„Brahma“ bedeutet „heiliges Wort“. Der indische Gelehrte Mazhar al-Dschân al-Dschânân [1] schreibt in seinem 14. Brief: „Diese Religion begann in Indien, Jahrhunderte vor der Geburt Îsâs, Friede sei mit ihm, als eine wahre Religion. Später verfielen ihre Angehörigen in den Unglauben.“ Die Anführer dieser Religion wurden Brahmanen genannt. Einen unter ihnen machten sie zu einem Gott. Es wird gesagt, dass dieser vier Söhne habe, und einer dieser vier wäre aus seinem Mund, die anderen drei aus seinen Händen und Füßen entstanden. Wegen dieser vier Söhne teilen die Brahmanen die Menschen in vier Stände ein:
1. Die Brahmanen: Diese sind die heiligen Priester und Gelehrten des Brahmanismus. Ihre Aufgabe ist es, das Buch „Veda“ zu studieren, es zu erklären und den anderen Angehörigen des Brahmanismus den Weg zu weisen. Sie sind sehr einflussreich und niemand darf sich ihrem Befehl widersetzen. Jeder scheut sich vor ihnen.
2. Die Krieger: In dieser Gruppe sind die Herrscher, die Radschas und hochrangige Staatsmänner. Diese werden „Kschatriya“ genannt.
3. Händler und Bauern: Diese werden „Vaishya“ genannt.
4. Bauern, Arbeiter, Handwerker und Ähnliche. Diese werden „Schudra“ genannt.
Wer aus diesen vier Gruppen herausfällt, wird „Paria“ genannt und diese armen Menschen haben kaum Lebensrecht. Sie werden wie Tiere behandelt. Sie besitzen keine der Rechte der anderen vier Stände. Im Brahmanismus gibt es Götzen. Die Art dieser Götzen und deren Bedeutung, erlaubte und verbotene Speisen, Sünden und Verbrechen und die Strafen für diese stehen in dem „Manava Dharina Schastra“ genannten heiligen Buch geschrieben. [Der Titel bedeutet: „Das heilige Buch des Manu“.] Die Brahmanen glauben an viele Götter. Der größte ihrer Götter ist „Krischna“, der, um das Schlechte zu tilgen, Menschenform annimmt. Ihr zweiter Gott ist „Vischnu“. Der dritte heißt „Schiva“. Vischnu hat eine besondere Bedeutung, und zwar „der in das Innere des Menschen wirkt“. Vischnu wird mit dunkelblauer Hautfarbe und mit vier Händen dargestellt. Er wird entweder auf seinem „Garuda“ genannten Adler oder auf einer Lotosblume sitzend wiedergegeben. Nach dem Glauben der Brahmanen kam Vischnu bisher 9-mal in verschiedenen Gestalten [als Mensch, als Tier oder als Blume] in diese Welt. Nun wird auf seine 10. Ankunft gewartet.
Im Brahmanismus ist das Töten nur im Kriegsfall erlaubt. Zu anderen Zeiten darf kein Lebewesen, sei es Mensch oder Tier, getötet werden. Der Mensch gilt als ein heiliges Wesen. Sie glauben an die Inkarnation, d. h. daran, dass der Geist des Menschen nach seinem Tod als ein anderer Mensch wieder in diese Welt kommt. Aufgrund der Möglichkeit, dass Vischnu in Gestalt eines Tieres in diese Welt gelangen könnte, ist das Töten von Tieren strengstens verboten. Aus diesem Grund essen strenge Brahmanen auf keinen Fall Fleisch.
Nach dem Buch des Manu ist das Leben des Menschen in vier Phasen eingeteilt:
1. Faulheit, 2. Heirat, 3. Zurückgezogenheit (alleine leben) und 4. Bettlersein, um Segen zu bekommen.
Einer der großen indischen Gelehrten des Islam und Kenner des Tasawwuf, Mazhar al-Dschân al-Dschânân, möge Allah mit ihm barmherzig sein, schreibt in seinem 14. Brief auf Persisch über die „Rituale der indischen Ungläubigen“. Darin sagt er: „So, wie Allah, der Erhabene, allen Menschen stets den Weg zum Glück gewiesen hat, so hat er mittels des ‚Birmîhâ‘ genannten Engels die ‚Veda‘ und ‚Bîd‘ genannten Bücher nach Indien gebracht. Dieses Buch bestand aus vier Teilen. Die Gelehrten dieser Religion entwickelten hieraus sechs Schulen. Den Teil der Glaubensgrundlagen nannten sie ‚Dharen Schastra‘. Sie teilten die Menschen in vier Stände ein. Der Teil über die Gottesdienste wurde ‚Karm Schastra‘ genannt. Sie unterteilten das Leben des Menschen in vier Phasen. Jedes davon wurde ‚Chuk‘ genannt. Sie alle glaubten (ursprünglich), dass es nur einen Gott gibt, dass die Welt vergänglich ist, an den Letzten Tag, den Tag des Gerichts und die Strafe, und versuchten durch Enthaltung und Anstrengung Erleuchtung und ungewöhnliche Zustände zu erreichen. Neuerungen von Späteren in dieser Religion führten dazu, dass diese Religion degenerierte. Mit dem Aufkommen des Islam wurde die Gültigkeit auch dieser Religion aufgehoben. Jene unter ihnen, die den Islam nicht annehmen, nennen wir Ungläubige. Über jene vor dem Islam können wir jedoch nichts sagen.“
Die Zoroastrier, eine Verästelung der Brahmanen, sind Feuer- , Kuh- und Krokodilanbeter. Sie folgen einer Religion, die von Zarathustra, von dem nicht klar ist, ob er tatsächlich lebte, aber zu Zeiten des persischen Kaisers Kuschtuseb gelebt haben soll, gegründet wurde. Sie begraben ihre Toten nicht. Sie bewahren sie in dafür vorgesehenen Türmen auf und lassen sie von Geiern auffressen. Eine andere Verästelung, die Sikh, erachtet den Bart als heilig. Ihre Anhänger schneiden nie ihre Bärte ab. Und schließlich gibt es die Hindus. Diese glauben an allen Aberglauben der niederen Gesellschaftsstände. Diese Art des Glaubens hat keinerlei Wert mehr und ist völlig ausgeufert.
Die Brahmanen predigen den Menschen, dass sie die Anordnungen der Priester befolgen und ihnen immer gehorchen sollen, dass sie nach dem Buch des Manu handeln, dass sie keinen Kontakt zu den Paria pflegen, dass sie kein Lebewesen töten sollen und Ähnliches. Sie lehren jedoch nichts über den Körper und den Geist. Sie sagen lediglich, der Mensch sei ein heiliges Wesen. Die Brahmanen erachten den Fluss Ganges als heilig. Für sie ist es eine heilige Aufgabe, in diesem Fluss zu baden, aus ihm zu trinken und sogar die Toten in ihm zu bestatten.
Der Brahmanismus, der dem Götzendienst sehr nahe ist bzw. auch einige Götzen hat, ist unbedingt berichtigungsbedürftig. Doch leider hat Buddha, der 100 Jahre später, also 600 Jahre vor der Geburt Îsâs, Friede sei mit ihm, geboren wurde, diese Religion völlig entstellt. Man könnte Buddha mit Luther vergleichen, der, um den Katholizismus vom Aberglauben zu bereinigen, letztlich neue Gruppen von Ungläubigen hervorbrachte.
[1] Mazhar al-Dschân al-Dschânân starb 1195 n. H. [1781 n. Chr.] in Delhi als Märtyrer.