Als ich in Basra eintraf, ließ ich mich in einer Moschee nieder. Der Vorbeter war ein Araber mit sunnitischem Glauben. Ich machte mich mit ihm bekannt und begann mit ihm eine Unterhaltungen zu führen. Weil er mich in Verdacht hatte, richtete er an mich Kettenfragen, sobald das Gespräch begann. Ich konnte mich von dieser gefährlichen Situation mit Hilfe folgender Worte retten: “Ich komme aus Igdır in der Türkei. Ich bin gleichzeitig Schüler von Ahmed Effendi in Istanbul. Ich war dort als Tischler tätig. So erzählte ich auch von meinen Eindrücken über Istanbul. Dafür sprach ich einige türkische Worte. Dazwischen winkte er einem von dort Anwesenden und fragte, ob mein Türkisch gut war. Dieser bejahte. Es freute mich sehr, dass ich ihn überzeugen konnte. Aber ich war drei Tage später enttäuscht. Ich merkte, dass der Vorbeter mich verdächtigte und mich als einen türkischen Spion betrachtete. Später erfuhr ich auch, dass es Streitigkeit und Feindschaft zwischen ihm und dem Gouverneur des Osmanischen Sultans gab.
Als ich mich deshalb von der Moschee von Scheich Omar Effendi entfernen musste, zog ich in ein Mietezimmer in einem Han (einer orientalischen Herberge), wo die Gäste und Reisende übernachteten. Der Hanbesitzer Murschid Effendi war dumm. Jeden Morgen störte er mich, indem er an meine Zimmertür stark klopfte, um mich zum Morgengebet aufzuwecken, immer wenn der Gebetsruf rezitiert wurde. Ich musste ihm gehorchen. Ich stand auch auf und verrichtete das Morgengebet. Dann sagte er zu mir: “Gleich nach dem Morgengebet wirst du den Koran rezitieren”. Ich sagte ihm: “Koranlesung ist keine unentbehrliche Vorschrift. Warum beharrst du denn so darauf?” Da erwiderte er: “Zu dieser Zeit weiter zu schlafen, würde ein Unglück für unseren Han und Armut für die Bewohner verursachen.” Ich musste auch diesen Wunsch von ihm erfüllen. Denn er sagte, dass er mich sonst aus dem Han verjagen wird. Deshalb verrichtete ich gleich nach dem Gebetsruf das Morgengebet und rezitierte den Koran über eine Stunde.
Eines Tages kam Mürschid Effendi zu mir und sagte: “Seit du in dieses Zimmer gezogen bist, trifft mich oft Unglück. Ich bin überzeugt, dass du Unglück bringst. Denn du bist ledig. Dies ist ja ein böses Omen. Du wirst entweder heiraten, oder du sollst den Han verlassen.” Daraufhin erwiderte ich: “Ich habe nicht so viel Geld zum heiraten.” Ich sagte ihm doch nicht, was ich Ahmed Effendi gesagt hatte. Denn Murschid Effendi war ein solcher Mann, der mir meine Hose und Unterhose ausziehen konnte, um zu sehen, ob ich potent war.
Auf meine Worte sagte Murschid Effendi: ‘Du, Mensch mit schwachem Glauben. Hast du noch nicht den heiligen Vers der Sure Nur gelesen, der singemäß lautet? “So sie arm sind, wird ALLAH sie reich machen aus Seinem Überfluß, denn ALLAH ist allumfassend und allwissend.”[Die Sure Nur (Das Glaubenslicht), heiliger Vers 32] Ich wunderte mich darüber. Aber ich sagte schließlich: “Ja, ich werde heiraten. Bist du aber bereit, das Geld dafür zu beschaffen? Oder ist es dir möglich, eine Jungfrau ohne Kosten zu finden?
Er überlegte daraufhin einwenig und sagte: “Ich will kein Wort mehr hören. Bis zum Anfang des Monats Redscheb sollst du entweder heiraten, oder du wirst diesen Han verlassen.” Es waren noch fünfundzwanzig Tage bis zum Monat Redscheb.[einer der drei heiligen Monate des islamischen Kalenderjahrs.]
Aus diesem Anlaß möchte ich hier die islamischen Monate erwähnen: Mucharrem, Safer, Rebi’ul-ewwel, Rebı’ulachir, Dschemâsi-ul ewwel, Dschemâsi-ul âchir, Redscheb, Scha’ban, Ramadan, Schewwal, Silkade und Silhidschdsche. Die Monate des islamischen Kalenderjahrs haben nicht mehr als dreißig Tage und nicht weniger als neunundzwanzig. Der Mond wird gesichtet, d.h. mit jedem Neumond beginnt der neue Monat.
Nachdem ich eine Stelle bei einem Tischler gefunden hatte, verließ ich den Han von Mürschid Effendi. Unter der Bedingung, dass sich der Arbeitgeber meine Nahrung und Unterkunft übernahm, vereinbarten wir einen etwas wenigen Lohn. Vor dem Beginn des Monats Redscheb brachte ich meine Sachen in die Tischlerei. Der Tischler, mein Meister, war ein aufrichtiger Mann. Er verhielt sich mir gegenüber sowie zu seinem Sohn. Er war ein Iraner namens Abdurresâ, ein Schi’it aus Horasan. Ich nutzte die Gelegenheit aus, bei ihm zu bleiben und begann dort Persich zu lernen. Jeden Tag kamen die Schi’iten aus Iran bei ihm zusammen und unterhielten sich über allerlei Themen von der Politik bis zur Wirtschaft. Währenddessen redeten sie sowohl ihrer eigenen Regierung, als auch dem Kalifen in Istanbul Übles nach. Wenn ein Fremder in ihre Nähe kam, begannen sie sofort über ihre privaten Angelegenheiten zu sprechen.
