Ich wurde in Krakau, Polen, 1900 als Sohn einer Familie, die zum polnischen Adel gehört, geboren. Mein Vater war Atheist, aber er war tolerant genug, seinen Kindern eine Erziehung im römisch-katholischen Glauben zu erlauben. Die Mehrheit der polnischen Bevölkerung bekannte sich mehr oder weniger oberflächlich zu dieser Religion, und es war auch der Glaube meiner Mutter. So nahm ich in meiner Kindheit eine aufrichtige Achtung für diese Religion an und betrachtete sie als einen wichtigen Faktor im Leben des Einzelnen und der Gemeinschaft.
Ein anderer Charakterzug im Heim meiner Eltern bestand in der kosmopolitischen Atmosphäre. In seinen jungen Jahren hatte mein Vater verschiedene europäische Länder bereist und er hatte viele ausländische Freunde gewonnen. Diese Atmosphäre hatte zur Folge, dass mir nationale, kulturelle und rassistische Vorurteile fremd waren und ich für alle Menschen Respekt hatte. Ich betrachtete mich als Weltbürger.
Das dritte Merkmal meines elterlichen Heims war der Geist des Mittelwegs. Obwohl mein Vater aus einer aristokratischen Familie stammte, verachtete er die müßigen Klassen und empfahl stets, dass jedermann einer Arbeit nachgehen sollte, und er hasste alle Formen von Diktatur und Unterdrückung. Aber er missbilligte auch revolutionäre Aktionen gegen die öffentliche Ordnung. Er schätzte den Fortschritt, der in den besten Traditionen der Vergangenheit begründet war, und wollte nicht, dass diese zerstört wurden. Er war ein beispielhafter „Mann des Mittelwegs“, ein Kavalier. Aus diesem Grunde war es nicht verwunderlich, dass ich zu einem eigenständigen Denker wurde, mit besonderem Interesse an sozialen Problemen. Ich suchte überall den Mittelweg, der zu Lösungen verschiedener Schwierigkeiten im sozialen, politischen und kulturellen Leben führte. Mir schien immer, dass Extreme der menschlichen Natur zuwiderlaufen wie einerseits Kapitalismus und andererseits Kommunismus, also auf der einen Seite völlige Zügellosigkeit und auf der anderen Unterdrückung und Terror, und dass infolgedessen nur Kompromisse, d. h. Mittelwege, die Menschheit retten können. Ich war davon überzeugt, dass die Organisation der menschlichen Gesellschaft auf disziplinierte Freiheit gestützt sein muss, mit anderen Worten: Es muss eine Ordnung geben, welche Freiheit und Tradition respektiert. Kein Wunder also, dass ich, der ich im Mittelweg aufgewachsen bin, selbst ein „Mann des Mittelwegs“ bin, man könnte mich also als „progressiven Traditionalisten“ bezeichnen.
Als Sechzehnjähriger wurde ich entschieden skeptisch gegenüber den verschiedenen Dogmen der „unfehlbaren“ römisch-katholischen Kirche. Ich weigerte mich, an die Dreifaltigkeit, die Verwandlung, die Vermittlung der Priester zwischen Allah, dem Erhabenen, und den Menschen, die Unfehlbarkeit des Papstes und die Wirkung aller magischen Worte und Gesten der Hostie zu glauben. Ich konnte mich nicht dazu bereit finden, Maria, den Heiligen, den Reliquien, Bildern und Statuen zu dienen. Ich war nach und nach überzeugt, dass diese Religion – geschweige denn die Menschen zu retten – eine in ihren Fundamenten verrottete und wertlose, verdrehte Weise des Glaubens war. Schließlich verlor ich allen Glauben und religiöse Fragen waren mir gleichgültig.
