammeln. Erst nachdem dem Kind diese Kenntnisse zu eigen gemacht worden sind, wird er von seiner Familie in die Schule geschickt. Seine Kinder lässt er ins Gymnasium und auch auf die Universität gehen. Es ist dabei nötig, dass die Kinder vor dem Schulbesuch die Grundkenntnisse in Religion erworben und angefangen haben, das rituelle Gebet zu verrichten. Die Eltern, die ihre Kinder nicht auf diese Weise ausbilden, dürfen nie ein frommer Moslem sein. Und sie müssen mit ihren Kindern in die Hölle kommen. Ihre Wohltaten, ihre Gebete und auch ihre Pilgerfahrt werden nicht genug sein, sie vor der Hölle zu schützen. Der fromme Moslem kommt niemals in die Hölle.
2. Der verirrte Moslem: Er sagt, er sei Moslem und er ist auch gläubig. Aber er ist nicht Sunnit. Er gehört keiner der vier bekannten Rechtschulen an. Er ist Verirrter. Mit anderen Worten hat er nicht den Glauben, den die Gelehrten der Sunna erklärt und mitgeteilt haben. Deshalb finden seine Gebete, Anbetungen und Wohltaten bei ALLAH, dem Erhabenen, kein Gehör. All diese sind deshalb ungültig gemäß den Bestimmungen des Islam. Er kann sich nicht davon befreien, in die Hölle zu kommen. Wenn dieser kein rituelles Gebet verrichtet und Sünden begangen hat, wird er auch dafür in der Hölle bleiben. Er bleibt nicht ewig in der Hölle, da sein Glaube nicht zum Unglauben wurde. Die Nebensekte Imâmiyye in der Sekte Schiismus ist ein gutes Beispiel für diese zweite Gruppe von Menschen.
3. Der sündige Moslem: Er gibt sich als Moslem an und er ist auch tatsächlich ein Moslem. Er ist auch Sunnit. Das heißt, er hat den sunnitischen Glauben. Aber er unterläßt einige von den rituellen Gebeten oder verrichtet keine. Er begeht Sünden. Wenn der sündige Moslem seinen Sünden und Übeltaten nicht abschwor und wenn ihm ALLAH, der Erhabene, nicht vergibt, kommt er in die Hölle, wo er aber nicht ewig bleiben wird, weil er trotz allem gläubig ist.
4. Der Kafir: Er ist Kind eines Kafir und als Kafir aufgewachsen. Er sagt auch, er sei ein Kafir. Er glaubt nicht an den heiligen Propheten Muhammed, Friede sei mit Ihm. Die Juden und die Christen sind Schriftbesitzer, die keinen richtigen Glauben haben. Die Kommunisten und Freimaurer dahingegen sind Kafirn ohne heilige Schriften. Sie glauben auch nicht an den Tag der Auferstehung. Die Kafirn, die die Idole und Standbilder verehren, werden Götzendiener genannt. Die Kafirn werden in die Hölle kommen und dort ewig bleiben und brennen. Keine seiner Wohltaten und Dienste um seiner Liebe zu sich und seinen Mitmenschen wegen, werden ihm im zukünftigen Leben nützen und ihn vor der Hölle bewahren. Jedoch vergibt ihm ALLAH, der Erhabene wenn er seinen Unglauben bereut und ein frommer Moslem wird.
5. Der Glaubensabtrünnige: Glaubensabtrünnig ist derjenige, der Moslem war, aber dann aus dem Islam ausgetreten ist. Er wird nun als Ungläubig bezeichnet. Alle Gebete und Wohltaten, die er als Moslem ausgeführt hat, werden dann ungültig. Am Jüngsten Tag nutzen sie ihm auch nicht. Wenn er alles bereut und sich wieder zum Islam bekennt, wird ihm von ALLAH, dem Erhabenen, vergeben und er wird als ein reiner Moslem behandelt.
