Der edle Koran muss auf Arabisch rezitiert werden. Transkriptionen mit anderen Alphabeten sind kein Koran. Ganz gleich, welche Transkriptionsverfahren mit lateinischen Buchstaben versucht wurden, sind diese nicht in der Lage, eine korrekte Aussprache der Suren und Bittgebete (Duâ) zu gewährleisten, gleich welche zusätzlichen Zeichen wie Punkte oder Striche man mit diesen Buchstaben verwendet. Um Transkriptionen so zu lesen, wie sie den Buchstaben des edlen Korans entsprechen, müsste eine Unterweisung durch jemanden stattfinden, der auf Arabisch rezitieren kann und es müsste wieder und wieder geübt werden. Da solch eine wiederholte Übung mit einer solchen Person nötig ist, erhält der Lehrende die Möglichkeit und die Ni’ma, direkt die Buchstaben des edlen Korans beizubringen. Was für eine große Ni’ma und großer Nutzen in der Dunyâ und der Âkhira und welche große Sawâb hierin liegt, wurde in vielen ehrwürdigen Hadithen erwähnt und in Fiqh- Büchern ausführlich erklärt. Darum muss jeder Muslim seine Kinder in die Moscheen und Koran-Schulen schicken und ihnen die Buchstaben des edlen Korans und deren Aussprache lehren und versuchen, diese große Sawâb dafür zu erlangen.
Bei der Rezitation des edlen Korans sind zu beachten:
a) Wenn man den Mushaf in die Hand nimmt, muss man Wudû’ haben und man sollte sich zur Kibla gewandt setzen und ihn aufmerksam rezitieren.
b) Man sollte die Rezitation gemächlich und in Khuschû (andächtige Ehrfurcht) machen.
c) Beim Rezitieren sollte man den Text des Mushaf anschauen und jeden Vers gebührend rezitieren.
d) Man muss beim Rezitieren die Regeln des Tadschwîd (Regeln der korrekten Rezitation) beachten.
e) Beim Rezitieren sollte man bedenken, dass es das Wort Allahs, des Erhabenen, ist.
f) Man muss stets die Gebote und Verbote des edlen Korans befolgen.
Vertiefend:
Bei der Rezitation des edlen Korans sind 10 Punkte des Adab zu beachten:
1. Im Zustand des Wudû’ und in Richtung Kibla gewandt hochachtungsvoll rezitieren.
2. Man sollte gemächlich und die Bedeutungen des edlen Korans bedenkend rezitieren. Auch wer die Bedeutungen nicht kennt, sollte gemächlich rezitieren.
3. Bei der Rezitation Tränen vergießen.
4. Man sollte jeden Vers gebührend rezitieren, d.h., wenn man Verse über Strafen rezitiert, furchtvoll sein und wenn man Verse über die Barmherzigkeit rezitiert, hoffnungsvoll sein und wenn man Verse, in denen Allah, der Erhabene, von Mängeln freigesprochen wird, rezitiert, Ihn preisen. Zu Beginn der Rezitation des edlen Korans sollten die Ta’awwuz („A’ûdhu billâhi minasch-schaytânir-radschîm“) und die Basmala („Bismillâhir-rahmânir-rahîm“) gesprochen werden.
5. Wenn lautes Rezitieren zum Grund für Riyâ (Angeberei) wird oder wenn Leute, die Salât verrichten, dadurch in ihrer Konzentration gestört werden, muss man mit leiser Stimme rezitieren. Es ist viel verdienstvoller, dass die Hafis aus dem Mushaf rezitieren, als aus dem Gedächtnis, weil dabei auch die Augen an der Ibâda beteiligt werden.
6. Der edle Koran muss mit schöner Stimme und den Regeln des Tadschwîd (Regeln der korrekten Rezitation) entsprechend rezitiert werden. Es ist harâm, dass man Buchstaben und Worte entstellend in Form von Taghannî (melodisches Lesen) rezitiert. Wenn dabei die Buchstaben und Worte nicht entstellt werden, ist Taghannî dennoch makrûh.
7. Der edle Koran ist das Wort Allahs, des Erhabenen, und eine Seiner Eigenschaften und ist anfangs- und zeitlos. Die Laute, die aus den Mündern klingen, sind so, als würde man z.B. das Wort „Feuer“ aussprechen. Es ist leicht, das Wort auszusprechen, doch das Feuer selbst vermag niemand auszuhalten. Mit den Bedeutungen dieser Buchstaben und Worte verhält es sich ebenso. Diese Buchstaben und Worte gleichen nicht anderen Buchstaben und Worten. Würden ihre Bedeutungen gänzlich offenbar, würden die sieben Himmel und sieben Erden sie nicht ertragen können. Allah, der Erhabene, hat die Gewaltigkeit und Schönheit Seines Wortes in diesen Buchstaben und Worten verborgen und es so den Menschen mitgeteilt.
8. Vor der Rezitation des edlen Korans sollte man die Gewaltigkeit Allahs, des Erhabenen, dessen Wort er ist, bedenken. So, wie es der körperlichen Reinheit bedarf, um einen Mushaf zu berühren, so bedarf es für seine Rezitation eines reinen Qalb. Wer nicht die Größe und Gewaltigkeit Allahs, des Erhabenen, versteht, der versteht auch nicht die Gewaltigkeit des edlen Korans. Um die Größe und Gewaltigkeit Allahs, des Erhabenen, zu verstehen, muss man Seine Eigenschaften bedenken und über Seine Schöpfung nachdenken. Man sollte den edlen Koran als das Wort jenes Wesens rezitieren, das der Eigner und der Herrscher aller Geschöpfe ist.
9. Während der Rezitation sollte man seine Gedanken nicht schweifen lassen, nicht an etwas Anderes denken. Wenn jemand bei einem Gang in einem Garten nicht über das, was sich seinem Blick präsentiert, nachdenkt, ist dies so, dass er den Garten nicht wirklich begangen hat. Der edle Koran ist der Ort, in dem die Herzen (Qalb) der Mu’minûn wandeln. Wer ihn rezitiert, sollte über das Sonderbare und die Weisheit, die in ihm geborgen sind, nachdenken.
10. Man sollte die Bedeutung eines jeden Wortes bedenken und dieses Bedenken wiederholen, bis man die Worte richtig versteht.