Sie vertrauten mir fest. Ich erfuhr später, dass sie glaubten, ich wäre aus Aserbaidschan, da ich Türkisch konnte.
Ein Junge ging bei unserer Tischlerei ab und zu vorbei. Er hatte das Aussehen eines Studenten und konnte arabisch, persisch und türkisch. Er hieß Muhammed bin Abd-ul Wahhab aus Nedschd. Dieser Junge sprach hochmütig und war sehr nervös. Obwohl er die osmanische Verwaltung streng beschimpfte, sagte er gar nichts Böses über die iranische Regierung. Er war mit dem Geschäftsbesitzer befreundet. Denn die beiden waren gegen den Kalifen in Istanbul. Was aber interressant war war, dass dieser sunnitische Junge persisch konnte und mit Abdurresa befreundet war. In dieser Stadt verkehrten sich die Sunniten und Schi’iten freundschaftlich zusammen, Sie hielten einander für Brüder. Die meisten Bewohner konnten sowohl arabisch als auch persisch. Es gab viele, die türkisch konnten.
Muhammed aus Nedschd war anscheinend Sunnit. Obwohl die Mehrheit der Sunniten gegen die Schi’iten war und sogar ein Teil von ihnen sie der Ungläubigkeit bezichtigte, kränkte Muhammed aus Nedschd keinen Schi’iten.
Er sah keinen Grund dafür, sich zu einer von den vier Rechtsschulen zu bekennen und sagte: “Im Buch ALLAHs steht kein Hinweis auf diese Rechtsschulen”. Er übersah die heiligen Versen darüber und nahm die Hadithe nicht ernst.
Was die Sache der vier Rechtsschulen anbelangt: Ein Jahrhundert nach dem Tod des Propheten Muhammed traten die vier Rechtsschulengründer auf: Ebu Hanîfe, Ahmed bin Hanbel, Mâlik bin Enes, Muhammed bin Idris esch-Schafiî. Manche Kalifen zwangen die Sunniten dazu, einem von diesen vier Gelehrten zu folgen, und sagten, dass niemand außer ihnen im Koran oder in den Hadithen Urteil fällen können. Diese Haltung führte dazu, dass den Moslems die Türen zur Wissenschaft und zum Verständnis geschlossen wurden. Dieses Verbot des Urteil-Fällens wird als Grund des Rückgangs des Islams gezeigt.
Die Schi’iten nutzten diesen falschen Behauptungen zur Verbreitung ihrer eigenen Sekte aus. Sie waren früher nicht einmal das Zehntel der Sunniten. Heutzutage vermehrten sie sich, und ihre Anzahl wurde genau soviel wie die der Sunniten. Das war unvermeidlich, denn das islamische Urteil ist gleichgestellt mit einer Waffe. Es fördert die islamische Rechtwissenschaft, erneuert die Begabung und das Verständnisvermögen für den Koran und die Sunna. Das Verbot des islamischen Urteils gleicht einer gerosteten Waffe. Er zwingt eine Rechtsschule zu einer bestimmten Gestaltung.
Das heißt aber, das menschliche Verständnis an der Entwicklung zu hindern, und die zeitgenössischen Umstände und Bedürfnisse zu vernächlässigen. Wenn jemands Waffe kaputt, dagegen die des Feindes ausgezeichnet ist, so ist dieser sicher zur Niederlage gegenüber dem Feind verurteilt. Ich kam zu einer Überzeugung, dass die Intelligenten der sunnitischen Gemeinschaft das Tor des islamischen Urteils wieder öffnen werden. Im Falle, dass dieses Mittel nicht angewendet wird, werden die Sunniten in einigen Jahrhunderten zur Minderheit und die Schi’iten zur Mehrheit.[Die Schriftgelehrten, welche die Urteile der verborgenen heiligen Verse und Hadithe verstehen können, werden absolute Religionsgelehrte, Müdschtechid, genannt. Die Bedingungen, absoluter Religionsgelehrter zu sein, sind in unseren türkischen Büchern Seadet-i Ebedijje (eng. Übersetzung Endless Bliss) und Faideli Bilgiler (Islam, der Weg der Sunniten) ausführlich erklärt [Siehe: u.a. die Liste der Gelehrtheitsstufen]. Vier Jahrhunderte nach der Hedschra wurde kein absoluter Religionsgelehrter mehr herangebildet, der die hierfür benötigte Fähigkeiten besitzt. Die Ketzer, die Glaubensfeinde sind, versuchten den Islam innerlich zu vernichten, indem sie behaupteten, Urteile zu fällen. Jedoch fällten absolute Religionsgelehrte Urteile über alle Angelegenheiten, die bis zum Weltuntergang zustande kommen werden, nach den heiligen Versen und Hadithen und all diese sind in den Büchern der Sunna niedergeschrieben.]
[In der Tat haben die vier Rechtsschulen der Sunna den gleichen Glauben und die gleiche Überzeugung. So besteht kein Unterschied zwischen ihnen. Die Unterschiede betreffen nur die Anbetungen und Handlungen, und schaffen Leichtigkeit. Dagegen teilen sich die Schi’iten im Glauben in zwölf Sekten ein und sind folglich eine unwirksame Waffe. Diese Tatsache steht im Buch Milel und Nihal.]