6. Der Heuchler: Er sagt, er sei ein Moslem. Wahrlich ist er kein Moslem, steht in einer anderen Religion und ist ein Ungläubiger. Der Heuchler ist schlimmer als der Ungläubiger. Er schadet den Moslems mehr. Früher gab es viele Heuchler, aber jetzt kaum noch.
7. Der Ketzer: Er sagt auch, er sei Moslem. Aber er hat keinen Glauben an die göttlichen Religionen. Er ist ein heimtückischer Ungläubiger. Er gibt seinen Unglauben als eine islamische Norm bekannt, um die Moslems zu Ungläubigen zu machen und die göttlichen Religionen abschaffen zu können. Die Ahmediyye Mission, Bahaismus und die späteren Bektaschi Orden zählen dazu.
8. Der Häretiker: sagt auch, er sei ein Moslem und hält sich selbst für ein Moslem. Er betet an und hütet sich vor Verbotenen. Jedoch ist er während der Auslegung des heiligen Korans von der sunnitischen Glaubenslehre weit abgekommen, so dass er einen solchen Glauben besitzt, der ihn in den Unglauben stürzt. Die Gruppen Nusairi, Ismaeliten der Sekte (Schi’iten) und Wahhabiten gehören zu diesem Teil. Ein Häretiker bemüht sich darum, sich selber als Moslem, aber die Sunniten (die Moslems mit rechtem islamischen Glauben) als Ungläubigen bekanntzugeben. Er ist schlimmer als ein Ungläubiger, denn die religiöse Regel lautet: “Derjenige, der einen Moslem als Ungläubig bezeichnet, wird selbst Ungläubiger”. Sie verursachen den Moslems sehr viel Schaden. Jeder vernünftige Mensch will auf dieser Welt in Ruhe und Frieden und Glück leben, und sich im Jenseits von Höllenqual befreien und unendliche Belohnung erreichen. Ich gab deswegen das Buch Se’âdet-i Ebedijje (Endless Bliss, 5 Bände) heraus. Ich bemühte mich darum, den Menschen überall das ewige Glück zu zeigen. Zuerst strengte ich mich sehr an, um dies selber zu erfahren. Jahrelang las ich hunderte von Büchern, setzte mich zudem mit der Geschichte, dem Sufismus und mit den Naturwissenschaften auseinander. Schließlich kam ich zu dem festen Entschluß, es gibt keinen anderen Ausweg, als daß man rechtschaffener Moslem ist, um sowohl auf der Welt Frieden und Glück, als auch im Jenseits unendliche Gnaden zu geniessen. Um ein rechtschaffener Moslem zu werden, muss man die islamischen Kenntnissen erwerben, die von den Gelehrten der Sunna veröffentlicht wurden.
Ein Unwissender (in Religion und Wissen) kann kein Moslem sein, geschweige denn, dass er ein Frommer sein könnte. Wie ein frommer Moslem sein muss, ist in meinem Buch “Se’adet-i Ebediyye” (Endless Bliss) ausführlich erklärt. Wir geben ihnen hier kuze Auskunft darüber:
1. Er muss so glauben, wie die Gelehrten der Sunna es mitgeteilt haben. Mit anderen Worten muss er Sunnit sein.
2. Er muß durch das gründliche Durchlesen eines Rechts- Buches einer von den vier bekannten Rechtschulen, die Vorschriften des Islam (die Kenntnisse der Religionsgesetze) erwerben, dementsprechend die rituellen Gebete verrichten und sich vor Verbotenem hüten. Wenn er einer der vier bekannten Rechtschulen nicht folgt, oder die Bestimmungen der vier Rechtschulen willkürlich und nach seinen Belieben auswählt und bald diese, bald jene befolgt, dann wird er “Verirrter” (einer, der keiner Rechtsschule folgt). Der Verirrte ist also einer, der von dem Weg-Sunna abgekommen ist. Wer kein Sunnit-Moslem ist, ist entweder Verirrter oder Ungläubiger.
