Sie sagen: „Der Islam erlaubt, dass Männer vier Frauen heiraten. Dies ist nicht mit dem Verständnis von Familie in unserer Zeit, mit der Verbundenheit in der Familie und der sozialen Ordnung zu vereinbaren.“
Die Antwort darauf ist folgende: Der Islam begann vor 14 Jahrhunderten. Zu der Zeit hatten Frauen in der Geburtsstätte des Islam, in Arabien, keinerlei Rechte. Jeder lebte mit so vielen Frauen wie ihm gefiel zusammen und fühlte sich keiner von ihnen gegenüber verpflichtet. Dass Frauen damals nichts galten, wird auch aus der Tatsache klar, dass viele Familien ihre Mädchen gleich nach der Geburt bei lebendigem Leibe begruben. Der Islam, der an einem solchen Ort hervorkam, hat die Zahl der Frauen, mit denen ein Mann leben kann, für jene Zeit extrem eingeschränkt, Frauen Rechte eingeräumt, und damit eine Frau nach einer Scheidung nicht völlig mittellos dasteht, eine Brautgabe „Mahr“ vor der Heirat festgelegt. Es ist nicht so, dass die Frauen im Islam erniedrigt werden, sondern im Gegenteil, ihre Rechte werden geschützt und ihr Ansehen gehoben. Was wir hier anreißen, wird im „Diyâu‘l-Qulûb“, „Das Licht der Herzen“, des Ishak Efendi aus Harput [1] , das er auf Türkisch als Antwort auf Lügen und Erfindungen von protestantischen Missionaren schrieb, ab Seite 324 ausführlich erklärt. Dieses Buch wurde unter dem Titel „Cevab Veremedi“, „Vermochte nicht zu antworten“, vom Verlag Hakîkat Kitâbevi gedruckt.
Was die heutige Lage betrifft, muss man wissen, dass der Islam die Heirat mit vier Frauen nicht befiehlt, sondern es nur erlaubt. Das heißt, dass die Heirat mit mehr als einer Frau keine Verpflichtung oder Sunna ist, sondern erlaubt wird. Mehmed Zihni Efendi, möge Allah mit ihm barmherzig sein, sagt in seinem Buch „Ni‘met-i Islâm“, „Der Segen des Islam“, zu Beginn des Kapitels „Heirat“: „Eine Frau zu scheiden oder bis zu vier Frauen zu heiraten ist keine Pflicht im Islam. Es ist auch nicht eine zur Wahl stehende erlaubte Sache. Es ist im Fall eines Bedürfnisses erlaubt. So, wie Männer nicht angehalten sind, mehr als eine Frau zu ehelichen, so muss eine Frau dies auch nicht unbedingt akzeptieren.“ Wenn eine Regierung etwas verbietet, dann hört diese Sache auf, erlaubt zu sein, wird zu etwas Verbotenem. Denn die Muslime lehnen sich nicht gegen das Gesetz auf, sie begehen keine Verbrechen. Muslim bedeutet jemand, der sich und anderen nicht schadet. Wenn ein Mann eine zweite Frau heiraten möchte, kommen bestimmte ökonomische und gesellschaftliche Faktoren ins Spiel, die die Rechte und Freiheiten seiner ersten Frau schützen. Auch die späteren Frauen haben Rechte. Es ist im Islam verboten, dass jemand, der diese Rechte nicht gewährleisten kann, mehr als eine Frau heiratet. Außerdem ist es eine Tat mit Segen, wenn ein Mann von einer weiteren Ehe absieht, um das Herz seiner ersten Frau zu erfreuen. Weiterhin ist es nicht erlaubt, einen Muslim, in diesem Fall die erste Frau, zu verletzen. Zu gegenwärtigen Zeiten, in denen ganze Völker von Unterhaltssorgen erschüttert werden, sind viele Männer nicht in der Lage dazu. Daher ist es klar, dass solche Männer in unserer Zeit nicht mit einer zweiten Frau verheiratet sein können. Dass sich Verhaltensweisen, die Traditionen und Gewohnheiten ändern können, wird im Islam akzeptiert, und daher haben die Muslime heutzutage nur eine Frau.
Schauen wir in diesem Zusammenhang auf andere Länder und andere Religionen: Im „Alten Testament“, das sowohl Christen als auch Juden akzeptieren, wird im Buch Genesis, Kapitel 30, in Buch Deuteronomium, Kapitel 21 und im zweiten Buch Samuel, im Kapitel 2 die Polygamie erlaubt. Dawûd und Suleymân, Friede sei mit beiden, hatten viele Ehefrauen und Sklavinnen. Die Kaiser Ostroms hatten immer mehrere Frauen, und deutsche Kaiser, so z. B. Friedrich Barbarossa (547 – 586 n. H. [1152 – 1190 n. Chr.]), hatte mehrere Frauen. Ein Eskimo kann mit Erlaubnis seiner ersten Frau eine zweite Frau heiraten. Die christliche Mormonen- Sekte, die im Jahre 1246 n. H. [1830 n. Chr.] in Amerika gegründet wurde, erlaubt die Heirat mit mehr als einer Frau. (Allerdings verbieten dies die momentanen US-amerikanischen Gesetze.) In Japan kann auch heute ein Mann mehrere Frauen heiraten.
Im Angesicht all dessen ist es ein Unrecht, die Polygamie dem Islam als einen Makel anheften zu wollen. Denn viele Völker und zahlreiche Religionen akzeptieren die Polygamie. Der bekannte Schriftsteller John Milton (1017 – 1085 n. H. [1608 – 1674 n. Chr.]) sagte: „Warum soll etwas, was weder im Alten Testament noch im Evangelium verboten wird, etwas Beschämendes und gegen den Anstand sein? Frühere Propheten, Friede sei mit ihnen, hatten immer mehrere Frauen. Damit ist die Ehe mit mehreren Frauen auch keine Unzucht und rechtmäßig und im Einklang mit dem gesellschaftlichen Gewissen.“
Der berühmte Schriftsteller Montesqieu (1100 – 1148 n. H. [1689 – 1735 n. Chr.]) äußerte: „Wenn man beachtet, dass Frauen in heißen Ländern früher reif werden, aber auch schnell altern, dann ist es nur natürlich, dass Menschen, die in diesen Ländern leben, mehrere Frauen heiraten.“ Da heutzutage die Bedingungen für den Unterhaltserwerb schwerer geworden sind, wie bereits erwähnt, kommt es in muslimischen Ländern kaum noch vor, dass es Ehen mit mehreren Frauen gibt.