Muhammed aus Nedschd, der hochmütige Mann, folgte immer seiner Eigensucht bei der Deutung des Korans und der Sunna. Er unterschätzte nicht nur die Ansichten der islamischen Gelehrten seiner Zeit und der vier Rechtsschulengründer, sondern auch der Großen von den Gefährten des Propheten wie Ebû Bekir und Omar. Wenn er davon überzeugt war, eine von ihren Haltungen widerspreche dem Koran, so sagte er: “Der Prophet sagte: “Ich hinterließ euch den Koran und die Sunna.” Er sagte nicht, dass er den heiligen Koran, die Sunna, seine Gefährten und die Schriftgelehrten hinterlassen hatte.[Muhammed aus Nedschd verleugnet durch dieses Wort die Hadithe, in welchen der heilige Prophet befiehlt, seinen Gefährten zu folgen.] Was jedem unentbehrliche Vorschrift ist, ist dem Koran und der Sunna zu folgen, selbst wenn diese beiden den Urteilen der vier Rechtsschulen und den Mitteilungen der Gefährten des Propheten und der Schriftgelehrten widersprechen würden.”[Heute greifen in allen islamischen Ländern unwissende und verräterische Personen hinter der Maske der Geistlichen die sunnitischen Gelehrten an. Sie loben überall den Wahhabismus gegen viel Geld, welches sie von Saudi Arabien erhalten. Alle berufen sich überall auf das obenerwähnte Wort von Muhammed aus Nedschd als Mittel. Jedoch steht keine Worte der sunnitischen Gelehrten, besonders der vier bekannten Religionsgelehrten (Imâm-ı âsam Ebû Hanife, Imâm-ı Mâlik, Imâm-ı Schafi’î, Imâm-ı Ahmed bin Hanbel) dem Koran oder den Hadithen zuwider.ÊSie haben dem Koran und der Sunna nichts hinzugefügt, sondern diese nur interpretiert. Aber die Wahhabiten täuschen die Muslime durch Lügen, wie es die britischen Agenten ausüben.]
Beim Essen im Hause von Abdurresa fand eine Diskussion zwischen Muhammed aus Nedschd und einem Besucher Scheich Dschewad aus Koom statt.
Scheich Dschewad: “Warum folgst du nicht Ali wie die Schi’iten, obwohl du glaubst, er sei ein absoluter Religions-gelehrter?”
Muhammed aus Nedschd: “Weil Ali gleich ist wie Omar und die anderen Gefährten des Propheten. Seine Worte könnten nicht als Beweis gelten.[Jedoch gelten die Worte von allen Gefährten des Propheten als Beweise. Unser Prophet befahl uns, uns nach irgendeinem von ihnen zu richten.][Der Muslim, der in seinem Leben das heilige Gesicht des Propheten Muhammed, Friede und Segen ALLAHs, des Erhabenen sei mit ihm, sah, wird Sahâbî genannt. Die Mehrzahl davon ist Sahâbe oder Eshâb, die Gefährten des heiligen Propheten.]
Scheich Dschewad: “Unser Prophet sagte aus: “Ich bin die Stadt der Wissenschaft, Ali ist ihr Tor.” Sollte es denn demnach nicht erforderlich sein, dass es einen Unterschied zwischen Ali und den anderen Gefährten des Propheten gibt?”
Muhammed aus Nedschd: “Hätte der Prophet nicht ausgesagt, er habe den Moslems den Koran, die Sunna und Ali hinterlassen, wenn Ali’s Wort ein Beweis gewesen wäre?
Scheich Dschewad: ‘Mit diesem Wort ist auch Ali gemeint. Denn der Prophet drückte einmal aus: “Ich lasse euch das heilige Buch ALLAHs, des Erhabenen und meine Angehörigen.” Ali ist der größte Angehörige des Propheten.’
Muhammed aus Nedschd lehnte dieses Wort des Propheten ab.
Dagegen brachte ihn Scheich Dschewad durch überzeugende Beweise zum Schweigen. Aber Muhammed aus Nedschd erhob Einspruch gegen seine Worte: ‘Sie behaupten, dass der Prophet ausgesagt hätte: “Ich hinterlasse euch ALLAHs Buch und meine Angehörigen.” Gut, aber wo steht dann die Sunna des Propheten Muhammed?’
Scheich Djewad: ‘Die Sunna des heiligen Propheten ist die Erläuterung des Korans. Wenn der heilige Prophet sagte: “Ich hinterlasse ALLAHs Buch und meine Angehörigen”, so wies er mit dem Wort “ALLAHs Buch” gleichzeitig auch auf die Sunna, nämlich Koranauslegung hin.’
Muhammed aus Nedschd: “Wozu war es notwendig, den Koran durch die Hadithe zu interpretieren, wenn die Worte von Angehörigen des Propheten als Auslegung des Korans gelten würden?”
Scheich Dschewad: “Nach dem Tod des heiligen Propheten brauchte seine Religionsgemeinschaft eine Auslegung des Korans, die die Bedürfnisse ihrer Zeit decken sollte. Deshalb gebot also der heilige Prophet seiner Gemeinschaft, dem Koran der Hauptquelle und seinen Familienmitgliedern zu folgen, die den Koran richtig auslegten, damit sie den zeitgenössischen Bedürfnisse entgegenkommen konnte”.
Ich war mit diesem Streit sehr zufrieden. Muhammed aus Nedschd geriet in eine seltsame Lage, nämlich in die Lage eines Sperlings in der Hand eines Jägers, gegenüber dem alten Scheich Dschewad.
