Wenn man sich auf den Hügel Kahlenberg bei Wien begibt, also den Ort, an dem sich bei der zweiten Belagerung von Wien im Jahre 1095 n. H. [1683 n. Chr.] das Hauptquartier der osmanischen Armee befand, findet man dort ein Denkmal. Dort steht: „Möge Gott uns vor der Pest und dem Übel der Türken bewahren“, und in einem Relief unter diesem Spruch sieht man eine frei erfundene Szene, in der Türken christliche Frauen und Kinder erwürgen. Zu jener Zeit wurden die Türken von den Christen als das barbarischste, grausamste und gewalttätigste Volk der Welt bezeichnet. Sie glaubten, dass der Grund dafür der Islam war. Sie meinten, wenn die Türken Christen wären, würden sie nicht so barbarisch und so gewalttätig sein. Jene, die damals behaupteten, der Islam sei eine barbarische Religion, waren die damaligen christlichen Geistlichen, die als Herrscher, Unterdrücker und Despoten auftraten. In den Schulen wurde diese Sache im Religionsunterricht immer wiederholt und christliche Kinder lernten, dass der Islam eine Religion der Barbarei sei. Diese furchtbare Behauptung und Verleumdung hat sich durch die Jahrhunderte bis in unsere Zeit fortgesetzt. Ishâq Efendi aus Harput, möge Allah mit ihm barmherzig sein, berichtet in einem seiner Bücher, dass ein Priester in einer Schrift, die er im Jahre 1276 n. H. [1860 n. Chr.] gegen den Islam veröffentlichte, Folgendes schrieb:
„ Îsâ, Friede sei mit ihm, gründete die Verkündung seiner Religion stets auf die Liebe, gutes Verhalten, Mitleid mit den Menschen und die Vertreibung ihrer Sorgen. Aus diesem Grund wurden gleich zu Beginn des Christentums innerhalb weniger Jahre 500 Personen Christen. Doch der Islam, der eine barbarische Religion ist, wurde den Menschen unter Androhung des Todes aufgezwungen. Muhammed, Friede sei mit ihm, verbreitete den Islam mit Zwang, Angst, Drohungen und Krieg. Aus diesem Grund betrug die Anzahl der Leute, die ihm in der Zeit, in der er nur durch Aufruf zum Islam einlud, sogar nach 13 Jahren nur um die 180 Personen. Das reicht aus, um den Unterschied zwischen der wahren, menschlichen Religion des Christentums und der barbarischen Religion des Islam zu zeigen. Das Christentum ist eine Religion, die ihren Weg in die Herzen der Menschen findet, sie zur Barmherzigkeit und zu Mitgefühl auffordert, eine vollkommene und menschliche Religion, in der es keinen Zwang und keine Gewalt gibt. Dass das Christentum die einzige und wahre Religion ist, sieht man daran, dass mit Aufkommen des Christentums die Vorherrschaft der einzigen göttlichen Religion vor ihr, des Judentums, verschwand. Wenn Gott einen neuen Propheten schickt, dann muss die Vorherrschaft der vorangehenden Religionen aufgehoben werden. Weil die Juden das Christentum nicht akzeptierten, wurden sie von verschiedensten Übeln heimgesucht und fielen in Verachtung und Erniedrigung. Die Ankunft eines neuen Propheten ist ein Hinweis auf die Degeneration der Religionen vor ihm. Doch nach der Ankunft von Muhammed, Friede sei mit ihm, verschwand das Christentum nicht, und die Christen erlitten nicht Übel wie die Juden, sondern vermehrten sich im Gegenteil sogar. Trotz aller Mühe seitens der Muslime, trotz ihres Abschlachtens ganzer Völker und der Zerstörung von Kirchen – so wurden zur Zeit des Khalifen Umar 4.000 Kirchen zerstört – nimmt die Zahl der Christen täglich zu und sie leben in Wohlstand und Reichtum, während die Muslime heruntergekommen sind und in dieser Welt kaum noch Ansehen und Bedeutung haben.“
Auf diese Verleumdungen jenes Priesters gibt der Gelehrte Ishâq Efendi, möge Allah mit ihm barmherzig sein, folgende Antwort:
