ALLAH, DER ERHABENE, EXISTIERT, UND
ER IST EINER – ALLES ANDERE ALS ER, WAR NICHT UND WIRD WIEDER VERNICHTET
Wir kennen die Seienden um uns herum durch unsere Sinne. Was auf unsere Sinne wirkt, das nennen wir „Seiendes“. Die Wirkung, die die Seienden auf unsere fünf Sinne haben, nennen wir ihre „Besonderheit“ oder ihre „Eigenschaft“. Die Seienden sind voneinander durch ihre Besonderheiten unterschieden. Licht, Schall, Luft und Glas sind alles Seiende. Seiendes, das ein Gewicht und ein Volumen aufweist, d. h. Raum einnimmt, nennen wir „Substanz“. Substanzen werden voneinander durch ihre Eigenschaften und ihre Besonderheiten differenziert. Luft, Wasser, Stein und Glas sind verschiedene Substanzen. Licht und Laute sind keine Substanzen, denn das Licht und der Laut nehmen keinen Raum ein und haben kein Gewicht. Jedes Seiende hat Energie, d. h. Kraft, d. h., es kann eine Leistung erbringen. Jede Substanz kann in den drei Zuständen fest, flüssig oder gasförmig vorliegen. Die festen Substanzen besitzen eine bestimmte Form. Die flüssigen und gasförmigen Substanzen zeigen keine ihnen eigene Form. Sie nehmen die Form des Behälters an, in dem sie sich befinden. Substanzen, die Form annehmen, nennen wir „Körper“ oder „Stoffe“. Substanzen sind stets als Körper bzw. Stoffe vorfindbar. Der Schlüssel, die Nadel, die Zange, der Spaten oder der Nagel sind alle verschiedene Körper, d. h., ihre Formen sind verschieden. Doch sie sind alle aus derselben Substanz Metall hergestellt. Es gibt zwei Arten von Körpern bzw. Stoffen: Reinstoffe und Gemische.
Die Welt befindet sich stetig im Wandel, d. h., dass in jedem Körper ständig Veränderung stattfindet. So verändert er z. B. seinen Ort durch Bewegung. Er wächst oder vergrößert sich oder er verringert oder verkleinert sich. Seine Farbe verändert sich. Wenn er ein Lebewesen ist, kann er erkranken und sterben. Diese Veränderungen werden „Ereignisse“ oder „Vorgänge“ genannt. Ohne eine Einwirkung von außen geschieht keine Veränderung in den Substanzen. Vorgänge, bei denen die Struktur der Substanzen nicht zerstört wird und sich ihre Beschaffenheit nicht ändert, werden als „physikalische Vorgänge“ bezeichnet. Das Zerreißen des Papiers ist ein physikalischer Vorgang. Damit sich mit einer Substanz ein physikalischer Vorgang ereignen kann, muss eine Kraft auf diese Substanz wirken. Vorgänge, bei denen die Struktur der Substanzen zerstört wird und sich ihre Beschaffenheit ändert, werden „chemische Vorgänge“ genannt. Das Verbrennen des Papiers und seine Wandlung in Asche ist ein chemischer Vorgang. Damit sich mit einem Stoff ein chemischer Vorgang ereignen kann, muss eine andere Substanz auf diesen einwirken. Der Vorgang, bei dem zwei oder mehr Substanzen, aufeinander wirken und bei jedem von ihnen ein chemischer Vorgang stattfindet, wird „chemische Reaktion“ genannt.
Dass Substanzen chemische Reaktionen eingehen, d. h., dass sie aufeinander wirken, geschieht mit ihren kleinsten Teilchen. Diese kleinsten Teilchen der Substanzen werden „Partikel“ oder „Atome“ genannt. Alle Körper und Stoffe bestehen aus Atomen, d. h., sie sind Anhäufungen von Atomen. Auch wenn die Struktur der verschiedenen Atome einander ähnelt, sind ihre Größe und ihr Gewicht verschieden. Es gibt 105 Atome, die uns heute bekannt sind. Selbst das größte Atom ist so klein, dass es nicht mit dem stärksten Mikroskop gesehen werden kann. Aus der Anhäufung von Atomen, die gleich sind, entstehen „Reinstoffe“ oder „Elemente“. Da es 105 verschiedene Atome gibt, existieren auch 105 Elemente. Eisen, Schwefel, Quecksilber, Sauerstoff und Kohlenstoff sind einzelne Elemente. Aus der Anhäufung von Atomen, die verschieden sind, entstehen „Gemische“. Es gibt Hunderttausende von Gemischen. Wasser, Ethylalkohol, Salz oder Kalk bilden Gemische. Gemische entstehen aus der Verbindung von zwei oder mehr Elementen. Die Verbindung von Elementen geschieht durch die Verbindung ihrer Atome.
