Ein gemeinsames Heilmittel für alle schlechten Charakterzüge ist das Wissen über die Krankheit und ihren Schaden, ihren Grund und ihr Gegenteil sowie die Wirkung des Heilmittels. Sodann ist es notwendig, diese Krankheit bei sich zu diagnostizieren, festzustellen.
Diese Diagnose kann jemand selbst vollziehen oder er erfährt sie durch die Hilfe eines Gelehrten oder Wegweisers. Der Gläubige (Mu’min) ist der Spiegel des Gläubigen. Der Mensch begreift seine eigenen Fehler nur allzu schwer. Er konsultiert einen Freund, dem er vertraut, und lernt so seine Fehler. Ein treuer Freund ist derjenige, der ihn vor Gefahren und Ängsten bewahrt. Solch einen Freund zu finden ist sehr schwierig. Daher sagte Imâm Schâfi’î auch:
„Ein treuer Freund und wahre Alchemie,
sind so selten, so suche erst gar nicht sie!“
Und der edle Umar, möge Allah mit ihm zufrieden sein, sagte:
„Mein Freund warnt mich ob meiner Makel und
dies ist der Sunna der Freundschaft wahrer Grund!“
Auch die Worte, die die Feinde aussprechen, nützen dem Menschen, um seine Mängel zu erkennen. Denn der Feind sucht die Mängel des Menschen und legt sie bloß. Gute Freunde jedoch sehen die Mängel eines Menschen nicht wirklich. Jemand flehte den edlen Ibrâhîm Adham an, ihn auf seine Fehler hinzuweisen, worauf dieser antwortete:
„Ich habe dich zum Freund genommen und
jede deiner Taten erscheint mir schön.
Frage jemand anderen nach deinen Fehlern.“
Ein Heilmittel ist auch, dass jemand, der einen Fehler bei einem anderen sieht, diesen Fehler bei sich selbst sucht und wenn er ihn bei sich findet, versucht, von diesem loszukommen. Dies ist die sinngemäße Bedeutung des ehrwürdigen Hadith:
„Der Gläubige ist der Spiegel des Gläubigen“.
Dies bedeutet, dass er in den Fehlern der anderen seine eigenen erkennt. Îsâ, Friede sei mit ihm, wurde gefragt, von wem er seinen guten Charakter gelernt habe, und er antwortete:
„Ich habe ihn nicht von irgendjemandem gelernt.
Doch ich betrachtete die Menschen und
hielt Abstand von den Eigenschaften, die mir missfielen,
und nahm die an, die mir gefielen.“
Luqmân, der Weise, wurde gefragt:
„Von wem lerntest du gutes Benehmen (Adab)?“, und er entgegnete:
„Von jenen, denen es an Anstand mangelt!“
Auch die Lebensgeschichten der rechtschaffenen Vorgänger (Salaf as-sâlihûn), der edlen Gefährten (Ashâb al-kirâm) und der Freunde Allahs (Awliyâ), möge Allah mit ihnen barmherzig sein, zu lesen, führt dazu, gute Charaktereigenschaften zu erlangen.
Wer schlechte Charakterzüge bei sich feststellt, sollte herausfinden, warum er diesen verfiel, und versuchen, diese Gründe aus dem Weg zu räumen und nach deren Gegenteil zu streben. Um von schlechten Charakterzügen loszukommen, um ihr Gegenteil zu erreichen, braucht es große Anstrengung. Denn es ist schwierig, dass der Mensch sich seiner Gewohnheiten entledigt. Die Triebseele (Nafs) findet Gefallen am Schlechten.
Nachdem eine schlechte Tat begangen wurde, ist ein nützliches Heilmittel dagegen, dass man sich zur Gewohnheit macht, Riyâda auszuüben, Taten zu verrichten, die der Triebseele schwerfallen.
So sollte man z.B. schwören: „Sollte ich eine schlechte Tat begehen, werde ich soundsoviel Sadaqa (Almosen) geben“ oder „…soundsolange fasten“ oder „…soundsoviele Gebete in der Nacht verrichten“.
Die Triebseele wird, um diese Taten, die ihr schwerfallen, nicht verrichten zu müssen, ihre schlechten Gewohnheiten meiden, die diese zur Konsequenz haben würden. Ein weiteres nützliches Heilmittel ist das Lesen oder das Hören über die Schäden von schlechten Charakterzügen.