Das übelste alles Schlechten ist es, nicht an die Existenz Allahsdes Erhabenen, zu glauben, ein Atheist zu sein. An den Propheten MuhammadFriede sei mit ihm, nicht zu glauben, ist Kufr [Unglaube, Feindschaft zu Allah]. Es wurde den Engeln, den Menschen und den Dschinnen befohlen, Iman zu haben, zu glauben. „Îmân“ (Glaube) bedeutet, alles, was MuhammadFriede sei mit ihm, von Allah überbrachte, im Herzen anzunehmen und dies mit Worten auszusprechen. Der Ort des Glaubens ist das Herz (Qalb). Das Herz ist eine Kraft, die ihren Sitz in dem Stück Fleisch hat, das ebenfalls „Herz“ genannt wird. In Fällen, in denen jemand verhindert ist, ist er entschuldigt, wenn er den Glauben nicht in Worten ausdrückt.

 

So z.B., wenn er bedroht wird, krank ist, stumm ist oder stirbt, ohne je dafür Gelegenheit gehabt zu haben.

 

Glaube durch Nachahmung (Taqlîd), also ohne zu verstehen, ist auch als Glaube gültig. Nicht zu verstehen, dass Allah, der Erhabene, existiert und diese Existenz nicht zu bedenken, ist eine Sünde. Wenn auch nur ein einziger Punkt der überlieferten Glaubenssätze geleugnet wird, bedeutet dies, als wären alle Glaubenssätze geleugnet worden. Sie in ihrer Ganzheit zu bestätigen, ohne jeden einzelnen zu kennen, ist auch gültiger Glaube.

 

Damit der Glaube bestehen bleibt, ist es auch notwendig, sich vor den Dingen, die im Islam als Kufr bezeichnet werden, zu hüten. Es sind Anzeichen von Kufr, eins der Urteile im Islam, d.h. der Gebote und Verbote, nicht ernst zu nehmen oder abfällig über den edlen Koran oder die Engel oder über einen der Propheten, Friede sei mit ihnen, zu sprechen. Verleugnen bedeutet Ablehnung, d.h. die Weigerung, nach dem Vernehmen der Kunde diese zu bestätigen. Zweifeln gilt auch als Verleugnung.

 

Kufr (Unglaube) ist dreierlei Art: Kufr Dschahlî (Kufr aus Unwissenheit), Kufr Dschuhûdî (Kufr aus Trotz) und Kufr Hukmî (Kufr per Urteil).

 

1. „Kufr Dschahlî“ ist der Kufr der Leute, die eine Sache, von der jeder weiß, dass sie Kufr ist, nicht vernommen haben oder nicht bedenken. Unwissenheit wiederum ist zweierlei Art: Die erste ist die schlichte Unwissenheit. Ein Mensch in diesem Zustand weiß, dass er unwissend ist. Bei diesen Menschen kann man nicht von falschem Glauben sprechen. Sie gleichen den Tieren. Denn, was den Menschen von Tieren unterscheidet, ist Wissen und Verstand. Diese Menschen sind sogar den Tieren untergeordnet. Denn die Tiere vollbringen im Gegensatz zu diesen Menschen das, wofür sie erschaffen wurden. Sie spüren, was für sie nützlich ist, und wenden sich diesem zu. Sie spüren auch, was schädlich ist, und nehmen Abstand davon. Doch obwohl diese Menschen wissen, dass sie unwissend sind, versuchen sie nicht, ihren mangelhaften
Zustand zu ändern, versuchen nicht, sich dem Wissen zuzuwenden.

 

[Imâm ar-Rabbânî, möge Allah mit ihm barmherzig sein, schreibt im 259. Brief aus dem 1. Band seines Buches „Maktûbât“:

Gemäß dem Standpunkt dieses Bedürftigen werden die Polytheisten (Muschrikûn), die in menschenverlassenen Gegenden aufwachsen und nie von einer Religion hören und Götzen verehren, weder in das Paradies noch in die Hölle eingehen. Nachdem sie im Jenseits erweckt werden, werden sie zur Rechenschaft gezogen und gemäß dem Unrecht, das sie verübt haben, und gemäß ihren Vergehen am Ort der Versammlung (Mawqif al-Mahschar) Leid erfahren. Nachdem jeder sein Recht erhalten hat, werden diese Menschen gleich den Tieren vernichtet. Sie werden nicht für immer an einem Ort bleiben. Es fällt mir schwer, zu sagen, dass, während der Verstand sich sogar in weltlichen Angelegenheiten irrt, Allah, der Erhabene, Seine Diener für immer ins Feuer schickt, weil sie Ihn nicht mittels ihres Verstandes erkannt haben. Auf die gleiche Art werden auch die Kinder von Ungläubigen (Kâfirûn), die im jungen Alter sterben, vernichtet. Menschen, die in Gegenden leben, in denen lange Zeit nach dem Ableben eines Propheten, Friede sei mit ihnen, die Religion, die sie jeweils lehrten, von Ungerechten verfälscht und dann vergessen wurde, und die somit nie etwas von den Propheten und einer Religion vernommen haben, werden ebenfalls nicht in das Paradies oder in die Hölle eingehen, sondern, wie oben beschrieben, vernichtet.“

 

Wer in nichtislamischen Ländern lebt und nie vom Islam gehört hat, zählt auch zu dieser Gruppe.]

 

Es ist fard, die Sachen, an die geglaubt werden muss, zu erlernen und von den Farâid (Pl. von Fard) und den Mahârim (Pl. von Harâm) die bekannten im notwendigen Mindestmaß zu erlernen. Es ist harâm, diese nicht zu erlernen. Dieses Erlernen nicht ernst zu nehmen, nachdem die Kunde vernommen wurde, führt zu Kufr. Das Heilmittel der Unwissenheit ist das Studieren und Erlernen. Die zweite Art der Unwissenheit ist jene, in der der Unwissende sich seiner Unwissenheit nicht bewusst ist. Dies wird „Dschahl murakkab“ genannt. Das ist, falschen Glauben zu haben. Die griechischen Philosophen und jene unter den 72 irregegangenen Gruppen der Muslime, die ihren Glauben verloren, sind solche Unwissenden. Diese Art der Unwissenheit ist schlimmer als die erste. Sie ist eine Krankheit, für die kein Heilmittel bekannt ist. ÎsâFriede sei mit ihm, sprach:

Ich habe den Tauben und den Stummen geheilt. Ich habe Tote zum Leben erweckt – doch ich fand kein Heilmittel für Dschahl murakkab.“

Dies liegt daran, dass so ein Mensch glaubt, seine Unwissenheit sei Wissen und Vollkommenheit. Er weiß nicht, dass er unwissend ist und seine Seele erkrankt ist, sodass er nach einem Heilmittel suchen würde! Wer jedoch durch die Rechtleitung Allahs, des Erhabenen, versteht, dass er krank ist, kann sich von diesem Leiden befreien.