Die Person, die ich suchte, erschien mir in Muhammed aus Nedschd. Denn er hatte schwache Eigenschaften wie Mißachtung der zeitgenössischen Gelehrten, Unterschätzung der vier Kalifen, eine unabhängige Auslegungstendenz des Korans und der Sunna, die mir dazu helfen könnten, ihn hereinzulegen. Auf der einen Seite dieser hochmutige Junge, auf der anderen Seite Ahmed Effendi, bei dem ich in der Türkei gelernt hatte; welch tiefster Unterschied! Ahmed Effendi, dieser Gelehrte, ähnelt einem Berg gleich seinen Vorgängern. Keiner Macht war es möglich, ihn zu erschüttern. Immer wenn er den Namen “Ebu Hanife” erwähnen wollte, stand er auf und nahm die rituelle Waschung vor. Das geschah auch, wenn er das Hadith-Buch “Buchari” in die Hand nehmen wollte. Die Sunniten schenken diesem Buch großes Vertrauen.
Muhammed aus Nedschd unterschätzte Ebu Hanife sehr und sagte: “Ich weiß mehr als Ebu Hanife”.[Heute behaupten manche unwissenden Verirrten genauso, welche die vier rechten Rechtsschulen ablehnen.] Außerdem behauptete er, dass die Hälfte des berühmten Hadith-Buch Buchârî falsch sei.[Dieser Zustand von ihm macht offenbar, dass er von der Hadithwissenschaft nichts weiß.]
[Während der Übersetzung des Buches “Geständnisse von Hempher” fiel mir folgendes ein: Ich war damals in einem Gymnasium als Lehrer tätig. Beim Unterricht stellte mir einer der Schüler eine Frage:
“Herr Lehrer, würde ein Muslim dann ein Märtyrer sein, wenn er beim Krieg den Tod gefunden hätte? Ich antwortete: “Ja genau.”
Er fragte weiter: “Hat der Prophet das verkündet?”
Ich bejahte.
Er fragte wieder: “Wäre er dann auch ein Märtyrer, wenn er im Wasser ertrunken wäre?”
Ich sagte wieder ja und fügte hinzu: “Dieser bekommt sogar mehr Lohn im Jenseits.”
Seine nächste Frage war diesmal: “Ist es gleich, wenn er vom Flugzeug gefallen ist?”
-Ja.
-Hat unser Prophet auch all das mitgeteilt?
-Ja, er tat es.
Er fragte mit einem Ton und Verhalten eines Helden und lächelnd: “Herr Lehrer, gab es zu der Zeit des Propheten Flugzeuge?”
Ich antwortete: “Mein Junge. Unser Prophet hat 99 Namen. Jeder von diesen Namen drückt einen seiner ausgezeichneten Charakterzüge aus. Einer von diesen Namen ist “Dschâmi’ul-kelîm”, dies bedeutet, dass er mit wenigen Worten sehr viel ausdrücken konnte. So sagte unser Prophet: “Wer von einer hohen Stelle herunterstürzt und stirbt, findet den Märtyrertod.”
Der Schüler wunderte sich über diese Antwort sehr und war dafür sehr dankbar. Genauso gibt es im heiligen Koran und in den heiligen Hadithen viele Wörter und Bestimmungen, d.h. Gebote und Verbote, die einzeln verschiedene Bedeutungen und Andeutungen aufweisen. Die Bemühung, diese An- und Bedeutungen herauszufinden und die erforderlichen von denen auszuwählen, heißt Urteil fällen. Erst ein echter Religionsgelehrter, kann Urteil fällen. Deshalb verboten die sunnitischen Gelehrten den Laien, Urteil zu fällen. Das heißt aber nicht, dass es ihnen auch verboten war, Urteile zu fällen. Da ab dem viertem Jahrhundert kein absoluter Religionsgelehrter mehr ausgebildet wurde, konnten nicht mehr Urteile gefällt werden und so hieß es, dass sich das Tor zum Urteilfällen von selbst schloss. Gegen Weltuntergang wird der heilige Prophet Jesus auf der Erde wieder erscheinen, er und der heilige Messias werden Urteile fällen.
Unser heiliger Prophet, Friede sei mit ihm, teilte mit: “Nach mir werden sich die Muslime in dreiundsiebzig verschiedene Gruppen zerteilen. Nur eine davon wird ins Paradies kommen.” Als er gefragt wurde, wer dieser geretteten Gruppe gehört, sprach er: “Diejenigen, die mir und meinen Gefährten folgen.” Auch einmal sagte er aus: “Meine Gefährten sind den Sternen am Himmel ähnlich. Wer einem von diesen folgt, wird recht geleitet.” Das heißt, dieser wird somit auf den Weg zum Paradies geleitet. Ein Jude aus Jemen namens Abdullah bin Sebe stiftete damals unter den Muslimen die Feindschaft gegen die Gefährten des heiligen Propheten, um die islamische Religion innerlich zu zerstören.
Die Unwissenden, die gegen die Gefährten des heiligen Propheten feindselig sind, indem sie von diesem Juden irregeführt wurden, werden Schi’iten genannt. Dagegen werden diejenigen, die den heiligen Hadithen folgen, die Gefährten des heiligen Propheten lieben sie hochschätzen, und sich nach ihnen richten, Sunniten (Echl-i Sünnet) genannt.]
Ich schloß mit Muhammed bin Abd-ul-wehhâb aus Nedschd eine feste Freundschaft. Ich lobte ihn bei jeder Gelegenheit. Eines Tages sagte ich ihm: “Du bist höher als Omar und Ali. Wenn der Prophet Muhammed noch leben würde, würde er nicht Omar und Ali, sondern dich zum Kalifen ernennen. Ich hoffe, das der Islam in deiner Hand erneuert wird und aufsteigt. Du bist der einzige Gelehrte, der den Islam auf der ganzen Welt verbreiten kann.”