„Vor allem entsprechen die von diesem Priester genannten Zahlen und Fakten nicht der Wirklichkeit. Im heiligen Buch der Muslime, dem edlen Qur‘ân, heißt es: ‚Es gibt keinen Zwang im Glauben.‘ Muhammed, Friede sei mit ihm, hat in seiner Verkündung des Islam keinerlei Zwang und keine Drohungen angewandt, und dennoch stieg die Zahl der Leute, die freiwillig und liebend gern den Islam annahmen, innerhalb kurzer Zeit. Die Aussagen eines christlichen Historikers und Übersetzers des edlen Qur’ân, des Priesters Sale, bestätigen unsere Worte. [George Sale starb im Jahre 1149 n. H. [1736 n. Chr.]. Er war ein englischer Priester. Er übersetzte den edlen Qur‘ân im Jahre 1147 n. H. [1734 n. Chr.] ins Englische. Im Vorwort seiner Übersetzung gab er zudem ausführliche Informationen über den Islam.] In seiner Übersetzung des edlen Qur’ân aus dem Jahre 1266 n. H. [1850 n. Chr.] schreibt er: ‚In Medina gab es bereits vor der Hidschra kaum ein Haus, in dem nicht Muslime lebten.‘ Das heißt, dass Menschen in Städten, die bis dahin nicht in kämpferische Auseinandersetzungen verwickelt waren, allein aufgrund der Größe und Korrektheit des Islam und der Eloquenz des edlen Qur’ân diese Religion freiwillig annahmen. Die wahren Zahlen verdeutlichen die rasche Verbreitung des Islam. Als Muhammed starb, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken, betrug die Zahl der Muslime um die 124.000. Vier Jahre nach dem Tod des Gesandten Allahs, Friede sei mit ihm, entsandte Umar, möge Allah mit ihm zufrieden sein, eine Armee von 40.000 Personen und eroberte mit dieser Armee den Iran, Syrien, Anatolien bis Konya und Ägypten. Umar, möge Allah mit ihm zufrieden sein, war niemals gewalttätig. Er unterdrückte nicht die Christen oder Feueranbeter, deren Länder er von ihren grausamen Despoten übernahm. Seine Gerechtigkeit wird von aller Welt, von Freund und Feind gleichermaßen bestätigt. Die Mehrheit der Bevölkerung in diesen Ländern sah die Gerechtigkeit und die vorzügliche Ethik im Islam und nahm den Islam gerne an. Nur noch wenige verblieben bei ihrer alten, falschen Religion, also dem Christentum, dem Judentum oder dem Zoroastrismus. Dass derart die Zahl der Muslime innerhalb eines kurzen Zeitraums von ungefähr zehn Jahren auf 30 Millionen anstieg, ist eine Tatsache, über die sich alle Historiker einig sind. Umar, möge Allah mit ihm zufrieden sein, wurde, als er in Quds (Jerusalem) einzog, gefragt, welche Kirche er in eine Moschee verwandeln wolle, worauf er – geschweige denn 4.000 Kirchen niederzubrennen – diesen Gedanken vehement ablehnte und sein erstes Gebet dort außerhalb einer Kirche verrichtete.‘
300 Jahre nach dem Aufstieg Îsâs in den Himmel, Friede sei mit ihm, nahm Konstantin I. Das Christentum an. Durch seine Unterstützung und seine Nötigung stieg die Zahl der Christen lediglich auf sechs Millionen an. Konstantin ließ die Ohren der Juden, die das Christentum nicht akzeptierten, abschneiden und ließ sie steinigen.“
Die Behauptung, dass mit dem Aufkommen des Christentums das Judentum verschwand und seine Anhänger von vielen Übeln heimgesucht wurden, zeigt, dass dieser Priester die Geschichte nicht kennt, sie nicht gut studiert hat. Denn das Judentum degenerierte lange vor dem Christentum, Jerusalem wurde von dem Assyrischen König Nebukadnezar II. [604 – 561 v. Chr.] zerstört, dann später wieder von den Römern. Hiernach wurden die Juden in alle Welt verstreut und fanden nie wieder zusammen. Da sich all dies vor dem Aufkommen des Christentums ereignete, hat es natürlich auch nichts mit dem Christentum zu tun. Und heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, gibt es einen jüdischen Staat. Das bedeutet, dass das Judentum trotz des Christentums weiter existiert. Auch vor der Gründung Israels standen Juden in Europa in führenden Positionen aller Quellen des Reichtums, der Banken, der Presse und großer Industrien, jüdische Anwälte z. B. hatten überall in der Welt Zulauf. Unter Juden gab es im Britischen Weltreich enorm reiche unter ihnen wie z. B. Lord Disraeli, der auch Parlamentsmitglied war. Rothschild, ein anderer Jude, war der vermögendste Mensch der Welt. Auch heute noch sind in Europa und Amerika die Börsen und viele Unternehmen unter der Direktion von Juden. Das bedeutet, dass die Behauptung jenes Priesters, dass mit dem Aufkommen des Christentums sogleich das Judentum niederging und es von verschiedensten Übeln heimgesucht wurde, nicht wahr ist. Es ist nichts anderes als ein Hirngespinst seinerseits.
