Die Weisheit, die Gerechtigkeit, die Tugendhaftigkeit und der Mut, denen keine schlechte Absicht zugrunde liegt, sind die Quelle des guten Charakters. Um sich lobenswerte Gewohnheiten anzueignen und seinen guten Charakter zu wahren, sollte die Gesellschaft von rechtschaffenen Menschen und Freunden mit lobenswerten Gewohnheiten gepflegt werden. Der Mensch erlangt den Charakter, der den Charakterzügen seiner Freunde entspricht. Charakterzüge sind ansteckend, genauso wie Krankheiten. Man sollte mit denjenigen, die einen schlechten Charakter haben, keine Freundschaft führen. In einem ehrwürdigen Hadith heißt es sinngemäß:

„Der Dîn eines Menschen ist wie der Dîn seines Freundes.“

Von unnützen Sachen, Spielereien, schädlichen Späßen und Streit sollte Abstand genommen werden. Es sollte nach Wissen gestrebt und Nützliches verrichtet werden. Es sollten keine Bücher gelesen werden, die den Charakter verderben und die Begierden erwecken, wie pornografische Schriften, und ebenso sollten andere Medien, die solches verbreiten, gemieden werden. Der Nutzen von gutem Charakter und der Schaden dessen, was harâm ist, und das Leid, das es für sie in der Hölle gibt, sollte ständig bedacht werden. Niemand von denjenigen, die nur nach Besitz und Rang trachten, kann sein Ziel erreichen. Wer Besitz und Rang für das Gute sucht und sie im Dienste des Guten einsetzt, erlangt Ruhe und Frieden. Besitz und Rang sollten nicht Ziele an sich sein, sondern Mittel zum Guten. Besitz und Rang sind wie ein Ozean – viele schon sind in ihm ertrunken.

Die Furcht vor Allah, dem Erhabenen, ist das Schiff für diesen Ozean. In einem ehrwürdigen Hadith heißt es sinngemäß: „Lebe in dieser Welt nicht wie ein Bleibender, sondern wie jemand auf der Durchreise! Vergiss nie, dass du sterben wirst!“ Der Mensch verbleibt nicht im Diesseits. Je mehr er sich den weltlichen Vergnügungen hingibt, umso mehr nehmen Sorgen, sein Kummer und seine Beschwernisse zu.

Die beste aller guten Charaktereigenschaften ist es, demjenigen, der einem Schlechtes tut, mit Gutem zu entgegnen. Es ist ein Zeichen des reifen Menschen. So werden aus Feinden Freunde. Imâm al-Ghazâlîmöge Allah mit ihm barmherzig sein, sagte: „Ich habe im Evangelium gelesen, dass Îsâ, Friede sei mit ihm, sagte: ‚Wenn jemand euch Schlechtes tut, entgegnet nicht mit Schlechtem! Wenn jemand euch auf die rechte Wange schlägt, bietet ihm die linke an! Wenn jemand euch euren Mantel wegnimmt, gebt ihm eure Hose dazu!’“

Jeder Muslim ist angehalten, alle schlechten Charakterzüge aus seinem Herzen zu entfernen und darin gute Charaktereigenschaften zu entwickeln. Es ist nicht damit getan, einige zu entfernen und einige zu entwickeln. Der Tasawwuf* ist der Weg, der den Menschen zu dieser Reife bringt.

 

 

 

 

 

*[Ein Weg, der dies nicht vollbringt, ist kein Tasawwuf. So, wie jede Wissenschaft ihre Plagiate, ihre Verfälschungen hat, so gibt es viele Fälscher und Lügner, die keine Ahnung vom Islam, der edlen Charakterlehre des Islam haben, doch sich Leute der Tarîqa (Weg des Tasawwuf) und Schaykh nennen. Man sollte nicht auf sie hereinfallen, nicht die Bücher von Unwissenden und Charakterlosen lesen und alle ihre anderen Medien ebenso meiden.]