Zweiter Pfeiler

DER GLAUBE AN SEINE ENGEL

„Wa Malâikatihi“ bedeutet, dass man an die Engel Allahs, des Erhabenen, glaubt. Sie sind alle Diener Allahs, des Erhabenen. Sie alle befolgen die Befehle Allahs, des Erhabenen. Sie begehen keine Sünden. Sie haben kein Geschlecht und sie heiraten nicht.
Sie sind lebendig, doch sie essen, trinken und schlafen nicht. Sie sind Wesen aus Nûr (Licht) und verfügen über Aql (Verstand).
Die größten unter ihnen sind vier an der Zahl.
1. Dschabrâîl, Friede sei mit ihm: Seine Aufgabe besteht darin, den Propheten Wahy (Offenbarung) zu bringen, d.h. Allahs Gebote und Verbote zu verkünden.
2. Isrâfîl, Friede sei mit ihm: Er ist damit beauftragt, in das „Sûr“ („Horn“) zu blasen. Beim ersten Mal werden alle Existierenden, die den Klang des Horns vernehmen, aufhören zu existieren und nur Allah, der Erhabene, wird noch existieren und beim zweiten Klang werden sie wieder existieren.
3. Mîkâîl, Friede sei mit ihm: Er ist mit der Verwaltung und Zuteilung von Sachen wie die Zuteilung des Rizq (Versorgung) der Geschöpfe, Wertverfall und -anstieg, Fülle und Knappheit von Gütern und überhaupt mit jeder Regung und Bewegung sämtlicher Materie beauftragt.
4. Azrâîl, Friede sei mit ihm: Dieser Engel ist damit beauftragt, die Arwâh (Geister) der Menschen zum Zeitpunkt des Todes zu ergreifen.

Nach diesen gibt es vier Gruppen von Engeln. Die „Träger des Throns“ genannten Engel sind vier an der Zahl. Die „Muqarrabûn“ („Nahen“) sind Engel, die in der göttlichen Gegenwart weilen. Die großen unter den Engeln, die das Leid der Strafen im Dschahannam (Hölle) zufügen, werden „Karûbiyyûn“ genannt. Die „Engel der Barmherzigkeit“ werden „Rûhâniyyûn“ genannt. Der höchste der Engel der Dschanna (Paradies) heißt „Ridwân“ und der höchste der Engel des Dschahannam heißt „Mâlik“. Die Engel des Dschahannam werden „Zabâniyyûn“ genannt. Die Engel sind die Geschöpfe, deren Zahl die größte unter allen Geschöpfen ist. In den Himmeln gibt es keinen Fleck, an dem nicht Engel im Zustand der Anbetung befindlich sind.

Vertiefend:

2. Das Zweite der Sachen, an die geglaubt werden muss, ist „der Glaube an Seine Engel“. Engel, „Melek“, bedeutet „Botschafter“, „Überbringer von Nachrichten“ oder „Kraft“. Die Engel sind körperlich, jedoch sind sie feinstofflich (latîf) und ihre Substanz ist feiner als Gas. Sie sind Wesen aus Licht, sie sind lebendig und sie sind intelligent. Die schlechten Eigenschaften, die Menschen aufweisen, haben die Engel nicht. Sie können jede mögliche Form annehmen. Ähnlich wie Gase, die flüssig oder fest sein können und dann Formen annehmen, können sich auch die Engel schöne Formen zu eigen machen. Die Engel sind nicht Seelen großer Persönlichkeiten, die sich bei ihrem Tod von diesen trennen. Die Christen glauben, dass die Engel solche Seelen seien. Sie sind auch nicht substanzlos wie reine Energie. Einige der antiken Philosophen glaubten, dies sei so. Sie alle werden „Engel“ (Melek / Melâika) genannt. Die Engel wurden vor allen Lebewesen erschaffen. Daher werden die Engel als Pfeiler des Glaubens vor den Büchern erwähnt, die Bücher wiederum vor den Gesandten. Im edlen Qur‘ân werden die Pfeiler des Glaubens in dieser Reihenfolge erwähnt.

