„Der Islam nimmt den Menschen ihre Willenskraft, bindet alles an das Schicksal und die Fügung, so dass Menschen handlungsunfähig, faul und träge werden.“
Auch das ist eine völlig haltlose Behauptung. Im Islam sind die Menschen angehalten, stets fleißig zu sein, ihren Verstand richtig zu gebrauchen, alle Neuerungen zu erlernen, alle legitimen Mittel zu verwenden um erfolgreich zu sein, nicht zu ermüden und nicht überdrüssig zu werden. Allah, der Erhabene, befiehlt den Menschen, dass sie in ihren Anliegen gemäß ihren Fähigkeiten entscheiden und diese Anliegen entsprechend bewerkstelligen.
Die Bedeutung des Wortes Fügung ist eine völlig andere als in dieser Behauptung verstanden wird. Wenn ein Muslim in einer bestimmten Angelegenheit seinen Verstand eingesetzt hat, alle zur Verfügung stehenden Mittel genutzt und sich bis zum äußersten verausgabt hat und dann nicht erfolgreich ist, dann soll er nicht verzweifeln und akzeptieren, dass dieses Resultat etwas ist, das Allah, der Erhabene, für ihn wünscht, und sich dieser Fügung ergeben. Sich ohne Anstrengung, ohne Fleiß, ohne Lernen und Wissen auf die faule Haut zu legen und dann zu erwarten, dass sich die Dinge schon fügen werden, ist eine dem Islam widersprechende Einstellung. Solches Verhalten ist eine große Sünde. Im 39. Vers der Sûre „an-Nadschm“, „Der Stern“, sagt Allah, der Erhabene, sinngemäß: „Dem Menschen wird [im Jenseits] nur das nutzen, was er sich in der Welt [mit aufrichtiger Absicht] erarbeitet hat.“ Im Folgenden, wenn die Rede von Wissen und Naturwissenschaften im Islam ist, wird ersichtlich werden, wie viel Bedeutung die Muslime dem Lernen und dem Fleiß verleihen.
Manchmal erlangen die Menschen das, was sie wünschen, nicht – trotz Einsatz aller Mittel und trotz großer Anstrengung. Sodann akzeptieren sie, dass in dieser Sache eine Kraft wirkt, die nicht ihrer Kontrolle unterliegt, und dass diese Kraft das Leben und den Erfolg der Menschen beeinflusst und sie lenkt. Das ist, was Kismet, „Fügung“, ist. Die Kismet, „Fügung“, ist gleichzeitig ein Quell großen Trostes. Ein Muslim, der sagen kann: „Ich habe meinen Teil getan, doch es war nicht gefügt“, wird, selbst wenn er in einer Sache erfolglos ist, nicht verzweifeln und nicht hoffnungslos sein, sondern wird weiterhin mit innerem Frieden weiterarbeiten. Im 5. Vers der Sûre „al-Inschirâh“, „Die Erweiterung“, heißt es sinngemäß: „Mit der Schwierigkeit kommt eine Erleichterung, ja bestimmt kommt mit der Schwierigkeit eine Erleichterung. Wenn du also eine Tat zu Ende bringst, dann wende dich der nächsten zu, und erbitte deine Bedürfnisse allein von deinem Herrn.“ Der Sinn, der hier vermittelt wird, ist, wegen Erfolglosigkeit nicht die Hoffnung zu verlieren und sich weiterhin zu bemühen. Der Anhänger einer Religion, die nur das Materielle betont, oder jemand, der keiner Religion folgt, verliert in der gleichen Lage seine Hoffnung, seinen Mut und seinen Ehrgeiz und kann nicht wieder produktiv sein. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann alle Welt an die Kismet, „Fügung“, zu glauben. In vielen europäischen und amerikanischen Publikationen finden sich Aussagen wie: „Wie wahr ist doch das, was die Muslime Fügung nennen. Wie sehr wir uns auch bemühen, es ist nicht möglich, den Lauf der Dinge zu ändern.“ Jemand, der ein Unglück erleidet, der seine Lieben, seinen Besitz oder seinen Reichtum verliert, kann nur durch seinen Glauben an das Geschick und an die Fügung und durch den Verlass auf Allah, den Erhabenen, den „Tawakkul“, Trost, finden und zu einem normalen Leben zurückkehren. Tawakkul, der Verlass auf Allah, ist der größte Quell für Trost. Doch es sei nochmals betont, dass man vor dem Tawakkul die Vorgaben des Islam beachtet, den Verstand einsetzt und alle zur Verfügung stehenden Mittel nutzt, um eine Lösung für ein Problem zu finden.