Im „Menâkıb-i Cihâr Yâr-ı Güzîn“ heißt es in der 70. Geschichte: „Einst kam eine Handelskarawane in Medina an und lagerte vor der Stadt. Alle Reisenden waren so müde, dass sie sogleich einschliefen. Bei seinem Rundgang durch die Stadt bemerkte der Khalîf Umar, möge Allah mit ihm zufrieden sein, diese Karawane. Er begab sich zum Haus Abdurrahman ibn Awfs, möge Allah mit ihm zufrieden sein, und sagte: ‚Eine Karawane kam diese Nacht an. Die Reisenden sind alle Ungläubige, doch sie haben sich unter unseren Schutz begeben. Sie haben viele und kostbare Waren. Ich fürchte, dass Fremde und Vorbeiziehende sie überfallen könnten. Lass uns sichergehen, dass ihnen nichts zustößt.‘ Also hielten sie bis zum Morgen Wache und begaben sich dann zum Morgengebet. Ein junger Mann aus der Karawane, der nicht geschlafen hatte, folgte ihnen. Er befragte Leute und erfuhr, dass der Mann, der bei ihnen Wache gehalten hatte, der Khalîf Umar ibn al-Khattâb war, möge Allah mit ihm zufrieden sein. Er kehrte zu seinen Weggefährten zurück und berichtete davon. Angesichts dieser Barmherzigkeit und dieses Mitgefühls seitens des großen Khalîf, der die Armeen der Römer und Perser zerschlagen hatte und der für seine Gerechtigkeit berühmt war, verstanden sie, dass der Islam die wahre Religion war, und wurden aus ganzem Herzen Muslime.“
Wieder im selben Buch heißt es: „Als Umar, möge Allah mit ihm zufrieden sein, Khalîf war, wollte der Befehlshaber der Ostfront, Sa‘ad ibn Abî Waqqâs, möge Allah mit ihm zufrieden sein, einen Palast in der Stadt Kûfa errichten. Dafür war es notwendig, das Haus eines Feueranbeters zu kaufen, das am fraglichen Grundstück lag. Der Feueranbeter aber wollte das Haus nicht verkaufen. Er beriet sich über die Sache mit seiner Frau. Sie sagte: ‚Diese Leute haben einen Befehlshaber aller Gläubigen in Medina. Bringe deine Beschwerde vor ihn.‘ Also begab er sich nach Medina und suchte nach dem Palast des Khalîf. ‚Er hat keinen Palast oder eine Villa‘, sagte man ihm dort, und ,er selbst ist zurzeit außerhalb der Stadt.‘ Also machte der Mann sich auf die Suche nach ihm. Doch nirgendwo sah er Soldaten oder Wachen. Schließlich sah er einen Mann, der sich zum Schlafen auf die Erde gelegt hatte. Er fragte den Mann, ob er Khalîf Umar gesehen habe. Dabei war dieser Mann der Khalîf, möge Allah mit ihm zufrieden sein selbst. Er fragte: ‚Warum suchst du ihn?‘ Der Mann antwortete: ‚Einer seiner Befehlshaber will mir mein Haus unter Zwang abkaufen. Also bin ich gekommen, um mich bei ihm zu beschweren.‘ Umar, möge Allah mit ihm zufrieden sein, begab sich mit dem Feueranbeter in sein Haus. Er bat um etwas Papier, doch es war kein Papier im Haus zu finden. Er sah ein Stück Knochen von einem Schulterblatt und bat, dass es ihm gebracht werde. Auf den Knochen schrieb er dann: ‚Im Namen Allahs des Erbarmers, des Allbarmherzigen. O, Sa‘ad, kränke nicht diesen Feueranbeter! Andernfalls will ich dich umgehend hier vor mir sehen!‘ Der Feueranbeter nahm den Knochen und begab sich wieder heim. Er dachte aber: ‚Ich habe mich umsonst bemüht, wenn ich diesen Knochen dem Befehlshaber zeige, wird er wahrscheinlich denken, dass ich mich über ihn lustig mache und wird mir zürnen.‘ Doch auf Bestehen seiner Frau begab er sich schließlich doch zu Sa‘ad. Sa‘ad saß bei seinen Soldaten und unterhielt sich vergnügt mit ihnen. Dann sah Sa‘ad den Feueranbeter mit dem Stück Knochen in seiner Hand. Er erkannte die Handschrift Umars, möge Allah mit ihm zufrieden sein, und sogleich wurde er kreidebleich. Alle Anwesenden waren über diese plötzliche Wandlung erstaunt. Sa‘ad begab sich zum Feueranbeter und sprach: ‚Ich werde tun, was auch immer du willst. Doch lasse mich nicht vor Umar treten! Denn seine Strafe kann ich nicht ertragen.‘ Als der Feueranbeter dieses Flehen sah, verlor er vor Erstaunen beinahe den Verstand. Als er wieder klar denken konnte, wurde er auf der Stelle Muslim. Als man ihn fragte, warum er aus ganzem Herzen Muslim wurde, sagte er: ‚Ich habe ihren Anführer gesehen. Er schlief, bekleidet mit einem geflickten Gewand auf der Erde. Ich sah, wie große Feldherren vor ihm in Furcht erzitterten. Ich verstand, dass sie der wahren Religion folgen. Dass ein Feueranbeter, wie ich es war, solche Gerechtigkeit erfährt, kann nur durch die Hand von Menschen geschehen, die der wahren Religion folgen.‘“