Der wahre Muslim verfällt nicht dem Aberglauben. Er gibt sich nicht mit Magie ab, glaubt nicht an schlechte Omen, nicht an Wahrsagerei, trägt keine Amulette, in denen etwas anderes als Verse des edlen Qur’ân geschrieben sind, glaubt nicht an blaue Perlen, an Orakel und ähnliche Sachen und glaubt nicht, dass diese Sachen aus sich selbst heraus Wirkkraft entfalten, und er misst Dingen wie dem Aufstellen von Kerzen an Gräbern, dem Binden von Bändchen an Gräbern keine Bedeutung zu, und über Scharlatane, die behaupten, Wunder zu tun, lacht er nur. Abergläubische, wirre Sachen sind aus anderen Religionen in den Islam eingeführt worden.
Jenen, die von Gelehrten Wundertaten, „Karâma“, erwarten, antwortet der große muslimische Gelehrte Imam Rabbânî, möge Allah mit ihm barmherzig sein, folgendermaßen:
„Die Menschen erwarten Wunder von den Gelehrten. Manche von ihnen vollbringen keine wundersamen Taten, doch sie sind Allah, dem Erhabenen, viel näher als andere. Das größter aller Wunder ist, dass man den Islam lernt und Seinen Geboten entsprechend lebt.“
Forschungen an der Stanford Universität in den USA haben ergeben, dass manche Menschen eine Art „sechsten Sinn“ aufweisen und dass sie z. B. Erraten können, was sich in einer verschlossenen Schachtel befindet, oder einen in einem Umschlag verschlossenen Text lesen oder Kontakt mit Personen aufnehmen können, die sich in der Ferne befinden, oder sogar wahrnehmen können, was jemand denkt.
An dieser Forschung nahmen Menschen aller Rassen und Religionen teil und alle erzielten ähnliche Ergebnisse, gleich was ihre Rasse oder Religion war. Im Fernen Osten, in China und in Indien zeigen einige Wahrsager und „Fakire“ Kunststücke, die uns völlig in Erstaunen versetzen. Unter diesen gibt es solche, die den Anschein erwecken, sie würden in der Luft fliegen oder an einem Seil zum Himmel klettern.
Eigentlich ist der Buddhismus, den die Chinesen als Religion betreiben, eine Art Philosophie. Buddha (563 – 483 v. Chr.) und Konfuzius (531 – 479 v. Chr.) und Lao Tse (604 – 531 v. Chr.) waren berühmte Philosophen. Die Grundsätze, die sie lehrten, sind Regeln der Ethik. Es umfasst Bereiche, dass Menschen Begierden aufgeben [die Askese], Gutes tun, geduldig sind, einander helfen und das Schlechte bekämpfen.
Buddha sagte: „So wie du selbst behandelt werden möchtest, so behandle andere.“ Doch er spricht nicht von Allah, dem Erhabenen. Obwohl Buddha selbst sagte, dass er nur ein Mensch sei, machten ihn seine Schüler nach seinem Tod zum Gott und errichteten Tempel für ihn. Somit wurde der Buddhismus quasi zur Religion. Die eigentliche Religion der Inder, der Zoroastrismus, ist eine Art Götzendienerei.
Neben den Götzen werden noch manche Tiere wie z. B. Die Kuh angebetet. Weder der Buddhismus noch der Zoroastrismus sind Religionen. Dennoch handelt es sich um eine Tatsache, dass manche ihrer Angehörigen Wundern ähnelnde Fähigkeiten zur Schau stellen. Diese Fähigkeiten erlangen sie durch eine spezielle Erziehung, durch Askese, durch spezielle Ausbildung des Körpers und langjährige Übungen. Auch die Hypnose, die die Menschen quasi erstarren lässt und es ermöglicht, ihnen unter Zwang Befehle aufzuzwingen, stellt nur eine besondere Kraft dar, über die manche Menschen verfügen.
