Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken, wurde eines Nachts aufgeweckt und sein gesegneter Körper von der Stadt Mekka nach Jerusalem, zur „Masdschidu‘l- Aqsâ“, der „entlegenen Moschee“, gebracht, von wo er durch die Himmel und dann über den siebenten Himmel hinaus an Orte geführt wurde, die Allah, der Erhabene, wünschte. Solcherart muss der Glaube an die Miradsch, den Aufstieg durch die Himmel, sein.
[Die Angehörigen der irregegangenen Gruppe der Ismâîliten und Feinde des Islam, die sich als Gelehrte geben, behaupten, dass die Miradschnur ein Zustand war, nur mit der Seele geschah und nicht mit dem Körper, und versuchen mit solchen Worten und Schriften die Jugend zu täuschen. Man sollte solche Bücher nicht kaufen und sich nicht von ihren Inhalten täuschen lassen. Wie die Miradsch stattgefunden hat, ist in vielen wertvollen Büchern ausführlich erklärt, so z. B. In der „edlen Schifâ” (des Qâdî Iyâd) [Der Autor der Schifa, Qâdî Iyâd al-Mâlikî starb 544 n. H. [1150 n.Chr.] in Marrakesch.] oder in dem Buch „Se‘âdet-i Ebediyye“, „Das ewige Glück“.]
Von Mekka bis zur „Sidratu‘l-Muntahâ“ begleitete ihn Dschibrîl, Friede sei mit ihm. Der „Sidratu‘l-Muntahâ“ ist ein Baum, der sich in der sechsten und siebten Himmelsstufe befindet und über den hinaus weder Wissen noch Aufstieg reicht. Der edle Gesandte, Friede sei mit ihm, sah beim „Sidra“ Dschibrîl, Friede sei mit ihm, mit seinen sechshundert Flügeln, in seiner ureigenen Form.
Dschibrîl, Friede sei mit ihm, blieb am „Sidra“ zurück. Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken, wurde von Mekka nach Quds (Jerusalem) oder von dort bis zum siebten Himmel auf dem „Buraq“ getragen. Der Buraq ist ein Tier aus dem Paradies, von weißer Farbe, kleiner als ein Maultier, größer als ein Esel. Er ist also kein Tier dieser Welt, er hat kein Geschlecht, und er bewegt sich sehr schnell fort. In einem Sprung legt er die Strecke bis zum sichtbaren Horizont zurück.
Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken, verrichtete als Imâm das Nachtgebet, nach einigen Überlieferungen das Morgengebet in der Masdschidu‘l-Aqsâ, mit den Seelen der dort in ihren menschlichen Gestalten versammelten Propheten.
Von Quds (Jerusalem) bis schließlich zum siebten Himmel stieg er auf einer „Miradsch“ genannten Leiter, deren Beschaffenheit uns unbekannt ist, in einem einzigen Augenblick auf. Auf seinem Weg standen rechts und links die Engel in Reihen und priesen den Gesandten Allahs, Friede sei mit ihm. Beim Erreichen einer jeden neuen Himmelsstufe wurde die Ankunft des Gesandten Allahs, Friede sei mit ihm, durch Dschibrîl, Friede sei mit ihm, angekündigt. In jeder dieser Himmelsstufen traf er einen der Propheten und begrüßte ihn.
Beim „Sidra“ sah er viele erstaunliche Sachen. Er sah die Segen im Paradies und das Leid in der Hölle. Keine der Segen des Paradieses lenkte ihn von seinem Wunsch und seiner Freude an der Schau des Antlitzes der herrlichen Schönheit Allahs, des Erhabenen, ab. Vom „Sidra“ an reiste er allein, durch Lichter hindurch. Er hörte die Laute der Stifte der Engel. Er durchschritt 70000 Schleier. Die Entfernung zwischen einem Schleier und dem anderen misst etwa 500 Jahre Reise.
Dann reiste er auf einer „Rafraf“ genannten Liege, die glänzender ist als die Sonne, durch den „Kursî“. Schließlich gelangte er zum göttlichen Thron. Dann wurde er aus dem Thron, aus der Zeit, aus dem Raum und der Welt der Materie herausgehoben und gelangte an die „Stelle“, an der er das Wort Allahs, des Erhabenen, hören würde.
Jenseits von Zeit und Raum sah er Allah, den Erhabenen, auf die gleiche unverständliche und unerklärliche Art und Weise wie Er, der Erhabene, im Jenseits gesehen werden wird. Ohne Buchstaben oder Laute sprach er mit Allah, dem Erhabenen. Er pries, dankte und lobte Allah, den Erhabenen. Ihm wurden unzählige Gnaden und Ehren zuteil. Er selbst und seine Gemeinde wurden zu 50 Zeiten Gebet täglich verpflichtet, doch auf einen Hinweis von Mûsâ, Friede sei mit ihm, wurde diese Verpflichtung in mehreren Stufen auf fünf Zeiten täglich reduziert.
Vor diesem Ereignis wurden nur das Morgengebet und das Nachmittags- oder Nachtgebet verrichtet. Nach dieser langen Reise und nach allen Gnaden und Geschenken, nach der Schau so mancher erstaunlichen Sache kehrte er wieder zurück in sein Bett, das noch nicht einmal abgekühlt war. Ein Teil von dem, was wir hier berichten, wird in Âyât des edlen Qur’ân erwähnt, ein Teil in den ehrwürdigen Hadîthen überliefert.
Obwohl nicht alle Details des Ereignisses der Miradsch zu den notwendig zu glaubenden Sachen (Wâdschibât) gehören, kommt eine Ablehnung dieser Details doch einer Trennung von den Ahlu‘s-Sunna gleich, da die Gelehrten der Ahlu‘s-Sunna diese überliefert haben. Wer allerdings die Âyât des edlen Qur’ân und die ehrwürdigen Hadîthe leugnet, der wird ungläubig.