Die Sonne hatte gerade den Meridian überschritten. Während wir auf der heißen, staubigen Straße entlanggingen, hörten wir, wie ein seltsam schöner Gesang die Leere um uns erfüllte. Als wir eine Gruppe von Bäumen passiert hatten, sahen wir vor uns eine Szene, die uns in Erstaunen versetzte. Wir konnten unseren Augen kaum glauben. Ein alter Araber mit einer sehr sauberen Tunika und einem weißen Turban war auf einen Turm aus Holz gestiegen und rief den Gebetsruf. Während er dies tat, war er nicht bei sich, hatte diese Welt hinter sich gelassen und befand sich in der Gegenwart seines Schöpfers, seines Herrn. Angesichts dieser erhabenen Szene kamen auch wir wie hypnotisiert zum Stehen und setzten uns langsam auf den Boden. Wir verstanden die Worte, die wir hörten, nicht, waren jedoch von ihrer Wirkung getroffen und fühlten eine Veränderung in unseren Seelen und eine gewisse Fröhlichkeit. Später erfuhren wir, was die schönen Worte des Arabers bedeuteten: „Allah, der Erhabene, ist der Größte. Es gibt keinen Gott außer Allah, dem Erhabenen.“ Plötzlich tauchten um uns herum viele Menschen auf. Dabei hatten wir bis dahin niemanden in der Nähe bemerkt. Auf den Gesichtern dieser Menschen, von denen wir nicht wussten, woher sie plötzlich kamen, lag ein Ausdruck von Ehrfurcht und Liebe.
Unter ihnen gab es Menschen jeden Alters und aus jeder Gesellschaftsschicht. Ihre Bekleidung war verschieden, ihr Gang war verschieden, ihr Aussehen war verschieden. Doch alle hatten im Gesicht denselben ernsten Ausdruck und dieselbe Liebenswürdigkeit. Die Zahl der Ankommenden nahm zu, und wir dachten, es würde kein Ende nehmen. Schließlich versammelten sich die Angekommenen. Sie legten ihre Schuhe und Sandalen ab und stellten sich in Reihen auf. Wir bemerkten mit Erstaunen, dass die Reihen nicht nach irgendeinem Kriterium gebildet wurden. Weiße standen neben Schwarzen, Arme neben Reichen, Händler neben Beamten und Arbeitern – ohne irgendeine Rangordnung stellten sie sich alle nebeneinander und beteten gemeinsam.
Ich war völlig begeistert von dieser brüderlichen Zusammenkunft so vieler unterschiedlicher Menschen. Es sind nun drei Jahre seit diesem bewegenden Ereignis vergangen.
Zwischenzeitlich hatte ich begonnen, Informationen über diese erhabene Religion, die in der Lage war, Menschen derart nahezubringen, zu sammeln. Die Informationen, die ich über den Islam fand, brachten mich dieser Religion sehr nah. Die Muslime glauben an einen einzigen Gott und sagen, entgegen dem, was die Christen behaupten, dass der Mensch nicht in Sünde geboren wird.
Im Islam werden die Menschen als Diener Allahs, des Erhabenen, angesehen, der ihnen gegenüber sehr mitleidig ist und der, solange sie auf dem rechten Weg gehen, für sie ein Leben in Ruhe und Frieden und Glück wünscht. Während im Christentum sogar ein schlechter Gedanke als Sünde gilt, sagen die Muslime, dass nur die Auflehnung gegenüber Allah, dem Erhabenen, und Schlechtes gegenüber den Menschen als Sünden zu betrachten sind, und der Islam lässt den Menschen in seinen Gedanken völlig frei. Im Islam gilt: „Der Mensch ist nur verantwortlich für das, was er tut.“ Aus den Gründen, die ich bisher genannt habe, wurde ich von Herzen Muslim. Obwohl drei Jahre verstrichen sind, höre ich in manchen Nächten im Traum immer noch die wehmütige und ergreifende Stimme jenes Arabers und jener verschiedensten Menschen, die, aus allen Richtungen kommend, sich versammelten. Alle diese Menschen, die sich, ohne auf die Unterschiede zwischen sich zu achten, zur Anbetung Allahs, des Erhabenen, versammelten, beteten ihn ohne Zweifel aufrichtig an.