Alle diese Dinge sind keineswegs Wunder. Es sind lediglich besondere Fähigkeiten. Heutige Wissenschaftler sagen, dass alle Menschen mehr oder minder über solche Kräfte verfügen, dass diese aber bei manchen Menschen stärker vorhanden sind, dass manche Menschen mit Hilfe besonderer Methoden diese Kräfte ausgeprägter zur Wirkung bringen und dass durch die Entwicklung neuer und leichterer Methoden alle Menschen in der Lage sein werden, solche Kräfte einzusetzen. Sodann ist es nichts anderes als Betrügerei, wenn jemand, dessen Sechster Sinn mehr entwickelt ist, diese Fähigkeit als Wunder ausgibt.
Imam Ahmed Rabbânî, möge Allah sein Geheimnis segnen, sagt in seinem 293. Brief:
„Die außergewöhnlichen, wundersamen Ereignisse sind zweierlei Art: Die erste Art ist Wissen über das Wesen, die Eigenschaften und die Taten Allahs, des Erhabenen. Dieses Wissen kann durch den Verstand und durch das Denken nicht erlangt werden. Dieses Wissen ist ein Geschenk Allahs, des Erhabenen, an auserwählte Diener. Die zweite ist die Kenntnis über manche verborgenen Geheimnisse der materiellen Welt. Dieser Zustand wird sowohl einigen auserwählten Dienern, als auch sogar Ungläubigen verliehen. Die erste Art von wundersamen Zuständen ist die wirklich wertvolle. Diese werden jenen verliehen, die auf dem rechten Weg sind und die von Allah, dem Erhabenen, geliebt werden. Die Unwissenden aber glauben, dass die zweite Art wertvoller sei. Wenn die Rede von wundersamen Taten ist, glauben sie, es gehe nur um diese zweite Art. Menschen, die fern von anderen Menschen leben und ihre Triebseele reinigen, können von verborgenen Geheimnissen der Geschöpfe berichten. Da die meisten Menschen zumeist nur auf die diesseitige Welt fixiert sind, glauben sie, dass solche Menschen Awliyâ, Freunde Allahs, seien. Sie messen jenen, die von der Wahrheit berichten, keinen Wert zu. Sie sagen, ‚Wären diese Menschen tatsächlich Awliyâ, dann würden sie uns über unsere verborgenen Zustände informieren.‘ Mit diesem falschen Maß leugnen sie die geliebten Diener Allahs, des Erhabenen.“
In seinem 260. Brief sagt er:
„,Awliyâ‘, ‚Freundschaft mit Allah‘, bedeutet Allah, dem Erhabenen, nah zu sein. Wer diesen Rang erlangt, dem mögen auch wundersame Zustände verliehen werden. Die Vielzahl solcher wundersamen Zustände bedeutet nicht unbedingt, dass der Walî hochrangig ist. Weiterhin ist es nicht einmal notwendig, dass der Walî seiner wundersamen Zustände gewahr wird. Allah, der Erhabene, kann die Gestalt eines Walî im selben Augenblick an verschiedenen Orten erscheinen lassen. Man kann dann sehen, wie er an entlegenen Orten erstaunliche Sachen tut. Dabei ist er selber sich dessen nicht bewusst. Und jene, die sich dessen bewusst sind, lassen andere davon nichts erfahren, denn für sie sind solche Sachen nicht wirklich wichtig.“
Der Liebling der Gelehrten der Ahlu‘s-Sunna, dessen Worte als Beleg und als Beweis gelten, Ibn Hadschar al-Makkî, möge Allah mit ihm barmherzig sein, erwähnt in seinem Buch „Zawadschir“, „Die Beschränkungen“, vor Beginn des Abschnitts „Verachtung“ folgende ehrwürdige Hadîth: „Ich schwöre bei Allah, dem Erhabenen, dass die Anbetungen einer Person, die ein verbotenes Bissen isst, vierzig Tage lang nicht angenommen werden.“ „Gebete, die in einem Gewand, das mit verbotenem Geld gekauft wurde, verrichtet werden, werden nicht angenommen.“ „Almosen, die von verbotenem Geld gegeben werden, werden nicht angenommen. Sie vermindern nicht die Sünden (wie angenommene Almosen).“ Sufyân as-Sawrî sagte: „Mit verbotenem Geld Gutes tun zu wollen ist, als würde man versuchen Unreinheiten mit Urin reinwaschen zu wollen.“
Ein wahrer Muslim verrichtet seine Anbetung nicht vor den Augen anderer, um damit anzugeben. Freiwillige Anbetungen werden insgeheim verrichtet, verpflichtende Anbetungen werden offen und in der Gemeinschaft verrichtet. Wenn ein wahrer Muslim jemandem Gutes tun oder Almosen geben möchte, dann tut er dies insgeheim und ohne die Person, der er Gutes tut oder Almosen gibt, zu kränken oder sie wegen dem, was er für sie tut, zu erniedrigen. An vielen Stellen im edlen Qur‘ân gebietet Allah, der Erhabene, dass man in dieser Angelegenheit so verfährt.