Der Glaube an die Engel muss folgendermaßen sein: Die Engel sind Diener Allahs, des Erhabenen. Sie sind nicht Seine Partner, sie sind nicht Seine Töchter. Die Ungläubigen und die Polytheisten glauben, dies sei so. Allah, der Erhabene, liebt alle Engel. Sie gehorchen den Befehlen Allahs, des Erhabenen, und begehen keine Sünden, sie widersetzen sich den Befehlen Allahs, des Erhabenen, nicht. Sie haben kein Geschlecht, sie heiraten nicht und bekommen keine Kinder. Sie sind lebendig. Als Allah, der Erhabene, (den Engeln gegenüber) erklärte, dass Er den Menschen erschaffen werde, sagten sie: „O Herr! Wirst du ein Wesen erschaffen, das Unruhe auf der Erde stiftet und Blut vergießt?“ Diese Art des Fragens seitens der Engel wird „Zalla“ genannt.

Die Engel sind die Wesen, deren Zahl die größte unter allen Wesen ist, und nur Allah, der Erhabene, allein kennt ihre Zahl. In den Himmeln gibt es keinen Fleck, an dem nicht Engel im Zustand der Anbetung befindlich sind. Jeder Fleck des Himmels ist mit Engeln gefüllt, die im Zustand der Rukû (Verbeugung) oder Sadschda (Niederwerfung) Allah, den Erhabenen, anbeten. In den Himmeln und auf der Erde, in den Sternen, in allen Lebewesen, in allen leblosen Dingen, in den Regentropfen, den Blättern der Pflanzen, in jedem Molekül, in jedem Atom, in jeder chemischen Reaktion, in jeder Bewegung sind Engel anwesend, die Aufgaben ausführen. Überall in der Schöpfung setzen sie die Befehle Allahs, des Erhabenen, um. Sie sind Vermittler zwischen Allah, dem Erhabenen, und den Menschen. Manche von ihnen sind Vorgesetzte über andere Engel. Einige überbringen den Propheten Botschaften, andere wiederum gute Eingebungen in die Herzen der Menschen (Ilhâm). Manche von ihnen sind sich der Menschen und anderer Geschöpfe nicht bewusst. Sie stehen, sich sogar ihrer selbst nicht bewusst, vor dem Antlitz der herrlichen Schönheit Allahs, des Erhabenen, da. Alle Engel haben ihren bestimmten Platz, den sie nicht verlassen können. Manche von ihnen verfügen über zwei, andere über vier oder mehr Flügel. [So, wie die Flügel der Tiere oder eines Flugzeugs ihrer Art entsprechend sind und einander nicht ähneln, so verhält es sich auch mit den Flügeln der Engel, die ihrer eigenen Art entsprechen. Wenn der Mensch den Namen einer Sache hört, die er nicht sieht und nicht kennt, dann glaubt er, es sei wie die Sachen, die er kennt, und macht sich dann eine falsche Vorstellung. Die Engel haben Flügel, daran glauben wir, doch wir wissen nicht, wie diese Flügel sind. Bilder, die man in Kirchen, manchen Zeitschriften und Filmen sieht und die die Engel in Form von beflügelten Frauen und Männern zeigen, sind Erfindungen. Die Muslime machen solche Bilder nicht. Solchen Bildern von Nichtmuslimen soll man nicht glauben und sich nicht von Feinden des Islam täuschen lassen.] Die Engel des Paradieses befinden sich in ihr. Der größte dieser Engel heißt „Ridwân“. Die Engel der Hölle werden „Zabaniyyûn“ genannt. Sie führen in der Hölle ihre Aufgaben aus. Das Feuer der Hölle schadet ihnen nicht, ähnlich wie das Wasser dem Fisch nicht schadet. Die Großen unter den Engeln der Hölle sind neunzehn an der Zahl. Der größte unter ihnen heißt „Mâlik“.