Muhammed, der Sohn von Abd-ul-wahhâb und ich entschlossen uns dazu, den Koran vollkommen nach unserer eigenen Auffassung zu interpretieren. Diese Interpretationen sollten denen, der Gefährten des Propheten, der Rechtsschulengründer und der Koranauslegungsgelehrten widersprechen. Zuerst lasen wir den Koran vor und diskutierten dann über manche heiligen Verse. Mein Zweck dabei war, Muhammed hereinzulegen. Er zeigte sich ohnehin mit meinen Auffassungen und Ansichten zufrieden. Denn er wollte mehr Vertrauen gewinnen und sich als revolutionär erweisen.
Eines Tages sagte ich ihm: “Glaubenskampf zu führen ist nicht geboten” Er antwortete: ‘Wie wäre das denn möglich, obwohl ALLAH im Koran gebietet: “O, Du Prophet, kämpfe gegen die Ungläubigen!” ’[Die Sure Tewbe (Die Reue), 73. heiliger Vers]
Ich fragte: “Gut, aber warum führte dann der Prophet den heiligen Krieg nicht gegen Heuchler, obwohl ALLAH im Koran gebot: “O, Du Prophet, kämpfe gegen die Ungläubigen und die Heuchler!”[Die Sure Tewbe (Die Reue), 73. heiliger Vers] [Im Gegensatz zu diesen Behauptungen von Hempher steht im Buch Mewahib-i ledünnijje, dass der Prophet gegen die Ungläubigen zweiundsiebzigmal den Heiligen Krieg führte. Seine Schwerte werden im Topkapi Museum in Istanbul ausgestellt. Die Heuchler gaben sich als Muslim an. Tags verrichteten sie mit dem Propheten ALLAHs, des Erhabenen, in der Moschee des heiligen Propheten Gebet. Der heilige Prophet erkannte sie, jedoch beschuldigte Er keinen der Heuchlerei.
Wenn Er gegen sie gekämpft und sie getötet hätte, dann hieße es; der Prophet Muhammed habe seine Anhänger getötet. Darum führte er gegen sie den Glaubenskampf durch “Worte”. Denn der als unentbehrliche Vorschrift verkündete Glaubenskampf wird körperlich und geistig ausgeführt. Der koranische Vers oben befiehlt, gegen Ungläubige und Heuchler den heiligen Kampf zu führen; aber die Kampfweise wird nicht erklärt. Unser Prophet führte gegen Ungläubige den heiligen Kampf durch den Krieg, gegen Heuchler durch Predigen und Mahnungen. Diese Handlungsweise des Propheten war also die Auslegung der oben genannten Versen.]
Muhammed aus Nedschd erwiderte: “Der Prophet führte gegen sie den Glaubenskampf, durch Worte.”
Ich fragte: “Ist der Glaubenskampf, der durch Worte geführt wird, eine unentbehrliche Verpflichtung?”
Er: “Der Prophet kämpfte gegen Ungläubige.”
Ich: “Der Prophet kämpfte gegen Ungläubige, um sich zu wehren. Denn die Ungläubigen wollten ihn töten.”
Daraufhin winkte er mit seinem Kopf zur Anerkennung. Ein anderes Mal sagte ich ihm: “Die befristete Trauung ist genehmigt.”
Er: “Nein, sie ist nicht genehmigt.”
Ich: ‘ALLAH gebietet: “Und gebet denen, die ihr genoßen habt, ihre Morgengabe.” ’[[1] Die Sure Nisa (Die Weiber), 24. heiliger Vers] [Die befristete Trauung ist ähnlich wie das Mätressenleben in unserer Zeit. Die Schi’iten behaupten, dass sie genehmigt sei.]
Er: “Omar verbot zwei solche Trauungen zu der Zeit des Propheten und ließ das Volk wissen, dass diese Trauung eine strafbare Tat ist.”
Ich: “Du behauptest einerseits, du könntest besser als Omar wissen, anderseits folgst du ihm. Außerdem sagte er: ‘Der Prophet erlaubte, aber ich verbiete es.’[St. Omar, Friede sei mit ihm, sagte dies doch nicht. Da sich dieser britische Spion wie alle Christen den Kalifen Omar zum Feind machte, griff er ihn auch durch diese Worte an. Im Buch “Hudschedschi Kat’ijje” steht: St. Omar, Friede sei mit ihm, erklärte, dass der Prophet die befristete Ehe verboten hatte. Und er sagte, dass er es nicht genehmigen durfte, was der heilige Prophet verboten hatte. Alle Gefährten des Propheten unterstützten diesen Entschluss von ihm. Unter ihnen war auch St. Ali.] Warum folgst du dem Wort Omars, anstatt den Koran und das Wort des Propheten zu schätzen?”
Er sagte kein Wort. Das bedeutete, er war überzeugt.
Es war mir klar, dass er Lust auf Frauen hatte. Er war ledig. Ich schlug ihm vor: “Lass uns durch befristete Trauung je eine Frau haben! So würden wir uns vergnügen.” Er nickte stumm mit dem Kopf, nahm also meinen Vorschlag an. Das war eine herrliche Gelegenheit für mich und ich versprach ihm, ihm eine Vergnügungsfrau zu finden. Mein Zweck war, seine Angst vor den Leuten zu beseitigen. Aber er ließ mich versprechen, dass diese Sache nur unter uns bleiben und die Frau seinen Namen nicht wissen sollte. Ich lief sofort zu den christlichen Frauen in der Nähe. Es waren die Frauen, die vom Kolonialministerium geschickt und beauftragt wurden, die moslemische Jugend dort zu verführen. Einer von denen erzählte ich von der Sache. Sie nahm diesen Auftrag an und ich gab ihr den Namen “Safijje”. Ich führte Muhammed aus Nedschd zu ihr nach Haus. Safijje war allein zu Hause. Es wurde ein wöchentlicher Ehevertrag zwischen Muhammed aus Nedschd und Safijje geschlossen. Er gab der Frau ein paar Goldstück als Mitgift. So begannen wir,ich von außen, Safijje von innen Muhammed aus Nedschd hereinzulegen.Safijje nahm ihn vollkommen in die Hand.
