Ich wurde in einer christlichen Umgebung geboren und bin in der englischen Kirche getauft worden. Ich besuchte die Sonntagsschule, wo ich im zarten Alter die Geschichten über Îsâ, Friede sei mit ihm, hörte, wie sie in den Evangelien niedergeschrieben sind. Diese machten einen tiefen Eindruck auf mich, ebenso meine häufigen Besuche in der Kirche. Der Altar mit den brennenden Kerzen und die mysteriös klingenden Gebete beeindruckten mich tief. Ich nehme an, dass ich während dieser wenigen Jahre eine fromme Christin war. Mit der Zunahme des Schulunterrichts und durch meinen regelmäßigen Kontakt mit der Bibel und allem Christlichen hatte ich Gelegenheit, über das nachzudenken, was ich gelesen, beobachtet, praktiziert und geglaubt hatte. Da begann ich bald mit vielem unzufrieden zu sein. Ich entdeckte einige Fehler im Christentum. Mit jedem Tag stiegen meine Zweifel. So entfernte ich mich nach und nach vom Christentum. Bald glaubte ich an gar keine Religion. Die prächtigen Bilder aus der Kirche, die mich in Kindestagen so beeindruckt hatten, lösten sich auf wie Trugbilder. Als ich die Schule verließ, war ich eine überzeugte Atheistin. Doch nach einer Weile stellte ich fest, dass es zu einer tiefen Trauer, Schwäche und Leere in der Seele des Menschen führt, an nichts zu glauben. Der Mensch braucht auf jeden Fall eine Stütze. Dann begann ich die anderen großen Religionen der Welt zu studieren.
Ich fing mit dem Buddhismus an. Ich studierte mit Interesse den „Achtfachen Pfad“ und meinte, dass er gute Ziele beinhalte, doch es an Richtung und Details fehlte.
Darauf studierte ich den Hinduismus. Im Hinduismus war ich nicht mit drei, sondern mit vielen hundert Göttern konfrontiert, deren Geschichten zu phantastisch und zu empörend für mich waren, um akzeptiert werden zu können.
Ich las ein wenig über das Judentum, aber ich hatte schon genug gesehen vom Alten Testament, um zu wissen, dass es meinen Test, was eine Religion sein muss, nicht bestehen würde. Die Juden glaubten zwar an einen einzigen Gott und ich fand dies auch richtig. Doch dann leugneten sie alles und das Judentum wurde statt zu einer Leitung zu einer Sache voller wirrer Gottesdienste und Zeremonien.
Einer meiner Freunde überredete mich, Spiritismus zu studieren und sagte, mit Geistern zu sprechen, käme einer Religion gleich. Ich führte diese Praktiken nicht lange durch, da ich überzeugt war, was mich betraf, dass es einzig eine Sache der Selbsthypnose war und auf lange Sicht gefährlich sein könnte.
Der Zweite Weltkrieg war zu Ende. Ich begann in einem Büro zu arbeiten, aber meine Gedanken kreisten immerzu um die Frage der Religion. Eines Tages sah ich eine Anzeige in einer Zeitung. Es stand dort, dass eine Konferenz über die Göttlichkeit Jesu stattfinden und dass Gelehrte aller Religionen an dieser Konferenz teilnehmen würden. Diese Konferenz interessiert mich sehr. Denn dort würde diskutiert werden, ob Jesus der Sohn Gottes war oder nicht. Dies brachte mich in Kontakt mit einer Anzahl Menschen, und einer von ihnen war ein Muslim. Ich begann mit diesem neuen Bekannten über den Islam zu sprechen. Ohne es zu wollen, brach mein Widerstand gegen den Islam Punkt für Punkt zusammen. Obwohl ich es stets für unmöglich gehalten hatte, musste ich doch zugeben, dass diese perfekte Offenbarung durch einen gewöhnlichen Menschen zu uns gekommen war. Ich begann das heilige Buch der Muslime, den edlen Qur‘ân, zu lesen. Die bekanntesten Staatsmänner des 20. Jahrhunderts konnten es nicht besser machen als diese Offenbarung, und sie entlehnten selbst dauernd Dinge aus dem islamischen System. Diese Worte konnten nicht die eines Menschen sein. Nun glaubte ich die mir einst beigebrachten Behauptungen, der Islam sei eine falsche Religion und der edle Qur‘ân sei ein erlogenes Buch, nicht mehr. Der edle Qur‘ân konnte nicht erlogen sein. Solch vollkommene Worte konnten nur von einer übermenschlichen Macht gesprochen sein.