Die Engel, die gute und schlechte Taten des Menschen aufschreiben, von deren zwei am Tag und zwei in der Nacht anwesend sind, werden die „Kirâman Kâtibîn“, die „edlen Schreiber“ oder die „Melâikatu‘l-Hafaza“, die „Schutzengel“, genannt. Es wurde auch überliefert, dass die Schutzengel andere als die edlen Schreiber sind. Der Schreiber auf der rechten Seite ist der Vorgesetzte des Schreibers auf der linken Seite, und er schreibt die guten Taten und die Anbetungen auf. Der Schreiber auf der linken Seite notiert die schlechten Taten. Es gibt Engel, die den Ungläubigen und den Ungehorsamen unter den Muslimen das Leid ihrer Strafe zufügen werden, und Engel, die die Menschen im Grab befragen werden. Diese „befragenden Engel“ heißen „Munkar“ und „Nakîr“. Die beiden, die die Gläubigen befragen, werden auch „Mubasch-schir“ und „Baschîr“ genannt.

Die Engel haben untereinander verschiedene Ränge. Die überlegensten unter ihnen sind vier an der Zahl. Der erste von ihnen ist Dschibrîl, Friede sei mit ihm. Seine Aufgabe besteht darin, die Wahy (Offenbarung) den Propheten zu übermitteln, ihnen die Gebote und Verbote Allahs, des Erhabenen, zu übermitteln. Der zweite ist der Engel Isrâfîl, Friede sei mit ihm, der (am Letzten Tag) in das „Sûr“ genannte „Horn“ blasen wird. Er wird zweimal in dieses Horn blasen. Beim ersten Mal wird alles Lebendige, außer Allah, dem Erhabenen, sterben. Beim zweiten Mal werden alle wiedererweckt. Der dritte ist Mikâîl, Friede sei mit ihm. Sachen, die sich in der Welt ereignen, wie Not und Überfluss, und die daraus resultierende Vergünstigung und Teuerung, Bewegungen der Körper (die Naturabläufe insgesamt) sind die Aufgaben dieses Engels. Der vierte ist Azrâîl, Friede sei mit ihm. Dieser Engel ergreift die Seelen (der Menschen zum Zeitpunkt des Todes). Nach diesen Engeln sind die nächstrangigen Engel in vier Gruppen zu teilen: die Hamele-i Arsch (Träger des Throns), und diese sind vier Engel, die während der Ereignisse des Letzten Tages acht an der Zahl sein werden; die „Muqarrabûn“, die „Nahen“, sind Engel, die in der göttlichen Gegenwart weilen; die großen unter den Engeln, die das Leid der Strafen (in der Hölle) zufügen, werden „Karûbiyyûn“ genannt und die „Engel der Barmherzigkeit“ als „Rûhâniyyûn“ bezeichnet. Diese bis hierher aufgezählten Engel sind die „Hawâss“, die Elite der Engel, d. h. Ihre Ranghöchsten. Sie sind allen Menschen mit Ausnahme der Propheten, Friede sei mit ihnen allen, überlegen. Die Sâlihûn (Rechtschaffenen) unter den Muslimen und die Awliyâ (Freunde Allahs) sind den „Awâm“ unter den Engeln, also den unterrangigen Engeln, überlegen. Die Unterrangigen unter den Engeln sind den Awâm unter den Menschen, d. h. Den Âsiyyûn (Ungehorsamen) und Fâsiqûn (Übertretern), unter diesen überlegen.

Die Ungläubigen wiederum sind niedrigeren Ranges als alle anderen Geschöpfe. Während des „ersten Blasens ins Horn“ werden außer den „vier großen Engeln“ und den „Trägern des Throns“ alle Engel vernichtet werden. Später werden auch die Träger des Throns und schließlich die vier großen Engel zerstört. Beim „zweiten Blasen ins Horn“ werden zuerst die Engel erweckt. Die Träger des Throns und die vier großen Engel werden noch vor dem zweiten Blasen erweckt werden. Das heißt, so, wie diese Engel vor allen anderen Geschöpfen erschaffen wurden, werden sie auch nach allen anderen Geschöpfen vernichtet.