Eigentlich empfand er schon Lust, gegen die religiösen Vorschriften zu verstoßen, indem er sich das islamischen Urteilfällen und die Meinungsfreiheit zum Vorwand machte.
Am dritten Tag der befristeten Ehe diskutierte ich mit ihm lange darüber, dass es nicht verboten sei, Alkohol zu trinken. Ich widerlegte alle von ihm als Beweismittel für das Verbot von Alkoholgenuss vorgelegten heiligen Verse und Hadithe und sagte schließlich: “Es ist eine Tatsache, dass Jesid und Kalifen von Omajjaden und Abbasiden Alkohol zu genießen pflegten. Wie kann man sagen, sie alle seien auf dem falschen Wege gestanden und du gingest auf dem richtigen? Gewiss verstanden sie den Koran besser als du. Sie schlußfolgerten aus dem Koran und der Sunna, dass der Alkoholgenuss kein strenges Verbot, sondern ein unwichtiges Verpöntes sei. In den heiligen Büchern der Juden und Christen steht der Alkoholgenuss ebenso als zulässig. Alle himmlischen Religionen sind Dekreten ALLAHs. Sogar nahm auch Omar nach einer Überlieferung Alkohol bis zur Offenbarung des heiligen Verses: “Ihr habt alle schon darauf verzichtet, nicht wahr?”[Die Sure Maide (Der Tisch), Vers 91.] Wenn es verboten gewesen wäre, hätte der Prophet ihn bestraft. Da so etwas nicht geschehen ist, ist es also genehmigt, Alkohol zu trinken.” [In der Tat trank St. Omar Alkohol vor dem Alkoholverbot. Nach dem Verbot aber trank er keinen Tropfen mehr. Dass manche unter den Kalifen der Omajjaden und Abbasiden Alkohol nahmen, weist nicht darauf hin, dass es nicht nur unerwünscht wäre, sondern dass sie selbst Sünder waren und gegen das Verbot stießen. Denn der heilige Vers, den Hempher erwähnte, und die anderen heiligen Verse und Hadithe teilen mit, dass das alkoholische Getränk verboten ist. Im Buch Rijâdun-Nasichijn steht: Am Anfang war es erlaubt, Alkohol zu genießen. St. Omar und Sa’d bin Wakkas und noch einige Gefährten des heiligen Propheten nahmen Alkohol. Später wurde der 219. heilige Vers der Sure Bakara herabgesandt und es wurde mitgeteilt, dass dem Alkohol schwere Sünde zukommt. Später wurde noch der 42. heilige Vers der Sure Nisâ (Weiber) herabgesandt: “Nähert euch nicht betrunken dem Gebet!” Als schließlich der 93. heilige Vers der Sure Maide herabgesandt wurde, wurden allerlei alkoholische Getränke verboten. Unser Prophet sagte diesbezüglich aus:“Wenn etwas in großer Menge betrunken macht, so ist es auch in weniger Menge verboten.” und “Alkohol zu nehmen ist die schwerste der Sünden.”und “Haltet mit Betrunkenen keine Freundschaft, nehmt nicht an ihrem Leichenzug teil! Verheiratet eure Söhne nicht mit ihren Töchtern und eure Töchter nicht mit ihren Söhnen!” und “Alkohol zu nehmen ist gleich wie Götzendienst.” und “ALLAH, der Allmächtige, möge Trinker, Alkoholhersteller, –händler und Ausschenker verfluchen!”]
Muhammed aus Nedschd: ‘Nach manchen Überlieferungen trank Omar mit Wasser gemischten Wein und sagte, dass die Menge Alkohol, von der man nicht betrunken wird, kein Verbot sei. Die Auffassung von Omar ist richtig. Denn im Koran lautet es: “Der Satan will nur zwischen euch Feindschaft und Haß werfen durch Wein und Spiel und euch abwenden, von dem Gedanken an ALLAH und dem Gebet. Wollt ihr deshalb nicht davon ablassen?”[Die Sure Maide, heiliger Vers 91] Eine Menge Alkohol, die nicht betrunken macht, führt nicht zu den im heiligen Vers mitgeteilten Sünden.Diese Menge Alkohol ist dann nicht verboten.’[Jedoch widerlegt die oben erwähnte Hadith diese Auffassung von ihm.]
Ich erzählte Safijje von dieser Diskussion über Alkohol und schärfte ihr ein, ihm einen starken Wein einzuschenken. Später erzählte sie mir von ihrem Erlebnis: “Ich tat, was du gesagt hattest. Ich schenkte ihm den Wein ein. Er tanzte mit mir und in derselben Nacht waren wir einige Male zusammen.” So nahmenSafiyye und ich Muhammed aus Nedschd vollkommen in die Hand. Ich erinnere mich daran, was mir der Kolonialminister sagte, als ich mich von ihm verabschiedete. Er sagte mir nämlich: “Wir nahmen von den Ungläubigen (er meint hier die Muslime) Andalusien durch Wein und Ehebruch zurück. Und wir wollen durch diese zwei Kräfte all unsere anderen Länder zurücknehmen.” Ich sehe nun ein, in wieweit er rechthatte.