Christliche Geistliche sagen, dass das Christentum nur auf Liebe, Mitleid, Barmherzigkeit und gegenseitige Hilfe gründet. Wir zeigten einem christlichen Priester, der unser Nachbar war, aus dem Alten Testament, Buch Deuteronomium, Kapitel 20, die Verse 10 – 18, und ein Stück, das in der türkischen Übersetzung der „Heiligen Schrift“ aus dem Jahr 1303 n. H. [1886 n. Chr.] in Istanbul gedruckt wurde. Auf Seite 169 heißt es:
„Wenn du vor eine Stadt ziehst, um gegen sie zu kämpfen, so sollst du ihr zuerst den Frieden anbieten. Antwortet sie dir friedlich und tut dir ihre Tore auf, so soll das ganze Volk, das darin gefunden wird, dir fronpflichtig sein und dir, bis an ihr Lebensende, dienen. Will sie aber nicht Frieden machen mit dir, sondern mit dir Krieg führen, so belagere sie. Und wenn sie der Herr, dein Gott, dir in die Hand gibt, so sollst du alles, was männlich darin ist, mit der Schärfe des Schwerts erschlagen. Nur die Frauen, die Kinder und das Vieh und alles, was in der Stadt ist, und alle Beute sollst du unter dir austeilen und sollst essen von der Beute deiner Feinde, die dir der Herr, dein Gott, gegeben hat. So sollst du mit allen Städten tun, die sehr fern von dir liegen und nicht zu den Städten dieser Völker hier gehören. Aber in den Städten dieser Völker hier, die dir der Herr, dein Gott, zum Erbe geben wird, sollst du nichts leben lassen, was Odem hat, sondern sollst an ihnen den Bann vollstrecken, nämlich an den Hetitern, Amoritern, Kanaanitern, Perisitern, Hiwitern und Jebusitern, wie dir der Herr, dein Gott, geboten hat, damit sie euch nicht lehren, all die Gräuel zu tun, die sie im Dienst ihrer Götter treiben, und ihr euch so versündigt an dem Herrn, eurem Gott.“
Wir fragten unseren christlichen Nachbarn: „In eurer ‚Heiligen Schrift‘ wird den armen Menschen gegenüber eine sehr gewalttätige Behandlung vorgeschrieben. Diese Vorschrift hat nichts mit dem christlichen Mitleid und der Barmherzigkeit zu tun, von der ihr wiederholt sprecht. Wo ist euer Mitleid, wo euer Erbarmen? Dieses Stück aus der ‚Heiligen Schrift‘ ist ein Befehl zu extremer Barbarei und Unterdrückung. Das bedeutet, dass euch eure Religion etwas Barbarisches befiehlt. In unserem Buch, dem edlen Qur‘ân, gibt es kein einziges Wort, das besagt, dass man seinem Feinde so etwas antun soll. Im Gegenteil wird im edlen Qur‘ân stets von Mitleid, Barmherzigkeit und Vergebung gesprochen. Unterdrückung und Unrecht werden verboten. Wie kann es dann sein, dass christliche Geistliche es wagen können, zu behaupten, der Islam befehle die Barbarei, während das Christentum die Religion des Mitleids sei? Da sehen wir jenes Stück aus eurer ‚Heiligen Schrift‘. Das heißt, dass entgegen euren Behauptungen die ‚Heilige Schrift‘ die Barbarei und die Gewalttätigkeit befiehlt. Was sagen Sie zu alledem?“