Doch ich zögerte immer noch. In dieser Zeit begegnete ich anderen Muslimen, und einige konvertierte Engländerinnen bemühten sich, mir zu helfen. Ich las eine Anzahl Bücher, die sie mir empfahlen. Unter diesen Büchern war „Mohammed and Christ“, in dem Muhammed und Îsâ, Friede sei mit ihnen, verglichen wurden, und „The Religion of Islam“, in dem der Islam erklärt wurde. Ein Buch mit dem Titel „The Sources of Christianity” zeigte erstaunliche Ähnlichkeiten zwischen dem Christentum und den alten heidnischen Mythen, die ins Christentum übernommen wurden, und es wurde klar gezeigt, dass das heutige Christentum Götzenanbetung war.
Vor allem aber las ich den edlen Qur‘ân und muss zugeben, dass ich anfangs nicht damit zurechtkam. Denn am Anfang schien mir, dass er voller Wiederholungen war. Ich war nie ganz sicher, ob ich es aufnahm oder nicht, aber ich fand, dass der edle Qur‘ân nach und nach auf den Geist wirkt. Um den edlen Qur‘ân zu verstehen und um sich an ihn zu halten, muss man ihn mehrmals lesen. Und mit jedem Mal des Lesens wurde meine Verbundenheit mit diesem heiligen Buch größer. Nacht für Nacht konnte ich es nicht weglegen. Was mich am meisten beeindruckte, war, dass er eine perfekte Führung für die Menschen darstellte. Es gab im edlen Qur‘ân keinen einzigen Punkt, den der Mensch nicht verstehen konnte. Die Muslime behaupten nicht, dass Muhammed ein Übermensch war. Ich lernte, dass im Islam die Propheten Menschen waren, die von überragender Intelligenz und Charakter waren und die nie gesündigt hatten und fehlerfrei waren. Doch sie hatten keinerlei Göttlichkeit. Gemäß dem Islam wird kein anderer Prophet nach Muhammed, Friede sei mit ihm, kommen. Ich widersprach dem und fragte, warum keine weiteren Propheten kommen werden. Darauf erklärte mir eine der muslimischen Frauen diese Sache folgendermaßen: „Der edle Qur‘ân, das heilige Buch der Muslime, lehrt alle guten Charaktereigenschaften, die der Mensch braucht, alle Grundlagen der Religion, den Weg, der zu Allahs, des Erhabenen, Wohlgefallen führt, und alle Sachen, die notwendig sind, um in der diesseitigen Welt und im Jenseits glücklich zu sein. Nunmehr brauchen die Menschen keinen weiteren Führer, keinen weiteren Propheten.“
Dies war natürlich ganz vernünftig, wenn die Grundlagen des edlen Qur’ân völlig den heutigen Lebensumständen und dem heutigen Stand des Wissens entsprechen, obwohl 14 Jahrhunderte (seit seiner Offenbarung) vergangen sind. Ich überlegte immer noch. Denn es waren 14 Jahrhunderte seitdem verstrichen. Gab es denn keinen einzigen Punkt im Islam, der von Muhammed, Friede sei mit ihm, der im Jahre 571 geboren wurde, verkündet wurde, der sich mit heutigen Lebensbedingungen nicht deckt? Mit großer Sorgfalt begann ich nach Fehlern im Islam zu suchen. Dass ich Fehler im Islam festzustellen versuchte, obwohl meine Seele ganz daran glaubte und ich mir so gut vorstellen konnte, dass der Islam die wahre Religion ist, musste daran liegen, dass in unserer Kindheit die Priester uns immer wieder sagten, dass der Islam eine fehlerhafte, gemeine und falsche Religion darstelle.