Alle Körper wie z. B. die Berge, die Meere, sämtliche Pflanzen und Tiere sind aus den 105 Elementen zusammengesetzt. Die Bausteine aller organischen und anorganischen Körper sind diese 105 Elemente. Sämtliche Körper entstehen aus der Verbindung von Atomen eines oder mehrerer dieser Elemente. Die Luft, die Erde, das Wasser, die Wärme, das Licht, die Elektrizität oder Bakterien sind Ursachen für den Zerfall und die Zusammensetzung von Körpern. „Es gibt keine Veränderung ohne Ursache.“ In diesen Veränderungen ändern die Elemente, also die Bausteine der Dinge, ihren Ort – von einem Körper zu einem anderen – oder trennen sich ganz von einem Körper und werden freigesetzt. Wir beobachten, wie sich Körper auflösen und verschwinden. So urteilen wir nach dem, was wir sehen, und doch täuschen wir uns. Denn was sich uns als Auflösung und Verschwinden zeigt, ist nichts anderes als eine Veränderung der Substanzen. Die Auflösung eines Körpers, z. B. Eines Toten im Grab, geschieht auf die Weise, dass neue Stoffe, wie z. B. Wasser, Gase und irdische Substanzen, entstehen. Wenn sich die bei einer Veränderung neu entwickelnden Substanzen nicht auf unsere Sinne wirken, dann erfahren wir nicht, dass diese entstanden sind. Daher sagen wir über die erstere Substanz, die sich verändert, dass sie sich auflöst und verschwindet.
Wir beobachten, dass sich die Form jedes der 105 Elemente verändert, dass physikalische und chemische Vorgänge stattfinden. Wenn ein Element in die Zusammensetzung eines Gemisches hinzugefügt wird, wird es zu einem Ion, d. h., seine Atome geben Elektronen ab oder nehmen Elektronen an. Dadurch verändern sich die physikalischen und chemischen Eigenschaften dieses Elements. Die Atome eines jeden Elements sind aus einem Kern und aus Elektronen genannten kleineren Teilchen verschiedener Zahl zusammengesetzt. Der Kern liegt in der Mitte des Atoms. Außer beim Wasserstoffatom sind die Kerne aller Atome aus den Protonen und Neutronen genannten Teilchen zusammengesetzt. Die Protonen weisen eine positive elektrische Ladung auf. Die Neutronen verfügen über keine elektrische Ladung. Die Elektronen sind negativ geladene Teilchen, die sich um den Kern bewegen. Die Elektronen befinden sich in einer Umlaufbahn, aber diese ändert sich.
Dass auch in den Atomkernen Veränderungen und Spaltungen stattfinden, zeigen uns die sogenannten „radioaktiven Elemente“. Es wurde beobachtet, dass sich bei der Spaltung von Atomkernen ein Element in ein anderes wandelt, die Substanzen sich auflösen und in Energie, „Kraft“, umwandeln. Einstein [1] hat diese Umwandlung sogar berechnet. Man sieht also, dass sich die Elemente wie die Gemische auch verändern, also von einem Zustand in den anderen übergehen. [Alle organischen und anorganischen Stoffe wandeln sich, zerfallen und es entstehen neue.] Alle Lebewesen, die es heute gibt [alle Pflanzen, alle Tiere], existierten einst nicht. Es gab andere Lebewesen. Und nach einer gewissen Zeit wird es die heutigen Lebewesen nicht geben und es werden andere entstehen. Dies gilt auch für die anorganischen Stoffe. Alles Organische oder Anorganische, z. B. Eisen, das ein Element ist, oder Steine, Knochen, die ein Gemisch mehrerer Stoffe bilden, und alle Substanzen und Teilchen wandeln sich, d. h., die älteren zerfallen, und es entstehen andere. Wenn sich die Eigenschaften der neu entstandenen Substanz und der vergangenen Substanz ähneln, glauben die Menschen, die Substanz wandle sich nicht, sondern sei immer noch vorhanden. Das ist so ähnlich, als wenn bei einem Film zwar einzelne Bilder auf dem Filmstreifen vor der Linse ablaufen, aber der Betrachter sie auf der Leinwand als Bewegungen sieht. Wenn Papier verbrennt und zu Asche wird, können wir diese Veränderung sehen und sagen, dass das Papier zerfiel und Asche entstanden ist. Wenn Eis seinen Zustand verändert, sagen wir, dass das Eis nicht mehr ist und zu Wasser wurde. Ausführliche Informationen über die Substanzen und ihre Zustände sind z. B. Im Buch „Se‘âdet-i Ebediyye“, „Das ewige Glück“, auf den Seiten 546, 971 und 1041 zu finden. Siehe auch dort.