Eines Tages sprach ich mit ihm über das Fasten: “Im Koran steht: “Es ist für euch besser, wenn ihr fastet.”[Die Sure Bakara (Die Kuh), 184. heiliger Vers.] Aber es steht nicht fest, dass das Fasten eine unentbehrliche Verpflichtung ist. Danach gilt das Fasten im Islam nur als erforderlich und nicht als unentbehrlich.” Er wandte gegen meine Behauptung an: “Willst du mich von meiner Religion abbringen?” Daraufhin sagte ich ihm: ‘Die Religion bedeutet die Reinheit des Herzens, das Heil der Seele und die Beachtung der Rechte der anderen. Hatte denn der Prophet nicht gesagt: “Der Glaube ist die Liebe”, und gebietet ALLAH denn im Koran nicht wie folgt:[Die Sure el-Hidschr, 99. heiliger Vers.] “Und diene deinem Schöpfer, bis die Gewissheit zu dir kommt.”[Alle islamischen Bücher erklären diesen heiligen Vers übereinstimmend: “Dieses Wort “Gewissheit” heißt hier “Tod”. DieInterpretation dieses heiligen Verses lautet dann: “Unablässig diene deinem Schöpfer, bis dich der Tod erreicht.”] Wenn also einem ALLAH und den Jüngsten Tag zuteil wird und wenn man ein reines Herz hat und gute Taten vollbringt, dann wird man zum tugenhaftesten der Menschen.’
Diesen Worten gegenüber schüttelte er den Kopf als Zeichen der Ablehnung.
Ein anderes Mal sagte ich zum ihm: “Das täglich fünfmalige Gebet ist keine unentbehrliche Verpflichtung. Er fragte: “Wieso soll es nicht geboten sein?” Ich erklärte: ‘ALLAH verkündete im Koran: “…Verrichte das Gebet zu meinem Gedenken.”[Die Sure Tâ-hâ. 14. heiliger Vers.] Was mit dem Gebet gemeint wird ist demnach ALLAHs gedenken.’
Daraufhin sagte er: “Ja, manche hätten nach einer Überlieferung zu Gebetszeiten nur die Namen ALLAHs rezitiert anstatt des Gebetsverrichtens.”[Der heilige Prophet sagte: “Das Gebetsverrichten ist der Grundpfeiler der Religion. Wer regelmäßig das Gebet verrichtet, hat seinen Religion fest gegründet. Wer nicht, der hat seinen Religion vernichtet.” “Verrichtet das Gebet wie ich es verrichte!” Es ist eine schwere Sünde, das Gebet nicht auf diese Weise zu verrichten. Das Zeichen des reinen Herzens ist, das Gebet so zu verrichten, wie es sich gehört.]
Dieses Wort von ihm freute mich sehr. Ich gab mir große Mühe dafür, seine Haltung dem Gebet gegenüber zu festigen und herrschte über seinen Seelenzustand. Mit der Zeit merkte ich, dass er seine Gebete nicht mehr regelmäßig verrichte wie früher. Manchmal betete er und manchmal nicht. Besonders manche Morgengebete verpaßte er. Denn ich hinderte ihn daran, rechtzeitig ins Bett zu gehen, indem ich mich mit ihm bis in die Mitternacht unterhielt. Er konnte zum Morgengebet nicht aufstehen, da er ja Nachts erschöpft und ermüdet war.
Ich begann den Glauben in ihm Schritt für Schritt zu vernichten. Eines Tages versuchte ich auch, mit ihm über den Propheten zu diskutieren. Aber er erwiderte mir sehr streng: “Wenn du von nun an mit mir über dieses Thema redest, wird unsere Freundschaft zu Ende gehen und ich komme niemals mehr in Kontakt mit dir.” Da ich befürchtete, dass all meine guten Leistungen deshalb zu Grunde gehen würden, verzichtete ich darauf, mit ihm über den Propheten zu reden.
Ich schärfte ihm ein, einer anderen Glaubenslehre außer dem Sunnitentum und dem Schi’ismus zu folgen. Er schätzte auch meine Meinung ein. Denn er war sehr stolz und hochmütig. Alle Faden von Muhammed aus Nedschd nahm ich durch Safijje in die Hand.
Ein anderes Mal sagte ich ihm: “Nach einer Überlieferung machte der Prophet jeden von seinen Gefährten zum Glaubensbruder. Stimmt das? Er sagte: “Ja..” Daraufhin fragte ich: “Sind die Vorschriften des Islams vorläufig oder für immer?” Er: “Sie sind für immer. Denn erlaubte, und verbotene Dinge, die vom Propheten Muhammed als solche bezeichnet und mitgeteilt wurden, gelten bis zum Weltuntergang.” Da schlug ich ihm vor: “Dann wollen wir Brüder sein.” Und wir waren Brüder.
Von da an begleitete ich ihn überall, sogar auf jeder Reise. Ich legte auf seine Person großen Wert. Denn er war sozusagen der Baum, den ich angepflanzt hatte, für den ich die wertvollsten Tage meiner Jugend versäumte. Und nun begann ich die Früchte zu ernten.
Ich schickte jeden Monat einen Bericht nach London. Die zu mir gesandten Antworten waren sehr schätzend und ermunternd. Mir wurde klar, Muhammed aus Nedschd ging den von mir gezeigten Weg.