Da die Polygamie von der christlichen Lehre verworfen wird, wollte ich mich mit dieser Frage auseinandersetzen und dachte, jetzt hätte ich ein gewichtiges Argument: Wie konnte es angehen, dass Männer vier Frauen heiraten konnten? Ich sprach mit meiner muslimischen Freundin darüber, die mir erklärte, dass in der Zeit der Entstehung des Islam die Männer in Arabien so viele Frauen hatten, wie ihnen beliebte und dass sie diesen gegenüber gar keine Verpflichtungen hatten. Der Islam verordnet, um den gesellschaftlichen Status der Frauen zu erheben, dass die Zahl der Frauen, die ein Mann heiraten kann, beschränkt wird, und verpflichtet ihn, sie zu versorgen, sie untereinander gerecht zu behandeln und ihnen im Falle einer Scheidung eine Abfindung zu zahlen. Außerdem konnten sich alleinstehende Frauen ohne Verwandte so einer Familie anschließen, ohne wie Gefangene behandelt zu werden. Darüber hinaus ist das Heiraten von vier Frauen keine Vorschrift für Männer. Es ist eine Erlaubnis für jene, die die Bedingungen dafür erfüllen können. Für Männer, die diese Bedingungen nicht erfüllen können, ist es nicht gestattet. Daher hatten viele Männer nur eine Frau. Bis zu vier Frauen zu heiraten ist lediglich eine Erlaubnis. Die Mormonen in Amerika z. B. Zwangen Männer, mehrere Frauen zu heiraten. Meine muslimische Freundin fragte mich, ob in England Männer tatsächlich mit nur einer Frau leben. Und ich musste mit errötetem Gesicht zugeben, dass heute die vielen heimlichen Verbindungen vor und nach der Heirat unter Männern im Westen in erschreckendem Maße üblich werden. Die Worte meiner muslimischen Freundin erinnerten mich an arme junge Frauen, die ihre Männer in Arbeitsunfällen oder in Kriegen verlieren und alleine dastehen und das Bedürfnis haben, unter dem Schutz eines Mannes zu stehen. Ich erinnerte mich, dass ich in der englischen Radiosendung „Dear Sir“ hörte, wie eine englische Frau folgendermaßen klagte: „Ich bin eine junge Frau. Ich habe meinen Mann im Krieg verloren. Nun stehe ich ganz allein da. Ich brauche Schutz. Ich ziehe es vor, einen Ehepartner mit einer anderen Frau zu teilen und seine erste Frau zu achten, als alleine zu leben.“
Im Islam wird niemand gezwungen, eine polygame Ehe einzugehen. Dies ist kein Gebot, sondern nur eine Erlaubnis. Heutzutage ist das aufgrund von Arbeitslosigkeit und Armut nicht mehr oft anzutreffen. Damit kann das also nicht als ein Fehler im Islam genannt werden.
Sodann glaubte ich, im rituellen Gebet einen schwachen Punkt gefunden zu haben: Wenn Gebete fünfmal am Tag wiederholt werden müssen, wird das auf die Dauer nicht zu viel? Meine Freundin hatte eine schnelle und erleuchtende Antwort: „Wie ich höre, haben sie eine Leidenschaft zum Klavierspielen. Wie steht es dann mit Musiküben? Ich erzählte ihr, dass ich täglich nach der Arbeit zwei Stunden Klavier übte, ob ich dazu Lust hatte oder nicht. Daraufhin antwortete meine Freundin: „Wie können Gebete, welche zusammen nur 30 – 45 Minuten andauern, zu viel sein? So, wie Sie täglich üben müssen, um gut Klavier zu spielen, müssen die Muslime täglich beten, um den Kontakt mit Allah, den Erhabenen, zu erhalten. Man darf nicht vergessen, dass im Islam nicht zu Allahs, des Erhabenen, Nutzen gebetet wird, da Er der Gebete nicht bedarf, sondern zu unseren eigenen Nutzen, als eine geistige Übung neben anderen Zwecken.“ Wie Recht sie damit hatte. Es ist notwendig, dass jeder Muslim Allahs, des Erhabenen, oft gedenkt und in sein Herz die Liebe zu Allah, dem Erhabenen, einpflanzt. Das Herz ist das Haus Allahs, des Erhabenen. Wenn in einem Haus nicht sein Besitzer wohnt, dann beginnt im Haus eine Abneigung gegenüber dem Besitzer des Hauses. Die fünf täglichen Gebete bewahren den Menschen vor diesem Unheil. Das Gebet erinnert den Menschen, der sich in weltlichen Beschäftigungen und vergänglichen weltlichen Freuden verliert, wieder an seinen Herrn.
So wurde ich allmählich von der Lehre des Islam überzeugt und akzeptierte den Glauben formell mit meiner ganzen Seele und all meiner Spiritualität. Es war nicht eine momentane emotionale Laune, sondern nach einem sorgfältigen Studium und nachdem ich nach Fehlern darin gesucht hatte und schließlich verstand, dass diese Religion in jeder Hinsicht perfekt war. Nun bin ich stolz darauf, Muslimin zu sein.