Zu Beginn des Buches „Scharhu‘l-Aqâid“, „Erklärung der Glaubensgrundlagen“, steht: „Da alle Seienden Hinweise, ‚Alâmât‘ auf das Sein Allahs, des Erhabenen, sind, also auf Allahs Sein verweisen, wird das Seiende im Ganzen ‚Âlem‘, ‚Welt‘, genannt. Auch eine Gattung von Seienden wird ‚Welt‘ genannt. So sprechen wir z. B. Von der ‚Welt der Menschen‘, der ‚Welt der Engel‘, der ‚Welt der Tiere‘, ‚der anorganischen Welt‘ usw. Zuweilen nennen wir auch jedes einzelne Seiende eine ‚Welt‘.
Auf Seite 441 des ‚Scharhu‘l-Mawâqif‘, ‚Erklärung der Standpunkte‘ [2] , steht: ‚Die Welt, also das Seiende im Ganzen hat einen Anfang, d. h., alle Seienden sind erschaffene Geschöpfe. Das bedeutet, dass sie erst nicht existierten und später ins Sein kamen. [Dass sie auch stets voneinander hervorgehen, haben wir weiter oben erklärt.] Sowohl die Substanz als auch die Eigenschaften der Körper sind anfänglich. In diesem Zusammenhang gibt es vier Denkrichtungen:
1. Die Muslime, die Juden, die Christen und die Zoroastrier sagen, dass sowohl die Substanzen als auch die Eigenschaften der Körper anfänglich sind.
2. Nach Aristoteles und den Philosophen, die ihm folgen, sind sowohl die Substanzen als auch die Eigenschaften der Körper von jeher, d. h., sie sind ewig, sie waren schon immer da. Dass dieser Gedanke falsch ist, zeigt die moderne Wissenschaft der Chemie. Wer so glaubt und dies so äußert, verlässt den Islam, wird zu einem Ungläubigen. Auch Ibn Sînâ [3] und al-Fârâbî [4] sagen, dass diese von jeher und somit ewig sind.
3. Die Philosophen vor Aristoteles sagen, dass die Substanzen von jeher (und somit ewig), aber ihre Eigenschaften anfänglich sind. Viele der heutigen Wissenschaftler denken auch derart falsch hierüber.
4. Es gab niemanden, der sagte, dass die Substanz anfänglich und ihre Eigenschaften von jeher seien. Calinus hat sich für keine dieser vier Möglichkeiten entscheiden können.‘“
Die Anfänglichkeit der Substanzen und ihrer Eigenschaften beweisen die Muslime auf mehreren Wegen. Einer dieser Wege besteht darin, darauf hinzuweisen, dass sich die Substanzen und all ihre Teilchen in einem ständigen Wandel befinden. Was sich wandelt, kann nicht von jeher (und somit ewig) existieren. Es muss also anfänglich sein, denn das Hervorgehen von Substanzen aus ihnen vorangehenden Substanzen (Umwandlung) kann nicht anfangslos sein. Diese Umwandlungen müssen einen Anfang haben, d. h., dass die ersten Substanzen aus dem Nichts erschaffene sein müssen. Gäbe es nicht erste, aus dem Nichts erschaffene Substanzen, aus denen spätere Substanzen entstanden sind, d. h., würde das Hervorkommen von Substanzen aus vorhergehenden Substanzen anfangslos sein, dann hätte diese Entstehung von Substanzen aus anderen Substanzen keinen Beginn, und es dürfte heute gar keine Substanzen geben. Dass es die Substanzen aber gibt und dass sie auseinander hervorgehen, zeigt, dass sie aus ersten, aus dem Nichts erschaffenen Substanzen entstanden sind.
