Wenn Leute beschließen, einer Religion beizutreten, die anders ist als jene, der sie von Geburt aus angehören, dann haben ihre Motive normalerweise einen emotional-philosophischen oder sozial bedingten Grund. Mein Temperament verlangte nach einem Glauben, der den Bedürfnissen der letzten zwei Kategorien entsprach, und ich tat nichts anderes, als den Entschluss zu fassen, die Anforderungen, Schriften und Resultate der Hauptreligionen der Welt auf das genaueste zu untersuchen.
Meine Eltern stammten aus jüdischen und katholischen Glaubensgemeinschaften, doch sie legten ihre Glauben ab und wurden Protestanten, so dass ich in den Traditionen der englischen Kirche aufwuchs. Dabei erlangte ich durch jahrelangen Besuch der täglichen Gottesdienste in einer englischen Privatschule eine große Erfahrung. Instinktiv lehnte ich die Doktrin der göttlichen Inkarnation und der stellvertretenden Sühne ab und der Intellekt fand Befriedigung weder in den mannigfaltigen biblischen Leitlinien noch im Nichtvorhandensein eines auf Vernunft basierenden Glaubens, den ich in der konventionellen Gottesverehrung der durchschnittlichen englischen christlichen Kirche antraf. Weiterhin empfand ich die Lehre der Kirche, die besagte, dass man Sühne tun müsse, um zu Gott zu gelangen, als völlig unsinnig. Der Gott, den ich mir vorstellte, würde keine Sühne von Seinen Geschöpfen verlangen.
Im Judentum fand ich eine viel würdigere Auffassung Gottes, auch wenn sogar diese sich von den biblischen Schriften unterschied. Hier war ein Glaube, der sich viel von seiner ursprünglichen Reinheit erhalten hatte. Ich lernte viel davon, aber lehnte auch vieles ab. All die Regeln und Vorschriften zu befolgen, hätte mir zu wenig Zeit gelassen, irgendwelchen heiligen Handlungen beizuwohnen. Ich wäre zu sehr damit beschäftigt gewesen, mich auf endlose Formeln und Rituale zu konzentrieren. Das Schlimmste war, dass es nur für eine Minderheit gedacht war, was eine Kluft zwischen den sozialen Schichten auslöste. Nachdem ich überzeugt war, dass das Judentum der Welt nichts Gutes zu bieten hatte, untersuchte ich die anderen Religionen. Während ich Gottesdiensten der englischen Kirchen und der jüdischen Synagogen beiwohnte und aktiv darin mitmachte, nahm ich nie die eine oder andere Religion in mir auf. Im römischen Katholizismus fand ich zu viel Mystifizierung und Unterwerfung unter menschliche Autorität, was oft moralische Schwäche offenbarte und unvereinbar war mit dem für den Papst und seine Helfershelfer geschaffenen Status der Halbgöttlichkeit.
Ich wandte mich gegen Osten und studierte die Religionen des Ostens und die hinduistische Philosophie. Wiederum lernte ich viel, respektierte vieles, aber lehnte auch vieles ab. Soziale Probleme wurden nicht gelöst, die priesterliche Kaste genoss auch hier unzählige Privilegien, während niemand den armen Ausgestoßenen eine helfende Hand entgegenreichte. Das Schicksal galt als jedermanns eigener Fehler, und wenn man es geduldig ertrug, so hatte man gute Aussichten auf ein besseres Leben in der Zukunft – ein günstiges Konzept, um die Bevölkerung unter Kontrolle zu halten. Religion schien ein Mittel zur Schaffung einer übermächtigen Hierarchie zu sein, wobei man sich auf Gott berief, gemäß dessen Willen die Ordnung aufrechterhalten werden sollte. Ich war auch angewidert davon, dass im Hinduismus Tiere angebetet wurden. So eine Religion konnte nicht die wahre Religion sein.
Der Buddhismus lehrte mich viel über den menschlichen Sinn und dessen Gesetze. Er zeigte mir den Weg zum kosmischen Verständnis wie ein einfaches chemisches Experiment, vorausgesetzt, ich erbringe die nötigen Opfer dafür. Das war eine Reaktion gegen das Kastensystem. Aber auch im Buddhismus fand ich keine moralische Lehre. Ich lernte, übermenschliche Kräfte zu erlangen, oder was die Allgemeinheit als solche erachtete, aber ich sah bald ein, dass ich damit keine Geistigkeit erreichen konnte.
Sie zeigten eher die Fähigkeiten, eine Wissenschaft zu meistern, ein Zeitvertreib, ethisch etwas besser als Sport, und Gefühle zu kontrollieren, alle Wünsche und Begierden zu bezwingen, so wie Stoiker es sich gedacht hatten. Aber die Frage nach Gott tauchte überhaupt nicht auf. Da war kaum ein Bezug zum Schöpfer des Universums, sondern nur der Weg zum eigenen Heil.
Sowohl Christentum als auch Buddhismus, Jesus und Buddha, forderten in ihren Predigten dazu auf, alle materiellen Besitztümer wegzugeben, und verlangten die totale Vernachlässigung des niedrigen Selbst auf der Suche nach Gott. „Widerstehe nicht Bösem“ oder „Vairagyam“, „Denke nicht an den morgigen Tag“. Zwar hatten die Menschen zu Beginn des Christentums, als die Lehre Jesus noch rein war, diese Gebote befolgt, doch später unterlassen. Könnten die Menschen so rein wie Jesus oder Buddha sein, hätten sie vielleicht deren Weg folgend, Allahs, des Erhabenen, Wohlgefallen erreichen können. Doch wie viele opferbereite Menschen reinen Geistes mit bestem Charakter gibt es heute, die sich völlig von allem Schlechten fernhalten können? Das heißt, dass die Grundsätze Buddhas nicht dem Denken der heutigen Menschen entsprechen.