Das Ende des Zweiten Weltkrieges bewirkte eine religiöse Renaissance in mir. Ich sah, dass die Menschheit Ideale braucht und dass sie es sich nicht leisten kann, ohne diese Ideale auszukommen, wenn sie der Ausrottung entgehen will. Die größte Gefahr für Menschen liegt darin, keine Religion zu haben. Es war mir klar, dass, um ein vollständiges und perfektes Gemeinschaftsleben zu leben und die Menschen miteinander zu verbinden, damit sie auf dem rechten Weg wandeln, nur die Religion der Welt solche Ideale geben konnte. Andererseits war mir auch klar, dass sich der moderne Mensch nicht mit einer Religion zufrieden geben kann, deren Dogmen und Riten der Vernunft und dem Verstand und den heutigen Lebensumständen und dem Stand, den das heutige Wissen erreicht hat, widersprechen. Und ebenso war das Christentum. Neugierig, wie es sich mit anderen Religionen verhielt, studierte ich die Ideologien verschiedener Religionen, insbesondere die Geschichte und die Grundsätze der Quäker, Unitarier, des Buddhismus und der Baha`i, aber keine dieser Religionen befriedigte mich völlig.
Schließlich entdeckte ich den Islam. Eine kleine Zeitschrift mit dem Titel: „Islamo esperantiste regardata“ von Herrn Ismail Colin Evans, einem englischen Muslim, in Esperanto geschrieben, öffnete im Februar 1949 meine Ohren für die Stimme Gottes und wurde zu meinem Wegweiser zum Islam. Ich las diese Zeitschrift. Später bekam ich ein Heft mit dem Titel „Islamo chies religio“ von Dar al Tabligh al-Islam, Cairo, auf eine Nachfrage von mir, und dieses Heft vervollständigte meinen Glauben und ich wurde Muslim.
Ich habe bemerkt, dass der Islam mit meinen Gedanken und mit der Ideologie, den Wünschen und Hoffnungen, in denen ich aufwuchs, verwandt ist. Ich habe im Islam sowohl Freiheit als auch eine vollkommene und vollständige Gesetzessammlung für das Leben gefunden. Diese Gesetze sind in der Lage, den Einzelnen und die Gemeinschaft zu Gottes Reich auf Erden zu führen, so dass sie in Ruhe und Frieden leben können, ja nicht nur alle Menschen, sondern alle Lebewesen bekommen im Islam Rechte. Sie sind aber auch fähig, sich den modernen gesellschaftlichen Verhältnissen anzupassen und die größten Probleme aus dem Islam heraus zu lösen. Als Kultur- und Soziologietheoretiker bin ich sehr beeindruckt von den sozialen Einrichtungen des Islam, insbesondere vom „Zakât“, also dass Menschen, denen ein Mehr an weltlichem Anteil gegeben wurde, einen bestimmten Teil davon an Arme verteilen, von der Vorschrift des „Hadsch“, von der Art, wie Reiche und Arme, Hochrangige und Ranglose, Geschäftsleute und Einzelhändler, Soldaten und Zivilisten einer neben dem anderen zusammenkommen um Allah, den Erhabenen, anzubeten, und davon, dass hohe Ziele, die die Sozialwissenschaften erstreben, im Islam schon seit langem enthalten sind, die alle einen rechten Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus garantieren und alle Wünsche der Menschen erfüllen. Der Islam ist eine ausgezeichnete Art, brüderliche Solidarität unter den Muslimen herzustellen, was immer ihre Rasse, Nationalität, Sprache, Kultur oder soziale Klasse sein mag, ihnen Gottesfurcht einzuflößen, geistige und materielle Disziplin aufzubauen und eine Basis für die Polygamie Heirat zu schaffen, die unwiderlegbar durch biologische und soziale Faktoren bestimmt ist und zuverlässiger und ehrlicher ist als die oberflächliche und unaufrichtige Monogamie der Katholiken, die in Wirklichkeit sowieso nie mit nur einer Frau leben.
Zum Schluss meiner Bekenntnisse danke ich Allah, dem Erhabenen, für Seine Gunst, die Er mir erteilt hat, indem Er mir den rechten Weg gezeigt hat.