So sagen wir auch, dass man über einen Meteor, der vom Himmel fällt, nicht sagen kann, er sei aus der Unendlichkeit hergekommen, denn Unendlichkeit bedeutet Anfangslosigkeit. Aus der Unendlichkeit zu kommen heißt (durch eigenen Antrieb) aus dem Nichts zu kommen. Etwas, von dem gesagt wird, dass es aus der Unendlichkeit kommt, dürfte erst gar nicht kommen (da es dieses Kommen nicht aus eigenem Antrieb vollbringen kann). Zu behaupten, etwas komme aus der Unendlichkeit, ist ein kurzsichtiger Gedanke, der dem Verstand und der Wissenschaft widerspricht. Ebenso kann es nicht sein, dass das Abstammen der Menschen voneinander anfangslos ist. Ihre Fortpflanzung muss mit einem Menschen, der aus dem Nichts erschaffen wurde, begonnen haben. Würde man behaupten, dass die Fortpflanzung der Menschen nicht mit einem aus dem Nichts erschaffenen ersten Menschen begonnen hat, und sagen, dass dies von jeher, also anfangslos sei, dann dürfte es überhaupt keine Menschen geben. Dasselbe gilt für alle anderen Seienden. Über die Entstehung, das Hervorkommen der Substanzen und Körper voneinander zu sagen, „So war es schon immer, und so wird es sich immer fortsetzen. Es gibt keine ersten aus dem Nichts erschaffenen ersten Substanzen“, ist eine ignorante Aussage, die dem Intellekt und der Wissenschaft widerspricht. Denn Wandlung zeigt nicht ein anfangsloses Sein, d. h. „notwendiges Sein“, sondern vielmehr anfängliches, d. h. „mögliches Sein“ auf.
Frage: Der Schöpfer dieser Welt und Seine Eigenschaften sind von jeher, qadîm, d. h. anfangslos und ewig. Müsste daher auch nicht diese Welt anfangslos sein?
Antwort: Wir beobachten immerzu, dass der anfangslose Schöpfer die Substanzen, also deren Teilchen, durch verschiedene Ursachen ständig verändert, sie zerfallen und aus ihnen neue entstehen lässt. Der anfangslose Schöpfer bringt die Stoffe auseinander hervor, wann Er will, also zu jeder Zeit. So, wie Er alle Welten, jede Substanz und alle Teilchen aus Ursachen erschafft, kann Er, wenn Er will, auch grundlos etwas aus dem Nichts erschaffen.
Wer glaubt, dass die Welten anfänglich sind, der glaubt (in der Folge) auch, dass sie vergänglich sind, also wieder vernichtet werden. Dass Seiende, die aus dem Nichts erschaffen wurden, wieder vergehen können, ist offensichtlich. Wir können bereits jetzt beobachten, wie viele Seiende zerfallen und vergehen.
Es gehört zum Muslimsein, dass man glaubt, dass alle Substanzen und Körper, also alles Seiende, aus dem Nichts erschaffen wurde und dass sie alle wieder vernichtet werden. Wir beobachten, dass Körper, die zunächst nicht vorhanden sind und dann entstehen, wieder zerfallen und vergehen, d. h., dass ihre Formen und Eigenschaften vergehen. Dass, auch wenn die Substanzen, aus denen diese Körper entstanden sind, nach der Auflösung der Körper verbleiben, diese dennoch nicht anfangslos sind, sondern in der Anfänglichkeit von Allah, dem Erhabenen, erschaffen wurden, und dass sie am Letzten Tag wieder vernichtet werden, haben wir zuvor erklärt. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse unserer Zeit widersprechen nicht diesem Glauben. Daran nicht zu glauben, würde auch bedeuten, die Wissenschaft zu leugnen und den Islam anzufeinden. Im Islam werden die Naturwissenschaften nicht abgelehnt. Abgelehnt wird, dass die Religionswissenschaften nicht erlernt werden und dass die Verpflichtung der Anbetung nicht erfüllt wird. Die Naturwissenschaften wiederum widersprechen dem Islam nicht, ja, sie bestätigen und bekräftigen ihn sogar.