Es war vielleicht merkwürdig, dass ich, obwohl ich in arabischen Ländern gelebt hatte, dem Islam nie mehr als oberflächliche Aufmerksamkeit geschenkt und ihn nie einer genauen Überprüfung unterzogen hatte, wie ich es mit allen anderen großen Religionen der Welt getan hatte. Wenn ich aber überlege, dass meine frühere Einführung in diesen Glauben auf Rodwells Übersetzung des edlen Qur’ân basierte, dann ist es nicht erstaunlich, dass ich nicht sehr begeistert war, denn er hatte viele Teile des edlen Qur’ân unverständlich übersetzt und wissentlich zahlreiche Teile des edlen Qur’ân völlig verdreht übersetzt. Erst später lernte ich die Islamische Gemeinschaft in London kennen und las eine korrekte Übersetzung des edlen Qur‘âns. Hinterher habe ich bemerkt, dass in den meisten arabischen Ländern wenig getan wird, um das Interesse von Nicht-Muslimen zu wecken, und um seine Lehren dort zu verbreiten, wo sie gute Früchte tragen könnten. Nur zu oft besteht ein solches Misstrauen gegenüber dem Fremden, so dass man eher die charakteristisch östliche Taktik der Verheimlichung sieht als die Verbreitung. Ich biete ein gutes Beispiel hierfür, denn ich kam nie richtig dazu, mich für den Islam zu interessieren. Glücklicherweise lernte ich eines Tages einen ehrwürdigen und gebildeten Muslim kennen. Er freundete sich mit mir an. Er hörte mir aufmerksam zu. Er schenkte mir einen von einem Muslim übersetzten und kommentierten edlen Qur‘ân. Er beantwortete alle meine Fragen sehr vernünftig. Eines Tages, im Jahre 1945, nahm er mich mit in eine Moschee und ich erhielt die Gelegenheit, eine internationale Gruppe von Muslimen zu beobachten. Mein Gott! Was für eine erhabene Szene dies doch war! Es war nicht nur eine Gruppe Araber, kein Nationalismus, sondern eine repräsentative Auswahl verschiedener Rassen, sozialer Klassen und Hautfarben aus aller Welt, die sich vor Allah, dem Erhabenen, versammelt hatten und einer neben dem anderen Allah, den Erhabenen, anbeteten. Hier traf ich einen reichen Türken neben einem Inder, der praktisch Bettler hätte sein können, und neben diesem einen Schwarzen an. Sie alle hatten ihre Nationalitäten, ihren Reichtum oder ihre Armut, ihre Stellung völlig vergessen und hatten sich zu Allah, dem Erhabenen, gewandt. Niemand betrachtete sich als dem anderen überlegen. Keine schlecht verborgene Herablassung war aus der Haltung der Reichen ersichtlich: keine selbstgefällige Scheinheiligkeit beim Gleichheitsgefühl und kein Snobismus.
Nachdem ich all dies sah, war ich überzeugt, in der islamischen Religion eine Antwort gefunden zu haben, die ich sonst überall vermisste. Es genügt zu sagen, dass ich nach gebührender Überlegung dazu kam, diesem Glauben beizutreten, nachdem ich alle anderen Religionen der Welt untersucht hatte, ohne mich für eine von ihnen entscheiden zu können.
Nun bin ich stolz, Muslim zu sein. Ich studierte islamische Kultur an einer englischen Universität und erfuhr zum ersten Mal, dass es genau diejenige Kultur war, die Europa aus dem düsteren Mittelalter erhob. Ich lernte aus der Geschichte, wie viele der größten Reiche islamisch waren, wie viele Erkenntnisse der modernen Wissenschaft als Vermächtnisse des Islam anerkannt werden müssen. Die Muslime errichteten nicht nur selbst große Zivilisationen, sondern bauten auch alte Zivilisationen wieder auf, die von Christen zerstört wurden. Und wenn Freunde zu mir kommen und sagen, ich hätte einen Schritt rückwärts getan, lächle ich über ihre Unwissenheit und sage ihnen, dass der Islam kein Rückschritt sei, sondern im Gegenteil Fortschritt und Zivilisation, und erkläre ihnen den wahren Islam. Leider haben bloß äußerliche Faktoren eine spätere Degenerierung der Muslime verursacht, denn die Muslime haben vergessen, wie erhaben ihre Religion ist, und vernachlässigen die Erfüllung ihrer Gebote. Ein Teil der Ursache für diesen Zustand liegt darin, dass es nur wenige wahre muslimische Religionsgelehrte und Naturwissenschaftler, nur wenige muslimische Religionsgelehrte gibt, die die Welt gut kennen.
Heute noch kann man in muslimischen Ländern eine große Gastfreundschaft vorfinden. Wenn man in das Haus eines Muslims einkehrt, sind alle Türen offen, gleich ob man sich schon kannte oder nicht, und es wird einem sogleich geholfen. Denn der Islam gebietet, dass man anderen hilft. Dass der Reiche dem Armen hilft, dass er einen Teil seines Vermögens an die Armen gibt, ist einer der großen fünf Pfeiler des Islam. Das gibt es in keiner anderen Religion. Das bedeutet, dass der Islam die für das soziale Leben dieser Epoche geeignetste Religion ergibt. Ein Kommunismus wäre in einem islamischen Staat nie entstanden. Denn der Islam hat diese Angelegenheit schon weit im Voraus und viel grundlegender gelöst.
Für den Menschen schickt sich die Treue, selbst wenn er Unrecht erleiden muss, denn sein Helfer ist Allah, der Getreuste aller Getreuen.