3. Er muss arbeiten und Geld verdienen. Das muss er dem Gesetz des Islam gemäß durchführen. In unserer Zeit kann ein armer Mensch, den Islam, nicht recht leben und auf seine Ehre sowie seine Rechte nicht bestehen. Zu diesem Zweck und um den Dienst für den Islam zu leisten, sollte man allerlei technische Erfindungen benutzen, die einem hohen Lebensstandard ermöglichen. Auf legitime Weise Geld zu verdienen und Glaubenskampf zu führen sind je ein großer Verdienst. Jede Tat, die das Verrichten des täglich fünfmaligen Gebets nicht verhindert und nicht zu Sünden führt ist gut, gesegnet und glückbringend.
Dass man aus den Gebeten und den weltlichen Angelegenheiten zugleich einen geistigen Vorteil zieht, bedingt all das nur um ALLAHs, des Erhabenen, Zufriedenheit zu tun, nur um ALLAHs, des Erhabenen, willen Geld zu verdienen und zu spenden; kurz gesagt, dies sind die Eigenschaften des Moslems, der Rechtschaffenheit besitzt. Rechtschaffenheit bedeutet nur seinen Schöpfer, ALLAH, den Erhabenen, zu lieben und das, was man liebt, nur um ALLAHs willen zu lieben. Man erinnert sich an die Geliebten häufig. Man gedenkt sie immer vom ganzen Herzen.
Wer ALLAH, den Erhabenen, sehr liebt, muss sich häufig an Ihn erinnern, und häufig an Ihn denken. Darum sagt ALLAH, der Erhabene, in SEINEM Buch, dem heiligen Koran:
“Denkt häufig an ALLAH, den Erhabenen.”
Hierzu lauten die heiligen Hadithe, die im Buch Künüz üddekâik stehen:
“Die vorzüglichsten Menschen sind die, welche an ALLAH, den Erhabenen, am meisten denken.”
“Dass es einem gefällt, ALLAHs, des Erhabenen, zu gedenken, ist das Zeichen, dass man ALLAH, den Erhabenen, liebt.”
“Wenn man jemanden liebt, denkt man häufig an ihn.”
“Wer ALLAH, den Erhabenen, sehr liebt, befreit sich von der Zwietracht.”
“ALLAH, der Erhabene, liebt den sehr, der häufig SEINER gedenkt.”
Bitte Unter dem folgenden Link weiterlesen:
https://www.islamkunde.com/thema-detail/verbundenheit-zum-religionsfuhrer/
Dass Sejjid Abdulhakim-i Arwâsî ein absoluter Religionsführer ist, wird von den Zeugnissen, die ihm von seinen Religionsführer selbst gegeben wurden, von seinen Briefen, die er an seine Schüler schrieb, von seinem tiefen Wissen und seinen guten Charaktereigenschaften und seinen Wundertaten bestätigt.
Es ist auch möglich, durch ein Foto sein gesegnetes Gesicht zu erkennen. Aus seinem gesegneten Herzen seelischen Nutzen zu ziehen, indem man sich ihn vorstellt, ist für Muslime eine große Gnade und ein großes Glück des Erhabenen. Wir, die Sündigen, deren Herzen mit Bosheiten gefüllt ist, sind fern von dieser großen Gnade. Unser Zweck ist es, den Weg zu dem ersehnten Rettungsschatz zu zeigen. Dies gelang uns zwar nicht, aber wir hoffen, es kommt vielleicht einem anderen zu. In dieser Zeit wird es wenigen Menschen zuteil, all das zu hören, daran zu glauben und an all dem Interrese zu haben. Dank sei ALLAH, dem Erhabenen, dass Er uns die Möglichkeit gab, Seine Geliebten Diener kennenzulernen und das Glück, sie zu lieben.
O Mein Schöpfer! Obwohl wir auch große und sehr viele Sünden haben, sind doch DEINE Vergebung und DEINE Erbarmung unendlich. Vergebe uns DEINEN Geliebten zuliebe und erbarme DICH unserer. Amen!