Da die Welt anfänglich ist, hat sie einen Erschaffer. Wir haben weiter oben erklärt, dass Ereignisse nicht von selbst in Gang gesetzt werden. Heutzutage werden in Fabriken tausende von Medikamenten, Haushaltsgeräten, Industrie- und Handelsprodukten, elektronischen Geräten und Kriegsgeräten hergestellt. Die allermeisten davon werden aufgrund feiner Berechnungen und nach Hunderten von Erfahrungen bewerkstelligt. Wird auch nur von einem dieser Dinge behauptet, es sei von alleine hervorgekommen? Wie kann man einerseits sagen, dass alle diese Dinge bewusst und gewollt hergestellt werden und dass sie alle einen Hersteller haben, und andererseits sagen, dass die sowohl bei den organischen als anorganischen Seienden beobachtbaren unzähligen Substanzen und Vorgängen, von denen in jedem Jahrhundert neue und feinere entdeckt werden und von den meisten die Beschaffenheit noch nicht einmal verstanden ist, von selbst und zufällig entstanden sind? Was kann eine solche Heuchelei anderes sein als starre Sturheit und offensichtliche Dummheit? Man sieht also, dass es einen einzigen Schöpfer gibt, der jede Substanz und jeden Vorgang erschafft. Dieser Schöpfer ist der, „dessen Existenz notwendig ist“, der „Wâdschibu“l-Wudschûd“. Das bedeutet, dass Seine Existenz ein anfangsloses und nicht etwa ein nachträglich ins Sein Gekommenes ist. Es ist notwendig, dass Er immer ist. Er benötigt nichts und niemanden, um zu sein. Wäre es für Ihn nicht notwendig, schon immer zu sein, wäre Er ein „mögliches Sein“, „Mumkinu‘l-Wudschûd“. Er wäre dann wie alle Welten (Seienden) ein anfängliches Zeitliches, also ein Geschöpf. Ein Geschöpf kann nur aus der Verwandlung eines anderen Geschöpfs entstehen oder aus dem Nichts erschaffen werden, was wiederum eines Schöpfers, eines Hervorbringers, bedarf. Sodann würde es endlos vieler Schöpfer bedürfen. Wenn wir bedenken, dass die Wandlungen der Geschöpfe nicht anfangslos sein können, wie wir weiter oben erklärt haben, dann wird auch verständlich, dass es ebenso keine endlose Folge von Schöpfern geben kann, sondern dass es einen ersten Schöpfer geben muss. Zu behaupten, dass Schöpfer sich in einer anfangslosen Folge hervorbringen, würde bedeuten, dass es gar keinen Schöpfer gibt. Der erste, unerschaffene erste Schöpfer ist der einzige Schöpfer aller Geschöpfe. Es gibt keinen Schöpfer vor Ihm oder nach Ihm. Der Schöpfer wird nicht erschaffen. Ihn gibt es schon immer. Wäre Er für einen Moment nicht, würde alles Seiende wieder unseiend.
Der, dessen Existenz notwendig ist, ist in keiner Hinsicht auf irgendetwas angewiesen. Es ist notwendig, dass der, der die Erde und die Himmel, die Atome, die Lebewesen alle in einer Ordnung und nach einem Maß erschaffen hat, uneingeschränkt mächtig und wissend ist, das, was Er will, sofort zu vollbringen vermag, dass Er Einer ist und dass Er keinerlei Wandlung unterworfen ist. Wenn Er nicht uneingeschränkte Kraft besäße und nicht wissend wäre, könnte Er nicht Geschöpfe in einer solchen Ordnung und gemäß einem solch feinen Maß hervorbringen. Gäbe es mehr als einen Schöpfer, dann würde die Schöpfungskraft jener, deren Wille sich bei der Erschaffung einer Sache nicht durchsetzt, ausgesetzt, wodurch sie wiederum eben keine Schöpfer wären, oder die (durch mehrere Willen gleichzeitig) erschaffenen Geschöpfe wären ein wirres Durcheinander. Um mehr hierüber zu erfahren, können z. B. Die arabischen und türkischen Erläuterungen des Gedichtes „Qasîda Emâlî“ von Alî Ûschî [5] gelesen werden.
