Die Erfahrungen der Sinnesorgane und das Wissen des Aql (Verstand) sind Hilfsmittel, um zum Iman zu gelangen. Durch Naturwissenschaften erlangt man das Verständnis und die Gewissheit, dass die Ordnung und Regelmäßigkeit in der Welt nicht zufällig ist und dass es einen Schöpfer gibt, und sie führen somit zum Iman. Iman bedeutet, dass man das Wissen, das der letzte Prophet Muhammad, Friede sei mit ihm, von Allah, dem Erhabenen, überbrachte, lernt und daran glaubt. Bei den zu glaubenden Sachen zu sagen, dass man an diese glauben werde, wenn sie denn auch alle dem Aql entsprechen, würde bedeuten, dass man nicht an die Propheten glaubt. Das Wissen des Islam sind nicht Sachen, die Verständige sich ausgedacht haben. Die Details, die unser Prophet Muhammad, Friede sei mit ihm, verkündet hat, muss man aus den Büchern der Gelehrten der Ahlus-Sunna erlernen und so daran glauben, wie sie sie erklären.
Damit man ein korrektes Iman hat, das Allah, dem Erhabenen, gefällig ist und das Er annimmt, muss man außerdem folgende Bedingungen erfüllen:
1. Das Iman muss fortwährend und feststehend sein. Man darf nicht einmal für einen Augenblick daran denken, davon abzulassen. Wenn jemand beispielsweise sagen würde, dass er nach drei Jahren das Iman aufgeben werde, dann würde er sofort sein Iman verlieren und aus dem Islam treten.
2. Das Iman des Mu’min muss zwischen Khawf (Furcht) und Radschâ (Hoffnung) schweben. Man muss Angst vor der Strafe Allahs, des Erhabenen, haben, doch gleichzeitig darf man nicht für einen Augenblick die Hoffnung auf Seine Barmherzigkeit aufgeben. Man muss sich sehr davor hüten, irgendeine Sünde zu begehen und sich fürchten, dass man dadurch sein Iman verlieren könnte. Andererseits darf man, selbst wenn man alle möglichen Sünden begangen hat, nicht die Hoffnung auf die Barmherzigkeit Allahs, des Erhabenen, aufgeben und muss immer wieder Tawba für seine Sünden machen. Denn derjenige, der Tawba macht, ist wie jemand, der keine Sünden begangen hat. [„Tawba“ bedeutet Abwendung von Sünden und falschen Taten und Hinwendung zu Allah, dem Erhabenen, mit der Bitte um Vergebung und Verzeihung.]
3. Man muss das Iman angenommen haben, bevor man an die Schwelle des Todes gelangt, d.h. kurz davor steht, dass der Rûh (Geist) den Körper verlässt. Denn an der Schwelle des Todes werden dem Menschen alle Zustände der Âkhira (Jenseits) gezeigt. Sodann will sogar jeder Kâfir (Ungläubiger) das Iman annehmen. Doch das Iman muss Glaube an das Ghayb (Verborgenes) sein. Man muss glauben, ohne gesehen zu haben. Das, was man gesehen hat, fällt nicht unter Iman haben. Allerdings wird zu diesem Zeitpunkt die Tawba der Mu’minûn (Gläubige) akzeptiert.
4. Man muss glauben, bevor die Sonne im Westen aufgeht. Eines der großen Zeichen des Anbruchs des letzten Tages ist, dass die Sonne im Westen aufgehen wird. Alle Menschen, die das sehen, werden glauben, doch ihr Iman wird nicht angenommen werden. Sodann wird auch das Tor der Tawba geschlossen sein.
5. Man muss daran glauben, dass niemand außer Allah, dem Erhabenen, das Ghayb, d.h das Verborgene, kennt. D.h., das Ghayb kennt nur Allah, der Erhabene, und derjenige, dem Er davon mitteilt. Auch kein Engel, kein Dschinn (Wesen aus rauchlosem Feuer), kein Schaitan (Teufel) und sogar kein Prophet kennt das Ghayb, jedoch kann Allah, der Erhabene, den Propheten und den Sâlihûn (rechtschaffene Diener) Wissen über das Ghayb geben.
6. Man darf kein einziges Urteil im Islam, das das Iman und die Ibâdât betrifft, ohne zwingenden Grund absichtlich leugnen. Wer die Ahkâmul-Islâmiyya (islamisches Gesetz), also irgendeins der Gebote und Verbote im Islam gering schätzt, sich über den edlen Koran, die Engel oder einen der Propheten lustig macht oder irgendetwas von dem, was diese Propheten verkündeten, ohne unter Zwang zu stehen oder ohne einen zwingenden Grund mit Worten leugnet, begeht Kufr, d.h. er fällt aus dem Glauben. Wer jedoch unter Umständen wie Androhung des Todes mit bloßen Worten Sachen wie die Existenz Allahs, des Erhabenen; die Engel; dass Ghusl und Salât fard sind, leugnet, wird kein Kâfir.
7. An dem, was im Islam klar und deutlich als erforderliches Wissen verkündet ist, darf man keinen Zweifel haben oder zögern, es zu akzeptieren. Zweifel darüber, dass das Verrichten der Salât eine Fard (Pflicht) ist, dass der Konsum von Wein und anderen alkoholischen Getränken, Glücksspiel, Ribâ (Zinsen) und Bestechung harâm (verboten) sind oder dass man ein wohl bekanntes Harâm (Verbot) als halâl (erlaubt) bezeichnet bzw. ein Halâl (Erlaubtes) als harâm (verboten), führt dazu, dass man aus dem Glauben fällt.
8. Das Iman muss so sein, wie dies im Islam definiert ist. Das Iman danach auszurichten, wie es der Aql (Verstand) interpretiert, wie Philosophen es definieren oder Pseudowissenschaftler erklären, ist nicht korrekt. Man muss so glauben, wie es vom ehrwürdigen Muhammad, Friede sei mit ihm, verkündet wurde.
9. Wer das Iman angenommen hat, muss nur um Allahs willen lieben und nur um Allahs willen anfeinden. Man muss die Muslime, die alle Freunde Allahs, des Erhabenen, sind, lieben und jene, die dem Islam auf welche Weise auch immer schaden, anfeinden. Der Ort, an dem sich diese Anfeindung manifestiert, ist das Qalb.
[Mitbürger und Touristen, die keine Muslime sind, sollte man stets freundlich und nett behandeln und durch unseren guten Charakter in ihnen Sympathie für den Islam erwecken.]
10. Man muss so glauben, wie dies wahre Muslime tun, die sich nicht von jenem Weg trennen, auf den unser Prophet und seine edlen Gefährten wiesen. Damit man also ein korrektes Iman hat, muss man der Aqîda (Glaubensweise) der Ahlus-Sunna entsprechend glauben. [Wer dem Wissen, das in den Büchern der Gelehrten der Ahlus-Sunna steht, also den wahren Werken über den Islam, folgt, der bekommt die Sawâb (Belohnung) von hundert Schuhadâ (Gefallene auf dem Weg Allahs). Jeder der Gelehrten einer der vier rechtmäßigen Rechtsschulen ist ein Gelehrter der Ahlus-Sunna. Der größte Gelehrte der Ahlus- Sunna ist Imam Abû Hanîfa, möge Allah mit ihm barmherzig sein. Diese Gelehrten zeichneten auf, was sie von den edlen Gefährten lernten und diese wiederum berichteten nur das, was sie vom Propheten Muhammad, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken, hörten.]