Kurzum, der wahre Muslim ist eine Person mit gutem Charakter, ist demütig, charakterfest, körperlich und geistig rein, in jeder Situation vertrauenswürdig und ein nach Vollkommenheit strebender Mensch.
Der große muslimische Gelehrte Imam al-Ghazâlî, möge Allah mit ihm barmherzig sein, (450 – 505 n. H. [1058 – 1111 n. Chr.]) teilt die Menschen in seinem vor etwa 900 Jahren auf Persisch verfassten Werk „Kimyau‘s-Saâda“, „Das Elixier der Glückseligkeit“, in vier Gruppen ein: Die erste Gruppe sind jene, die nichts anderes kennen, als in der diesseitigen Welt zu essen und zu trinken und sich zu vergnügen. Die zweite Gruppe beinhaltet jene, die Zwang, Gewalt und Unrecht betreiben. Die dritte Gruppe umfasst jene, die durch Täuschung und Heuchelei die Menschen um sie herum betrügen. Die vierte Gruppe sind jene wahren Muslime mit einem guten Charakter, von denen bisher die Rede war.
Man darf nicht vergessen, dass es im Herzen eines jeden Menschen einen Weg zu Allah, dem Erhabenen, gibt. Worauf es ankommt, ist, dass Menschen über diesen Weg das Licht des Islam empfangen. Wer dieses Licht in seinem Herzen spürt, der wird, egal in welcher Gruppe er sich befindet, das Schlechte, das er begangen hat, bereuen und sich auf den rechten Weg begeben.
Würden alle Menschen auf dieser Welt den Islam annehmen, würde es keine Schlechtigkeit, keine Täuschung, keinen Krieg, keine Gewalt und keine Ungerechtigkeit mehr geben. Daher ist es unser aller Pflicht, zu versuchen, ein möglichst vollkommener Muslim zu sein und die Feinheiten des Islam und den guten Charakter im Islam zu erklären und in der Welt zu verbreiten. So zu verfahren ist dann ein Dschihâd.
Sprecht zu Menschen mit freundlichen Worten und mit Verständnis, selbst wenn sie Angehörige anderer Religionen sind. Dies wird so im edlen Qur‘ân geboten. Es ist in den Büchern über die Rechtswissenschaft erwähnt, dass es eine Sünde ist, Nichtmuslime mit „Ungläubiger“ oder „Gottloser“ anzureden und so ihre Gefühle zu verletzen, und dass, wer so handelt, bestraft werden sollte. Worum es geht, ist, dass die Erhabenheit des Islam vermittelt wird. Und dieser Dschihâd kann nur mit freundlichen Worten, Geduld, Wissen und Glauben durchgeführt werden. Wer jemandem dabei helfen will an etwas zu glauben, muss erst selbst daran glauben. Der Mûmin verliert nie die Geduld und hat keine Schwierigkeiten, das, woran er glaubt, zu erklären. Es gibt keine Religion, die so klar und schlüssig ist, wie der Islam. Wer die Grundlagen dieses Glaubens versteht, der kann jedem mit Leichtigkeit darlegen, dass dieser Glaube der einzig wahre Glaube ist.