Der Schöpfer ist keinem Wandel unterworfen. So wie Er ist, war Er auch vor der Schöpfung der Welt. So, wie Er alles Seiende und alle Ereignisse aus dem Nichts geschaffen hat, so bringt Er auch zu jeder Zeit und auch jetzt alles Seiende und alle Ereignisse hervor. Wandlung ist das Anzeichen dafür, ein Geschöpf zu sein, d. h. aus dem Nichts erschaffen zu sein. Dass Er immer ist und Seine Existenz niemals enden wird, haben wir weiter oben erklärt. Daher ist Er keinem Wandel unterworfen. So, wie die Geschöpfe bei ihrer ersten Erschaffung Seiner bedurften, so bedürfen sie Seiner auch in jedem Augenblick (für ihr Fortwähren im Sein). Er allein ist es, der alles erschafft und jeden Wandel bewirkt. Damit alles in einer Ordnung ist und damit Menschen leben und zivilisiert sein können, erschafft Er alles aus Ursachen heraus. So, wie Er die Ursachen selbst erschafft, erschafft Er auch die Wirkkraft der Ursachen, ihr Vermögen, Ereignisse in Gang zu bringen. Die Menschen sind Instrumente, die beim Einwirken der Mittel auf die Materie dienen.
Das Essen bei Hunger, die Einnahme von Medizin bei Krankheit, das Entzünden eines Streichholzes, um ein Licht anzuzünden, das Füttern von Kühen, um Milch zu erhalten, kurzum, die Nutzung von allerlei Ursachen ist das Mittel zur Erschaffung neuer Sachen. Auch der Wille des Menschen und seine Kraft ergeben Ursachen, die Allah, der Erhabene, erschaffen hat. Auch die Menschen werden zu Mitteln für das Erschaffen Allahs, des Erhabenen. Es ist diese Weise, die Allah, der Erhabene, für das Erschaffen wünscht. Man sieht, dass die Aussage, der Mensch habe etwas erschaffen, eine ignorante Aussage darstellt, die dem Verstand und der Religion widerspricht.
Es ist notwendig, dass die Menschen diesen einzigen Schöpfer, der sie erschaffen hat, der sie am Leben hält und die Sachen, derer sie bedürfen, erschaffen und ihnen zukommen lässt, lieben und Seine Diener und Seine Gehörigen sind. Das heißt, dass es für die Geschöpfe notwendig ist, dass sie Ihn anbeten, Ihm gegenüber gehorsam und respektvoll sind. Dass das so ist, wird auf Seite 11 dieses Buches in dem teilweise zitierten 17. Brief aus dem 3. Band der „Maktûbât“, „Die Briefe“, des Imâm Rabbânî ausführlich erklärt. Dieser eine Gott, dessen Existenz notwendig ist, hat selbst verkündet, dass Sein Name „Allah“ ist. Seine Untertanen haben nicht das Recht, einen Namen, den Er verkündet hat, zu ändern. Etwas, das ohne Recht getan wird, ist eine Ungerechtigkeit und etwas Abscheuliches.
Die Christen und ihre Priester glauben, dass es drei Schöpfer gibt. Was wir bisher erläutert haben, zeigt, dass der Schöpfer Einer ist und dass die Lehren des Christentums und die Worte der Priester falsch sind.
Gäbe es kein Wissen, würde der Glaube sich verflüchtigen und schwinden,
Also gilt es, der Scham, die Ignoranz genannt wird,
Den Rücken zu kehren, das Volk insgesamt muss sich retten,
reichte es nicht aus als Belehrung das letzte Unglück?
Wenn du darüber sinnen würdest, was diese Belehrung gekostet hat,
würde dein Verstand sich in Tränen wandeln und aus deinen Augen strömen.
Wenn du nur wüsstest, was die letzten Ereignisse bedeuteten:
Wenn das Volk nicht zu sich findet, wird es untergehen.
Denn eine nächste Erschütterung wird nicht mehr so leicht abzufangen sein,
denn der nächste Schlaf wird der Tod sein, und davon gibt es kein Aufwachen.
Charakter und Moral müssen gestärkt werden und viel der Wissenschaft angeeignet.
Der Religion verbunden muss man dastehen als mit Wissen und Waffen bestückte Soldaten.
Nötig ist das Wissen in der Religion und der Fortschritt beim Militär,
Diese beiden sind es, die dem Volk Frieden bringen.