Der christliche Priester, der zunächst äußerte, dass er dieses Stück nicht kannte, sprach dann: „Nun, dieses Stück hat mit Jesus nichts zu tun. Dieses Stück ist aus der Thora des Mûsâ, Friede sei mit ihnen. Das Thema ist, dass Gott den Juden befiehlt, sich an den Ägyptern zu rächen. Die Ägypter hatten damals die wahre Religion abgelehnt und versucht, Mûsâ, Friede sei mit ihnen, zu töten. Darauf befahl Gott den Juden, die genannten ungläubigen Völker zu vernichten. Das ist die Bedeutung dieses Stücks, das der ‚Heiligen Schrift‘ hinzugefügt wurde. Das hat mit dem Christentum nichts zu tun.“ Darauf sagten wir: „Jede Religion hat ein heiliges Buch. Alle Angehörigen einer Religion müssen an ihr Buch von A bis Z glauben. Es steht nicht zur Debatte, woher seine Teile stammen oder wie es zusammengestellt wurde, denn an ein heiliges Buch glaubt man als das Buch Allahs, des Erhabenen, und an seine Inhalte als Allahs, des Erhabenen, Gebote. Das Buch der Christen ist die ‚Heilige Schrift‘, also die Thora und das Evangelium. Daher müsst ihr alles in der ‚Heiligen Schrift‘ Geschriebene als Gebote Allahs, des Erhabenen, akzeptieren. Ihr könnt nicht sagen, dass manche Teile alt sind, manche Teile nur für die Juden waren, manche Stellen Mûsâ, Friede sei mit ihnen, betreffen, aber nicht Îsâ, Friede sei mit beiden, und euer heiliges Buch derart in Stücke teilen. Es kann ja nicht angehen, dass ihr an einen Teil davon glaubt und an einen anderen Teil nicht. Ihr müsst an das ganze Buch glauben. Wenn diese Stelle aus dem Buch Deuteronomium mit dem Christentum nichts zu tun hat, dann hätten eure religiösen Räte diese Stelle aus der ‚Heiligen Schrift‘ entfernen oder erklären müssen, dass dies eine Verfälschung ist, die der Bibel später hinzugefügt wurde. Da so etwas nicht geschehen ist, bedeutet, dass ihr grundsätzlich auch an dieses Stück als Gebot Allahs, des Erhabenen, glaubt. Dann wiederum bleibt nichts anderes übrig als zu glauben, dass das Christentum eine sehr gewalttätige, barbarische Religion ist, die ohne Erbarmen mit irgendjemand alle Menschen austilgen will.“
Der christliche Priester war völlig erstaunt. Er selbst hatte die „Heilige Schrift“ nie ganz gelesen, das Alte Testament nicht einmal überflogen und jene Stelle nur auf unseren Hinweis hin gelesen und war nun sprachlos. Schließlich sagte er: „Ihr habt nicht nur mich, sondern die gesamte christliche Welt in Verlegenheit gebracht. Ich bin kein Religionswissenschaftler, und wenn ich es zugeben muss, bin ich auch nicht allzu religiös. Ich glaubte jedoch, dass es in der ,Heiligen Schrift‘ nur um Mitleid, Barmherzigkeit und Vergebung geht. Dieses Stück unglaublicher Barbarei hat mich mit der Wirkung einer Katastrophe getroffen. Gleichzeitig bin ich sehr in Verlegenheit geraten, da ich Priester bin. Wenn ich in meine Heimat zurückkehre, werde ich diese Sache Religionswissenschaftlern vorlegen, die viel Wissen darüber haben. Ich werde die zuständigen Stellen ersuchen, dieses Stück aus der ,Heiligen Schrift‘ zu entfernen. Diese Stelle kann nur eine Verfälschung sein. Denn Gott kann so etwas Furchtbares nicht befehlen. Diese Stelle muss eine jüdische Fälschung sein.“ Wir sprachen ihm etwas Trost zu und gaben ihm die englische Übersetzung unseres Buches „Islam und Christentum“. Wir sagten: „Wenn Sie dieses Buch lesen, werden Sie sehen, dass es noch viel mehr Fehler in der ‚Heiligen Schrift‘ gibt. Nach einigen Schätzungen belaufen sich diese Fehler auf 20.000!“ Ein Vergleich zwischen der Bibel und dem edlen Qur‘ân ist in dem „Der edle Qur‘ân und die heutigen Fassungen der Thora und des Evangeliums“ genannten Teil dieser Seite zu finden.