Man muss Angehörige anderer Religionen nicht allesamt als Menschen von schlechtem Charakter sehen. Sicher ist der Unglaube, also das Nichtmuslimsein, immer und überall schlecht, denn der Unglaube ist ein zerstörerisches Denken und eine Lebensweise, die den Menschen in der diesseitigen Welt und im Jenseits zu Unheil führt. Allah, der Erhabene, hat den Islam dafür vorgesehen, dass Menschen in der diesseitigen Welt in Ruhe und Frieden und in Brüderlichkeit leben und im Jenseits vor endlosem Leid errettet werden. Ungläubige sind solche bedauernswerten Menschen, die an diesem Weg des Glücks keinen Anteil haben. Man muss mit ihnen mitleidig sein und sie nicht kränken. Sogar die üble Nachrede über sie ist verboten. Ob ein Mensch einer der Glückseligen oder einer der Unglückseligen sein wird, entscheidet sich erst beim letzten Atemzug. In allen offenbarten Religionen gab es, bevor sie von Menschen verfälscht wurden, den Grundsatz, dass man an Allah, den Erhabenen, glauben muss. Allah, der Erhabene, lädt im edlen Qur‘ân alle Menschen auf den rechten Weg ein. Er verspricht, dass Er denen, die diesen rechten Weg annehmen, alle ihre früheren Fehler und Sünden vergeben wird. Angehörige anderer Religionen sind bedauernswerte Menschen, die von dem Teufel oder Leuten, die vom Islam keine Ahnung haben, betrogen wurden. Die meisten von ihnen sind unglückliche Menschen, die in ihrer Suche nach dem Wohlgefallen Allahs, des Erhabenen, auf den falschen Weg geraten sind. Es ist unsere Pflicht, ihnen mit Geduld, sanften Worten, mit Verstand und Vernunft den rechten Weg zu zeigen.
Alle offenbarten göttlichen Religionen, die die Einheit Allahs, des Erhabenen, verkünden, hatten vor ihrer Verfälschung durch Menschen genau dieselben Glaubensgrundsätze. Die drei großen Religionen seit Mûsâ, Friede sei mit ihm, bis zu unserem Propheten Muhammed, Friede sei mit ihm, also das ursprüngliche Judentum, das ursprüngliche Christentum und der Islam, hatten alle als Grundsätze, dass Allah, der Erhabene, Einer ist und dass die Propheten, Friede sei mit ihnen allen, Menschen wie wir auch waren. Aber die Juden glaubten nicht an Îsâ und Muhammed, Friede sei mit beiden. Die Christen konnten sich nicht von der Anbetung von Götzen befreien, und obwohl Îsâ, Friede sei mit ihm, sagte: „Ich bin nur ein Mensch wie ihr auch. Ich bin nicht der Sohn Gottes“, glaubten sie, dass er doch der Sohn Gottes sei, und begannen drei Götter anzubeten, die sie „Vater“, „Sohn“ und „Heiliger Geist“ nannten. Unter jenen, die verstanden, dass dies Lug und Trug ist, und diesen Fehler wieder zu berichtigen versuchten, sind sogar Päpste wie z. B. Papst Honorius. Dieser Irrglaube, dem sie anhängen, wurde schließlich durch den letzten Gesandten Allahs, des Erhabenen, Muhammed Mustafa, Friede sei mit ihm, und den Islam, den er verkündete, berichtigt. Daher kann niemand leugnen, dass der Islam, der die unverfälschten Glaubensgrundsätze dieser drei Religionen in sich versammelt und Klarheit über den in die anderen Religionen beigemischten Aberglauben bringt, die wahre und die richtige Religion ist.
Ein britischer Muslim namens Fellowes sagte: „Luther, der versuchte, viele falsche Glaubenssätze des Christentums zu berichtigen, wusste nicht, dass Muhammed, Friede sei mit ihm, 900 Jahre vor ihm durch die Verbreitung des Islam alle diese Verfälschungen berichtigt hatte. Daher muss man den Islam als eine von allem Aberglauben bereinigte, vervollkommnete Form des ursprünglichen Christentums ansehen und daran glauben, dass Muhammed, Friede sei mit ihm, der letzte Prophet ist.“
Der Reichtum dieser Welt bleibt niemandem auf ewig erhalten.
Ein gekränktes Herz wieder zu heilen, ist die größte Gabe.
Diese vergängliche Welt, so sagt man, dreht sich ohne Halt,
aber der Mensch ist wie eine Laterne, deren Licht eines Tages erlöscht.