Meine Aufgabe war, ihm Freiheit, Selbständigkeit und Verdächtigung einzureden. Zu diesem Zweck sagte ich immer, er würde eine glänzende Zukunft haben und lobte ihn bei jeder Gelegenheit.
Eines Tages erfand ich einen Traum.: “Gestern Nacht träumte ich von unserem Propheten. [Dabei beschrieb ich auch seine Eigenschaften, welche ich von den islamischen Gelehrten gehört hatte.] Er saß auf einem Thron. Um ihn herum saßen die Gelehrten, die ich niemals kannte. Und da tratst du herein. Dein Gesicht glänzte wie ein Glaubenslicht. Während du an den Propheten herankamst, stand er auf und küßte dich zwischen den Augen. Er sagte: “Und du bist mein Namensvetter und der Erbe meines Wissens. Du bist mein Vertreter für irdische und jenseitige Angelegenheiten.” Daraufhin sagtest du: “O, Prophet ALLAHs! Ich fürchte mich, den Leuten mein Wissen bekanntzumachen.” Der Prophet antwortete: “Keine Angst! Du bist der Größte!”
Als Muhammed bin Abd-ul-wahhab von diesem Traum hörte, fand er daran große Freude. Er fragte mich in Erstaunen einige Male, ob ich richtig sage. Ich gab jedesmal die Antwort: “Ja.” Er war somit davon überzeugt, ich hätte das Richtige gesagt. Ich glaube, dass er von diesem Tag an entschlossen war, alles, was ich ihm einprägte, bekanntzugeben und eine neue Sekte zu gründen.[Das Buch “El-Fedschr-üs-Sâdik” von Dschemil Sıdkı Sehâwî Effendi aus Bagdad wurde 1323 (1905) in Ägypten gedruckt und in Istanbul von Hakikat Kitabevi (Verlag) durch Offsetverfahren wiederaufgelegt. Sein Verfasser Dschemil Sıdkı Sehawi hatte an der Universität den Lehrstuhl für “el-Islamijje” (Glaubenslehre des Islam). Während dieser Tätigkeit starb er 1354 (1936). Er schreibt im diesem Buch folgendes:
“Die verirrten Meinungen der Sekte Wahhabismus manifestierte Muhammed bin Abd-ul-wahhab 1143 (1730) in Nedschd. Er selbst wurde 1111 n.Hedschra (1699) geboren und starb 1207 (1792). DieseSekte wurde von dem Fürsten von Der’ijje Muhammed bin Su’ud (Saudi) durch blutigen Massaker verbreitet. Die Wahhabiten nannten die Muslime, die nicht ihrer eigenen Sekte angehörten, Götzendiener. Und sie behaupten: Alle diese sollten ihre Pilgerfahrt nach Mekka nachholen. Wie ihre Vorfahren seit sechs Jahrunderten ungläubig wären, seien diese auch ungläubig. Sie töteten die Muslime, die sich zu der Sekte “Wahhabismus” nicht bekehren wollten und beuteten ihre Güter aus. Sie sprachen Böses über den heiligen Propheten Muhammed, Friede sei mit Ihm, verbrannten die Rechts–, Auslegungs– und Hadithbücher und kommentierten den Koran nach ihrer eigenen Auffassung.
Sie behaupten danach, sie seien in derRechtsschule Hanbeli, um die Muslime zu täuschen. Jedoch verfaßten viele Gelehrten in der Rechtsschule Hanbeli Beurteilungs Bücher zur Widerlegung gegen sie und bewiesen, dass sie auf dem Irrweg sind. Da die Wahhabiten die Verbote als Erlaubte betrachten und die Propheten und die Heiligen geringschätzen, werden sie ungläubig. Die Fundamente der Religion “Wahhabismus” sind zehn:
1. Nach ihrem Glauben wäre ALLAH ein materielles Wesen. Er habe Hände, Gesicht und Seiten. (Dieser ähnelt sich dem christlichen Dogma Dreieinigkeit “Vater, Sohn und Heiliger Geist”.)
2. Sie kommentieren den Koran nach ihrer eigenen Auffassung.
3. Alles, was die Gefährten des heiligen Propheten überlieferten, verleugnen sie.
4. Alles, was die islamischen Gelehrten mitteilten, lehnen sie ab.
5. Sie behaupten: Wer einer von vier bekannten Rechtsschulen folgt, wird ungläubig.
6. Sie behaupten, die Nichtwahhabiten seien ungläubig.
7. Sie sagen aus: Wer beim Beten den Propheten oder Heilige zum Vermittler macht, wird ungläubig.
8. Es sei verboten, die Grabmäler des Propheten oder der Heiligen zu besuchen.
9. Sie behaupten: Wer bei anderen außer ALLAH schwört, sei ungläubig.
10. Sie sagen aus: Wer für andere außer ALLAH ein Gelübde ablegt, und ein Opfertier an dem Grabmal eines Heiligen schlachtet, sei
auch ungläubig. In diesem Buch von mir werden diese zehn Dogmen durch die Beweise ungültig gemacht.” Wenn man dies richtig beachtet, so versteht es sich von selbst, dass diese zehn Fundamente des Wahhabismus eigentlich eine erfundene Glaubenslehre sind, die Hempher Muhammed aus Nedsch einprägte.
Die britischen Agenten veröffentlichten die Geständnisse von Hempher, um das Christentum zu propagieren. Sie verfälschten darin die islamischen Kenntnisse, um die muslimische Jugend hereinzulegen. Dieses vorliegende Buch veröffentlichen wir, um die erwähnten Lügen und Verleumdungen zu zeigen und unsere Jugend vor diesen britischen Hinterhältigkeit zu warnen.]